Hamburg

Esplanade: Kommt jetzt eine echte Allee Richtung Alster?

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Friederike Ulrich
Friederike von Ehren, Präsidentin der Gesellschaft für Gartenkultur, und Gartenhistoriker Joachim Schnitter wünschen sich die Esplanade als Grünzug mit hoher Aufenthaltsqualität.

Friederike von Ehren, Präsidentin der Gesellschaft für Gartenkultur, und Gartenhistoriker Joachim Schnitter wünschen sich die Esplanade als Grünzug mit hoher Aufenthaltsqualität.

Foto: Michael Rauhe / HA

Jetzt fordern die Landschaftsplaner mehr Grün. Die geplante Sanierung sei nicht vereinbar mit dem Ziel einer autofreien City.

Neustadt. Die Esplanade soll wieder zu einem attraktiven Grünzug werden. Das fordern der Landesverband des Bunds Deutscher Gartenarchitekten sowie Hamburger Grün-und Gartenverbände, die sich zu der Initiative Green 4 zusammengeschlossen haben. Wie berichtet, will der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) die zum Ring 1 gehörende Hauptverkehrsstraße umbauen.

Geplant ist die Sanierung von Fahrbahnen, Fußwegen und Parkplätzen, außerdem sollen auf beiden Seiten Radfahrstreifen gebaut werden. „Die Stadt sollte den bevorstehenden Umbau der Hauptverkehrsstraße nutzen, um die Esplanade wieder zu einem gelungenen Zusammenspiel von Straße, Architektur und Grünanlage zu machen“, fordert Gartenhistoriker Joachim Schnitter von Green 4.

Esplanade: Allee-Charakter nur noch zu erahnen

Dass die Esplanade im 19. Jahrhundert tatsächlich eine Prachtstraße zwischen Wallanlagen und Binnenalster war, ist heute kaum noch vorstellbar. Nur die vielen mickrigen Linden, die zwischen sieben Fahrspuren und dem in der Mitte liegenden Parkplatzstreifen wachsen, lassen den früheren Allee-Charakter der jetzt stark befahrenen Straße erahnen. Seit 1903 wurde die Esplanade schon oft zugunsten des Verkehrs umgestaltet. Mit dem bevorstehenden Umbau sollen die Fahrspuren um zwei und die Parkplätze von 108 auf 74 reduziert, fünf Bäume gefällt, elf neu gepflanzt werden.

„Die Entwicklung der Esplanade könnte der beabsichtigten Verkehrswende noch mehr Rechnung tragen“, so Schnitter. „Sie bietet sich geradezu an, die Bestrebungen einer verkehrsberuhigten westlichen Innenstadt fortzuführen. Diese würde sich dann vom autofreiem Jungfernstieg über die Colonnaden und die Esplanade bis zum Dammtor mit dem neuen Dag-Hamarsköld-Platz erstrecken.“

Bei dem bevorstehenden Umbau dürften nicht die Fehler der letzten Jahrzehnte wiederholt und dem Kfz-Verkehr zu großer Raum zugestanden werden. „Schon gar nicht, nachdem wir durch Corona die Bedeutung öffentlicher Grünanlagen mehr denn je schätzen.“

Von LSBG beauftragter Architekt stützt die Initiative

Der Hamburger Landschaftsarchitekt Ando Yoo teilt die Meinung von Green 4 und BDLA Hamburg. Er war im Auftrag des LSBG an vorbereitenden Untersuchungen zur Umgestaltung beratend tätig und kennt die Pläne daher gut. „Was hier umgesetzt werden soll, ist leider nur eine bestandsorientierte Variante mit weiterhin hohem Verkehrsaufkommen und vielen Stellplätzen in der Straßenmitte“, sagt er.

Hamburgs Zielen – weniger Verkehr in der Innenstadt und weniger Stellflächen an bedeutenden Plätzen – werde das Vorhaben nicht gerecht. Yoo spricht von einer „pragmatischen statt visionären Planung“ und einer „historischen Chance, die vertan wird“. „Man sollte die Straße grundsätzlich überplanen und dem inneren Stadtring generell mehr Qualität in der Freiraumplanung aufwerten.“

Baumexpertin: Stadt muss Esplanade überplanen

Green 4 habe sich gegründet, um die Stadt als Ansprechpartner beim Schützen und Weiterentwickeln von Grünanlagen zu unterstützen, betont Friederike von Ehren, Präsidentin der in der Initiative vertretenen Gesellschaft für Gartenkultur. „Unser Augenmerk richtet sich dabei auf Gestaltung, Pflege und Ästhetik“, so die Baumexpertin. Im Falle der Esplanade käme die Stadt diesbezüglich an einer grundsätzlichen Überplanung nicht vorbei.

„Man sollte auch überlegen neue Bäume statt der alten, nicht mehr vitalen Linden zu setzen. So könnte man nicht nur den Grünzug neu gestalten und historischen Allee-Charakter wiederherstellen, sondern auch gleich guten Mutterboden einbringen, Vorrichtungen für die Bewässerung schaffen und eine nachhaltige Pflege organisieren.“

Esplanade: LSBG verteidigt Umbaupläne

Beim LSBG kann man die Forderungen der Garten- und Landschaftsbauexperten nicht nachvollziehen. „Der Umbau der Esplanade ist seit fast vier Jahren in der Planung und wurde über die Zeit mehrfach und in diesem Herbst final behördenübergreifend abgestimmt“, sagt Sprecher Henning Grabow. Das Ergebnis sei eine „sehr gute, ganzheitliche Planung“.

„Wir erhalten den Allee-Charakter der Esplanade in Form der vier Baumreihen und ergänzen diese an den Enden sogar, Wurzelräume werden von uns sehr aufwendig saniert, beziehungsweise belüftet und gedüngt, und wir werden statt bisher 108 Parkplätzen entlang der Esplanade in Zukunft nur noch 74 in der Mitte haben.“

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Die Landschaftsarchitekten, Grün- und Gartenplaner um Friederike von Ehren und Joachim Schnitter sind nicht die ersten, die der im Frühjahr beginnenden Umgestaltung der Esplanade kritisch gegenüberstehen. Schon vor einigen Wochen hatten sich Anlieger, vor allem Hoteliers, wegen der Beeinträchtigungen durch die Baustelle gegen das Vorhaben ausgesprochen.

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