Hamburg. In Hamburg ist der exponentielle Anstieg der Corona-Neuinfektionen gestoppt. Allerdings wird auch weniger getestet. Einen statistischen Effekt sieht die Gesundheitsbehörde in den sinkenden Zahlen aber nicht.

Die Zahl der in Hamburg bestätigten Corona-Neuinfektionen ist am Mittwoch um 246 gestiegen. Das waren 178 Fälle weniger als am Vortag und 150 Fälle weniger als am Mittwoch vergangener Woche. Die sogenannte Inzidenz - also die Zahl der Ansteckungen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen - sank zum Vortag von 156,4 auf 148,5, wie der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich, sagte. Vor einer Woche hatte sie noch bei 164,5 gelegen. Ab einem Wert von 50 gilt eine Stadt oder ein Landkreis als Risikogebiet.

Hamburgs Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard warnte davor, die leicht zurückgehenden Neuinfektionen als belastbare Entwarnung anzusehen. "Die Anzahl Krankenhaus-Patienten dürfte wahrscheinlich sogar noch steigen, weil schwere Verläufe nicht unmittelbar nach einer Infektion auftreten, sondern erst etliche Tage später", sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. "Für die kommenden Wochen werden wir gut beraten sein, weiter vorsichtig vorzugehen."

Sie ist überzeugt: "Verordnung und Beschlüsse hin oder her - insbesondere an Weihnachten wird es viele Begegnungen von Menschen geben. Das müssen wir berücksichtigen." Mehr Begegnungen bedeuten ihren Worten zufolge auch mehr mögliche Infektionen. "Deshalb müssen wir jetzt auch schon auf den Januar blicken, um dann auch mit womöglich leicht steigenden Zahlen umgehen zu können, ohne in Hektik zu verfallen."

Seit Ausbruch der Pandemie haben sich in Hamburg damit 21 076 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Rund 12 000 von ihnen gelten nach Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) inzwischen als genesen.

Helfrich bestätigte, dass nach einer neuen Empfehlung des RKI zur Teststrategie in der vergangenen Woche auch in Hamburg die Zahl der Tests um etwa 1000 zurückgegangen sei. Einen statistischen Effekt auf die abgeflachte Infektionskurve sehe er deshalb aber nicht. Werktäglich liege die Kapazität in Hamburg bei etwa 16 700 Tests. Die Positivrate betrage derzeit 5,6 Prozent.

Das RKI hatte mitgeteilt, dass es aus Kapazitätsgründen nicht vorgesehen und nicht möglich sei, in der Herbst-/Wintersaison alle Menschen mit Erkältungssymptomatik wie Schnupfen oder Halsschmerzen auf das Coronavirus zu testen. Es müsse davon ausgegangen werden, dass sich dadurch die Dunkelziffer der nicht getesteten Infizierten erhöhe, sagte Helfrich. "Das dürfte aber vor allem Menschen mit sehr mildem Verlauf betreffen."

Die höchste Positiv-Quote bei symptomfrei Getesteten hätten in der vergangenen Woche Menschen im Testzentrum am Hamburger Hauptbahnhof gehabt, die sich auf behördliche Anordnung hätten testen lassen. Bei 5,6 Prozent sei das Virus nachgewiesen worden. Bei Rückkehrern aus Risikogebieten waren es demnach 4,1 Prozent. Und von 477 Menschen, die aufgrund einer entsprechenden Meldung der Corona-Warn-App getestet worden seien, waren 2,7 Prozent positiv.

In Hamburger Krankenhäusern und Kliniken wurden 311 Covid-19-Patienten behandelt, davon 82 auf Intensivstationen. Die Zahl der seit Beginn der Pandemie in Hamburg an Covid-19 gestorbenen Menschen wurde zum Vortag unverändert mit 281 angegeben. Das RKI zählte mit Stand Mittwoch für die Hansestadt 315 Tote - einen mehr als am Dienstag.

Die Hamburger Gesundheitsbehörde lässt alle toten Corona-Patienten obduzieren. Das Institut für Rechtsmedizin zählt auf dieser Grundlage dann sämtliche Fälle, in denen jemand an Covid-19 gestorben ist. Das RKI zählt alle Personen, die im Zusammenhang mit einer Sars-CoV-2-Infektion gestorben sind.