Neustadt. Die Esplanade soll wieder zu einem attraktiven Grünzug werden. Das fordern der Landesverband des Bunds Deutscher Gartenarchitekten sowie Hamburger Grün-und Gartenverbände, die sich zu der Initiative Green 4 zusammengeschlossen haben. Wie berichtet, will der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) die zum Ring 1 gehörende Hauptverkehrsstraße umbauen.
Geplant ist die Sanierung von Fahrbahnen, Fußwegen und Parkplätzen, außerdem sollen auf beiden Seiten Radfahrstreifen gebaut werden. „Die Stadt sollte den bevorstehenden Umbau der Hauptverkehrsstraße nutzen, um die Esplanade wieder zu einem gelungenen Zusammenspiel von Straße, Architektur und Grünanlage zu machen“, fordert Gartenhistoriker Joachim Schnitter von Green 4.
Esplanade: Allee-Charakter nur noch zu erahnen
Dass die Esplanade im 19. Jahrhundert tatsächlich eine Prachtstraße zwischen Wallanlagen und Binnenalster war, ist heute kaum noch vorstellbar. Nur die vielen mickrigen Linden, die zwischen sieben Fahrspuren und dem in der Mitte liegenden Parkplatzstreifen wachsen, lassen den früheren Allee-Charakter der jetzt stark befahrenen Straße erahnen. Seit 1903 wurde die Esplanade schon oft zugunsten des Verkehrs umgestaltet. Mit dem bevorstehenden Umbau sollen die Fahrspuren um zwei und die Parkplätze von 108 auf 74 reduziert, fünf Bäume gefällt, elf neu gepflanzt werden.
„Die Entwicklung der Esplanade könnte der beabsichtigten Verkehrswende noch mehr Rechnung tragen“, so Schnitter. „Sie bietet sich geradezu an, die Bestrebungen einer verkehrsberuhigten westlichen Innenstadt fortzuführen. Diese würde sich dann vom autofreiem Jungfernstieg über die Colonnaden und die Esplanade bis zum Dammtor mit dem neuen Dag-Hamarsköld-Platz erstrecken.“
Bei dem bevorstehenden Umbau dürften nicht die Fehler der letzten Jahrzehnte wiederholt und dem Kfz-Verkehr zu großer Raum zugestanden werden. „Schon gar nicht, nachdem wir durch Corona die Bedeutung öffentlicher Grünanlagen mehr denn je schätzen.“
Von LSBG beauftragter Architekt stützt die Initiative
Der Hamburger Landschaftsarchitekt Ando Yoo teilt die Meinung von Green 4 und BDLA Hamburg. Er war im Auftrag des LSBG an vorbereitenden Untersuchungen zur Umgestaltung beratend tätig und kennt die Pläne daher gut. „Was hier umgesetzt werden soll, ist leider nur eine bestandsorientierte Variante mit weiterhin hohem Verkehrsaufkommen und vielen Stellplätzen in der Straßenmitte“, sagt er.
Hamburgs Zielen – weniger Verkehr in der Innenstadt und weniger Stellflächen an bedeutenden Plätzen – werde das Vorhaben nicht gerecht. Yoo spricht von einer „pragmatischen statt visionären Planung“ und einer „historischen Chance, die vertan wird“. „Man sollte die Straße grundsätzlich überplanen und dem inneren Stadtring generell mehr Qualität in der Freiraumplanung aufwerten.“
Baumexpertin: Stadt muss Esplanade überplanen
Green 4 habe sich gegründet, um die Stadt als Ansprechpartner beim Schützen und Weiterentwickeln von Grünanlagen zu unterstützen, betont Friederike von Ehren, Präsidentin der in der Initiative vertretenen Gesellschaft für Gartenkultur. „Unser Augenmerk richtet sich dabei auf Gestaltung, Pflege und Ästhetik“, so die Baumexpertin. Im Falle der Esplanade käme die Stadt diesbezüglich an einer grundsätzlichen Überplanung nicht vorbei.