Hamburg. Seit mittlerweile vier Jahren gehören sie nicht mehr direkt zum Unternehmen, sondern arbeiten für eine Tochtergesellschaft der Asklepios-Kliniken Hamburg, und hier scheinen andere Regeln zu gelten: kein Tarif, keine Gehaltserhöhung und kein Mindestlohn: 160 Mitarbeiter der ausgegliederten Service-Tochter wehren sich. Die Gewerkschaft Ver.di hat nun zum Streik aufgerufen. Erneut.
Denn bereits in der vergangenen Woche hatten die Beschäftigten laut Ver.di die Arbeit niedergelegt. Eine Reaktion von Arbeitgeberseite sei ausgeblieben. „Gerade vor dem Hintergrund der Pandemie ist die Ignoranz des Arbeitgebers, die die Beschäftigten zu weiteren Streiks zwingt, skandalös“, sagt Hilke Stein von Ver.di in Hamburg und zuständig für den Bereich Gesundheit und Soziale Dienste.
Asklepios: "Streiks von uns nicht nachvollziehbar"
Zumindest in diesem Punkt sind sich Ver.di und Asklepios einig. Auch dort hält man den Zeitpunkt für Warnstreiks für unangemessen. "Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass Ver.di in solchen Zeiten zu Warnstreiks aufruft", erklärt Unternehmenssprecher Mathias Eberenz. Gerade in der angespannten Lage, in der sich die Kliniken aufgrund der Corona-Pandemie befänden, auch finanzieller Art, sei ein solcher Streik besonders schwierig.
Mitarbeiter sind auch für die Beatmungsgeräte verantwortlich
Die betroffenen Beschäftigen arbeiten für die Asklepios-Tochter mit dem griffigen Namen "Facility Services Hamburg GmbH, Betrieb 2". Sie sind verantwortlich für die Wartung und Instandhaltung der technischen Infrastruktur und Gebäude sowie für die fachgerechte Entsorgung der Abfälle. Sprich: Es handelt sich hier um Mitarbeiter wie Gärtner, aber auch Mitarbeiter die für die Technik verantwortlich sind, unter anderem für die Wartung und Reparatur von Beatmungsgeräten.
Besonders schwer wiegt der Ver.di-Vorwurf, dass beim besagten Tochterunternehmen auch keine Mindestlöhne gezahlt werden. So liege die Vergütung bei Neuangestellten zwischen 10,23 und 10,84 Euro – und damit deutlich unter dem Niveau der Alt-Beschäftigten, deren Tarifverträge eingefroren worden seien. Laut Ver.di werden etwa 70 Prozent der 160 Mitarbeiter ohne Mindestlohn abgespeist. Asklepios bestätigt, dass es Löhne gibt, die unter den 12 Euro liegen, es handle sich dabei um eine Lohngruppe für Hilfskräfte.
Dabei hatte die Hamburger Bürgerschaft vor zwei Jahren beschlossen, den Mindestlohn für die Beschäftigten der Stadt sowie zur Stadt Hamburg gehörende Betriebe einzuführen. Der Stadt ist auch Anteilseigner der Asklepios Kliniken in Hamburg, hält 25,1 Prozent des Unternehmens, das zu den größten Arbeitgebern der Hansestadt zählt. Ver.di verweist zudem darauf, dass der Tarifabschluss bei der UKE-Tochter einen Stundenlohn von 12,24 Euro vorsieht. Unternehmenssprecher Mathias Eberenz sagt dazu: "Wir sind kein städtisches Unternehmen."
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Heute und morgen streiken die Mitarbeiter nun ganztätig für ihr Recht. Die Sicherheit der Patienten ist laut Ver.di allerdings nicht gefährdet. Es gebe zwar keine Notdienstvereinbarung, allerdings wurde trotzdem einer besetzt. Aufgrund der Pandemielage findet keine Streikkundgebung statt.
Asklepios und Ver.di liegen bei Verhandlungen weit auseinander
Der Streik könnte sich noch hinziehen. Denn bislang liegen die Forderungen der Gewerkschaft und das Angebot von Asklepios weit auseinander. So fordert Ver.di eine Anhebung um sieben Prozent und eine Teilhabe an den allgemeinen Tariferhöhungen auch für die ausgegliederten Mitarbeiter. Das bislang vom Unternehmen vorliegende Angebot sieht 1,5 Prozent mehr von 2021 an und zwei Prozent von 2022 an vor. "Ein Schlag ins Gesicht für die Mitarbeiter", sagt Ver.di.
„Diese tarifliche Eiszeit für die ausgegliederten Krankenhausbeschäftigten muss endlich aufhören“, sagt Hilke Stein. „Das Angebot bedeutet nicht nur eine Spaltung der Belegschaft, die nicht akzeptabel ist. Es koppelt die Beschäftigten bei Asklepios im Servicebereich tariflich noch dazu immer weiter ab,“ kritisiert die Gewerkschafterin und ergänzt: „Die Beschäftigten in den Krankenhäusern arbeiten in Corona-Zeiten unter extrem erschwerten Bedingungen, das gilt auch für den Bereich der Technik und Medizintechnik. Nun sollen die Servicebereiche durch Tarifverzicht offenbar dafür sorgen, dass die Renditeerwartungen privater Konzerne erfüllt werden.“
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