Hamburg.

Eine Ausstellung mit 102 Totenmasken ist seit Freitag auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf zu sehen. Die Künstlerin Claudia Guderian (68) hat von Verstorbenen jeden Alters - vom Fötus bis zum 101-Jährigen - Masken genommen und zeigt sie nun als Bronzegüsse, Gips- oder Betonabgüsse sowie als großformatige Fotos. Das Projekt heißt "FacingDeath" (Gesicht des Todes) und wird nach Angaben eines Friedhofssprechers erstmals öffentlich gezeigt.

Bronzebildnisse würden traditionell von Herrschern und verdienten Künstlern angefertigt, aber Guderian verfolge einen Ansatz der "Geschichte von unten", hieß es. Die Hamburger Künstlerin zeige die Gesichter normaler Verstorbener. Jeder Betrachter könne sich in den Masken wiederfinden. Sie seien Dokumente eines intimen Beisammenseins mit einem Menschen, der einem viel bedeutet habe, an der Schwelle zum Tod. Diesen Moment hielten die Masken fest.

In Hamburg sterben nach Angaben des Sprechers jedes Jahr etwa 17 000 Menschen. Auch ohne die Corona-Krise sei das Thema Tod stets präsent, habe aber durch die Pandemie zusätzliche Brisanz bekommen. "Warum geschehen all diese Maßnahmen, die unser aller Alltag so nachhaltig beeinflussen?", frage die Künstlerin und antworte: "Aus Angst vor dem vorzeitigen Tod." Es sei ein Verdienst von Guderian, diese Antwort visualisiert zu haben. Trotz des Teil-Lockdowns dürfe die Ausstellung in der Galerie Forum Ohlsdorf gezeigt werden, weil der Friedhof eine Gedenkstätte sei. Fünf Besucher dürfen sich gleichzeitig in dem Raum aufhalten, unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln. Die Ausstellung ist bis Ende nächsten Jahres von Montag bis Freitag geöffnet.