Hamburg. Hamburgs Bürgermeister Tschentscher lobt die Erfolge im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Vor den für Weihnachten geplanten Lockerungen müssten die Infektionszahlen aber weiter sinken. In der Adventszeit wird es die gewohnte Geselligkeit nicht geben.

Angesichts weiterhin hoher Infektionszahlen hat der Hamburger Senat eine Verschärfung der Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossen. Den seit Anfang November geltenden Teil-Lockdown bezeichnete Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Freitag als Erfolg. "Wir haben in Hamburg mittlerweile insgesamt leicht rückläufige Infektionszahlen, auch die Situation in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen ist stabil."

Mit einer Ansteckungsrate von unter 100 je Woche und 100 000 Einwohner laut Robert Koch-Institut stehe Hamburg besser da als alle anderen deutschen Großstädte und auch als die meisten Flächenländer. Um aber noch mehr Stabilität zu bekommen und später auch zu Lockerungen zu kommen, müssten jetzt einige Regeln verschärft werden, sagte Tschentscher.

PRIVATE TREFFEN: Von Dienstag an dürfen bis zum 20. Dezember nur noch fünf Personen aus zwei Haushalten zusammenkommen. Kinder bis 14 Jahre zählen dabei nicht mit. Bislang sind Treffen von zehn Personen aus zwei Haushalten erlaubt.

Während der WEIHNACHTS- UND SILVESTERZEIT vom 23. Dezember bis zum 1. Januar sollen zehn Personen aus vier Haushalten gemeinsam feiern dürfen. Ohne diese Einschränkung könnte bei zehn Erwachsenen und dazugehörigen Kindern bis 14 Jahren schon fast eine Silvesterparty organisiert werden, meinte Tschentscher. Gleichwohl müsse aber auch Singles, die in der Hansestadt fast 50 Prozent der Haushalte ausmachten, eine Möglichkeit zum Feiern geboten werden. "Das berücksichtigt die Lebenswirklichkeit in modernen Metropolen wie Hamburg."

HOTELÜBERNACHTUNGEN für Familienbesuche sollen zwischen Weihnachten und Neujahr zulässig sein. Das werde in einer weiteren Verordnung geregelt werden, kündigte der Bürgermeister an. Ob über die Feiertage auch Gaststätten wieder öffnen dürfen, müssten die Ministerpräsidenten noch gemeinsam beraten.

Das SILVESTERFEUERWERK wird nicht grundsätzlich verboten, aber wohl zeitlich beschränkt. Tschentscher appellierte an alle Hamburger, auf Feuerwerk zu verzichten. An besonders belebten Orten wird das Böllern untersagt. Innensenator Andy Grote (SPD) nannte den Jungfernstieg, die Binnenalster, den Rathausmarkt, die Landungsbrücken, die Reeperbahn und den Alma-Wartenberg-Platz im Stadtteil Ottensen. "Wir werden die Polizei für diesen Silvestertag auch die Befugnis erteilen, darüber hinaus Verbote auszusprechen", sagte Tschentscher. "Wir müssen vermeiden, dass mit der Silvesterfeierlichkeit ein Schub in der Pandemie ausgelöst wird."

Die MASKENPFLICHT wird auf alle öffentlich zugänglichen Gebäude ausgeweitet. Auch in Warteschlangen und auf Parkplätzen vor Geschäften sowie in Menschenansammlungen muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. "Wir haben immer mehr Hinweise darauf, dass die Maske sehr, sehr gut wirksam ist", sagte Tschentscher. Er betonte: "Die Maske schützt wirklich in sehr vielen Situationen."

Kleine LÄDEN bis zu einer Größe von 800 Quadratmetern dürfen weiterhin einen Kunden je zehn Quadratmeter einlassen. Größere Geschäfte dürfen für die über 800 Quadratmeter hinausgehende Fläche nur einen Kunden je 20 Quadratmeter zulassen. Die Hamburger WEIHNACHTSMÄRKTE finden in diesem Jahr nicht statt. "Die Weihnachtsmärkte im klassischen Sinne sind abgesagt", sagte der Bürgermeister.

Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) erklärte, die kommenden vier bis fünf Monate würden nicht einfach werden. Hamburg bereite sich mit einem zentralen IMPFZENTRUM in der Messe auf den Beginn der Impfungen Mitte Dezember vor. Laut Gesetz müsse zunächst das Gesundheitspersonal, Beschäftigte der kritischen Infrastruktur und bestimmte Risikogruppen geimpft werden. Sie sei zuversichtlich, dass sich Hamburger im Laufe des nächsten Jahres auch in Arztpraxen impfen lassen könnten.

CDU-Fraktionschef Dennis Thering begrüßte die konsequente Umsetzung der Bund-Länder-Beschlüsse. Er kritisierte zugleich, dass andere Bundesländer abweichen. "Es ist absurd, dass auf der anderen Seite der Landesgrenze erlaubt wird, was bei uns verboten ist." Das führe nur dazu, dass Menschen in Nachbarstädte wie Norderstedt (Kreis Segeberg) auswichen, um zum Beispiel in Nagel-, Kosmetik- und Massagestudios zu gehen. Thering forderte den Senat auf, zumindest innerhalb der Metropolregion Hamburg auf einheitliche Regelungen zu pochen.

Die Vorsitzende der Grünen Bürgerschaftsfraktion, Jennifer Jasberg, nannte die geplanten Lockerungen in der Weihnachtszeit enorm wichtig für die psychische Gesundheit. Im Dezember stehe aber nicht nur das christliche Weihnachtsfest vor der Tür, auch das jüdische Chanukka werde vom 10. bis 18. Dezember gefeiert. "In den kommenden Tagen wird geprüft, inwieweit auch diese Feierlichkeiten der jüdischen Gemeinden, die außerhalb der Ausnahmezeit liegen, sensibel berücksichtigt werden können", kündigte Jasberg an. Sozial relevante Feiertage sollten ihrer Meinung nach gleich behandelt werden.