Kiel. Besonders existenzbedrohend ist die Corona-Pandemie für Künstler und Veranstaltungsbetriebe. Schleswig-Holsteins Kulturministerin Priens signalisiert Hoffnung auf Lockerungen, aber das hängt vom Infektionsgeschehen ab. Die Grünen stellen eine grundsätzliche Frage.

Schleswig-Holsteins Kulturministerin Karin Prien hat dem unter der Corona-Pandemie leidenden Kulturbereich vorsichtig Lockerungsmöglichkeiten im nächsten Jahr in Aussicht gestellt. Noch aber seien die Infektionszahlen auch im Norden zu hoch, um Lockerungen zuzulassen, sagte die CDU-Politikerin am Freitag im Landtag.

"Wenn wir es durch die weiteren Anstrengungen in den nächsten Wochen schaffen, die Zahl der Neuinfektionen konstant unter 50 zu halten, können wir die Kultur in unserem Land schrittweise wieder öffnen", sagte Prien. Gemeint ist die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen.

Das Land lasse die Kultur in dieser schwierigen Situation nicht im Stich. Es habe bislang 25 Millionen Euro Überbrückungsmittel zur Verfügung gestellt. "Wir erfahren gerade miteinander, um wie viel ärmer unsere Gesellschaft schlagartig wird, wenn Theater, Kinos, Konzertbühnen und Museen ihre Pforten geschlossen halten müssen, wenn Künstlerinnen und Künstler nicht auftreten dürfen", sagte Prien.

In Schleswig-Holstein könnten seit Oktober weitere Anträge für das Programm Soforthilfe Kultur II gestellt werden. Darüber hinaus gebe es weitere Hilfen, zum Beispiel drei Millionen Euro für Schausteller und fünf Millionen für Digitalisierungsangebote in Kultur- und Bildungseinrichtungen. "Trotzdem ist uns klar: Mit unseren millionenschweren Hilfsprogrammen kompensieren wir nur einen Teil der ökonomischen Verluste im Kunst- und Kulturbereich", sagte Prien. "Um das abzumildern, verhandeln wir mit der Bundesregierung über weiteren Hilfen."

Als Beispiel für unbürokratische und schnelle Hilfe des Landes nannte die Ministerin das Kulturfestival Schleswig-Holstein. "Wir haben Kultur wieder sichtbar und erlebbar gemacht, auch unter Corona-Bedingungen." Das Festival habe Auftrittsmöglichkeiten geschaffen. "Denn die Kulturschaffenden brauchen nicht nur finanzielle Hilfe, sie brauchen auch ihr Publikum."

Das nunmehr mit 4,4 Millionen Euro ausgestattete Projekt werde verlängert. Den bisher rund 700 Auftrittsmöglichkeiten sollen 400 weitere folgen. Ab Dezember gehe es mit einer Streaming- Variante weiter, sagte Prien. Das Projekt helfe auch der Veranstaltungsbranche. Mehr als 200 kleine Betriebe im Land hätten dadurch Aufträge erhalten.

Die Kunst- und Kulturbranche hat Prien zufolge bewiesen, dass sie professionelle Hygienekonzepte erarbeiten kann. Sie brauche aber auch Planungssicherheit und einen gewissen zeitlichen Vorlauf. Diese Planungssicherheit wolle das Land gewährleisten.

Der SPD-Politiker Martin Habersaat verwies auf den Ernst der Lage vieler Künstler: "Wer Bilder und Skulpturen ausstellen will, wer seine Kunst nur im Rahmen von öffentlichen Auftritten vorführen kann oder wer sonstwie auf die Interaktion mit seinem Publikum angewiesen ist, steht vor dem wirtschaftlichen Nichts". Hilfsprogramme von Bund und Ländern seien so formuliert worden, dass Kulturschaffende durch die Netze fielen. Lücken müssten identifiziert und geschlossen werden, forderte Habersaat.

Die Kultur- und Kreativbranche sei in der Pandemie als erste geschlossen worden und werde voraussichtlich überwiegend als letzte wieder an den Start gehen, stellte die Grüne Marlies Fritzen fest. Kunst und Kultur seien aber nicht elitärer Luxus, sondern lebensrelevant. Es seien für alle Kulturschaffenden existenziell bedrohliche Zeiten. Aus Fritzens Sicht muss grundsätzlicher die Frage der sozialen Absicherung von Freiberuflern thematisiert werden.