Hamburg. Das Einzige, was in diesem Jahr wie immer ist, ist der Weihnachtsbaum, den Carola Neuhold mit ihrem Partner Eginhardt am 23. Dezember im Wohnzimmer aufstellt und schmückt. Ansonsten sieht das Festtagsprogramm bei ihnen in diesem Jahr notgedrungen anders aus – so wie bei sehr vielen Familien in Hamburg, in Deutschland und auf der ganzen Welt. In der Hansestadt ist spätestens seit dem 11. Dezember klar, dass das ganz klassische Weihnachten, an dem die Großfamilie mit Enkeln, Eltern, Großeltern, Tante, Onkel, Neffen und Nichten zusammenkommt, so nicht mehr funktionieren wird.
Denn der Senatsbeschluss spricht eine eindeutige Sprache: An den Feiertagen sind Zusammenkünfte nur mit der Kernfamilie und bis zu vier Personen aus weiteren Haushalten erlaubt, wenn es sich dabei um Familienmitglieder und deren Haushaltsangehörige handelt. Und so gab es in den vergangenen Tagen wohl kaum eine Frage, die an Hamburgs Küchentischen so häufig und intensiv diskutiert worden ist wie diese: Wie machen wir es bloß an Weihnachten? Auch bei den Neuholds aus Hoheluft-West war das so.
Statt einem festlichen Essen soll es dieses Mal nur eine Kleinigkeit geben
Denn die Familie darf getrost als Großfamilie bezeichnet werden: Carola Neuhold und Eginhardt, die 88-jährige Mutter, zwei erwachsene Kinder samt Partnern und Schwiegereltern, der Tante und den drei Enkelkindern. Und am liebsten saßen sie in der Vergangenheit alle beisammen bei einem festlichen Essen an einem großen Tisch. „Uns war also schnell klar, dass wir das neu organisieren müssen“, sagt Neuhold. Grundsätzlich, so sagt sie, befinde sie sich in der privilegierten Situation, dass Kinder und Enkelkinder ganz in der Nähe leben. „Wir können uns also auch unabhängig von Weihnachten regelmäßig sehen.“
Lange habe sich die Entscheidungsfindung bei den Neuholds nicht hingezogen. „Wir haben schnell entschieden, dass mein Partner und ich den Heiligabend allein verbringen werden“, so die 60-Jährige. „Und am ersten Weihnachtsfeiertag werden wir meine Mutter besuchen, die mit meiner Schwester im selben Haus lebt.“ Doch auch das werde ohne Vorsichtsmaßnahmen nicht gehen: „Wir treffen uns auf Abstand, mit Maske und werden regelmäßig lüften. Für meine Mutter, die früher selbst im medizinischen Bereich gearbeitet hat, ist das zum Glück auch selbstverständlich.“ Für den 26. Dezember planen die Neuholds, dass die Tochter mit Schwiegersohn und Enkelkindern zu Besuch kommen. Statt einem festlichen Essen soll es aber dieses Mal nur eine Kleinigkeit geben.
Das Beisammensein wird kurz und maskiert ausfallen
„Wir wollen vermeiden, uns länger als nötig gemeinsam in geschlossenen Räumen aufzuhalten.“ Und wenn die Geschenke ausgepackt und alle satt sind, soll es schnell wieder raus gehen. Geplant ist ein gemeinsamer Spielplatzbesuch mit den Kindern an der frischen Luft. Dass sie ihren Sohn, sowie alle weiteren Verwandte in diesem Jahr nicht sehen kann, findet Carola Neuhold sehr schade, aber dennoch könne sie es insgesamt „gut verknusen“. „Die jetzige Lage lässt einfach nicht mehr zu“, so Neuhold. „Wir haben außerdem viele Mediziner in der Familie, so dass es niemanden gab, der von der Notwendigkeit der Maßnahmen erst überzeugt werden musste.“
Dennoch glaubt Carola Neuhold: „Insbesondere für Familien, die nicht so nah beieinander wohnen und die sich deshalb vielleicht nur an Weihnachten sehen können, ist das aktuell eine belastende Situation.“ Carola Neuhold und Eginhardt freuen sich nun trotz allem auf Weihnachten. „Mir sind die christlichen Feiertage auch unabhängig davon, wie viele Menschen sich treffen können, sehr wichtig“, sagt Neuhold. Und so wäre unter normalen Umständen auch ein Besuch in der Christuskirche in Eimsbüttel zum Gottesdienst geplant gewesen. Aber auch das fällt in diesem Jahr aus. „Das ist schon etwas, was mir fehlen wird“, sagt Neuhold. „Insbesondere am gemeinsamen Singen habe ich große Freude und eigentlich gehört es für mich zum Fest dazu.“
Lesen Sie auch:
- Noch strengere Corona-Regeln in Hamburg?
- Der Mann, der alles über Weihnachten weiß
- Corona: Infizierte Fluggäste aus London – Virus-Mutation in Hamburg?
- Biontech-Manager: Corona-Impfstoff wirkt auch gegen Mutation
- Corona-Tote: weltweit einzigartige Untersuchung aus Hamburg
Aber was nütze es, sich zu ärgern? „Wir werden es uns schön machen mit Putenkeule, Weihnachtsbaum und Weihnachtsliedern, die ich dann eben zu Hause singe oder zumindest hören werde.“ Und wer sagte überhaupt, dass man Weihnachtslieder nur an Weihachten singen kann? „Ich habe früher schon immer mit meinem Vater auch im Hochsommer Weihnachtslieder gesungen wenn wir allein zu Hause waren. Und eigentlich war das unser Geheimnis. Aber ich fürchte, es wusste ohnehin das ganze Haus.“
Hier können Sie den täglichen Corona-Newsletter kostenlos abonnieren
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Hamburg