Hamburg. Bund Deutscher Architekten Hamburg zeichnet seit 1996 besondere Bauten aus: Über den Publikumspreis entscheiden Abendblatt-Leser.

Was haben die Elbphilharmonie, die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen oder der Marco-Polo-Tower gemeinsam? Sie alle sind Gewinner des Architektur Preises des Bundes Deutscher Architekten (BDA).

Die Auszeichnung, im Jahre 1996 erstmals ausgelobt, möchte vorbildliche Neubauten in Hamburg in den Blickpunkt rücken. Zudem will der BDA mit dem Preis das öffentliche Bewusstsein für Qualität im Planen und Bauen fördern sowie Qualitätsmaßstäbe in der zeitgenössischen Architektur setzen.

Publikums Preis: Wählen Sie Hamburgs schönsten Neubau

Traditionellerweise verleiht der BDA Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Abendblatt den Publikums Architektur Preis. Insgesamt stehen in diesem Jahr neun Bauten zur Auswahl, die eine Jury mit den Architektin Martina Bauer, Prof. Mikala Holme Samsøe sowie Prof. Dietrich Fink, dem Journalisten Till Briegleb und Oberbaudirektor Franz-Josef Höing vorausgewählt hat.

Alle Preisträger werden am 18. November ausgezeichnet. Diese neuen Bauwerke hat die Jury ausgewählt:

U- und S-Bahnhof Elbbrücken

U- und S-Bahnhof Elbbrücken
U- und S-Bahnhof Elbbrücken © Marcus Bredt

An den Elbbrücken haben die Architekten Volkwin Marg und Jürgen Hillmer mit Stephanie Joebsch von gmp zwei Haltestellen für U- und S-Bahn neu errichtet. Der Umsteigebahnhof soll den Hamburger Süden mit Innenstadt und HafenCity verbinden. „Diese kommunizierenden Röhren des Nahverkehrs sind die neuen Torwächter der Stadt. Mit ihrem aufreizenden Netzstrumpf-Design grüßen die zwei Glasbeine für S- und U-Bahn zur Einfahrt ins schöne Hamburg, oder sagen Ade zum traurigen Abschied“, heißt es in der Jurybegründung. Der Doppelbahnhof Elbbrücken formuliere an diesem prominenten Ort endlich wieder Stolz auf die Schönheit von Ingenieursleistungen.

Wohnbebauung Klopstockhöfe

Klopstockhöfe
Klopstockhöfe © Sebastian Glombik

Am Klopstockplatz 13-17 haben limbrock tubbesing architekten und stadtplaner einen Blockinnenhof mit einem Gebäuderiegel nachverdichtet, der durch drei Atrien gegliedert wird. Zwei Drittel der 23 Wohnungen befinden sich im Eigentum, ein Drittel wird öffentlich gefördert. „Das Nachverdichten stößt oft auf große räumliche und bürokratische Hindernisse, etwa wenn ein Hinterhofgrundstück mit Abstandsproblemen und Nordlage so bebaut werden soll, dass jemand dafür auch Geld zahlt“, so die Jury. Der Bau einer Zeile hinter einem unscheinbaren Ottenser Tordurchgang mache da Hoffnung. „Dank lichtatmender Höfe und Rücksprünge“ entsteht eine sehr freundliche und lichte, dabei stille Wohnatmosphäre, die fast japanisch anmutet.“

Wohn- und Geschäftshaus Schulterblatt

Wohn- und Geschäftshaus am Schulterblatt
Wohn- und Geschäftshaus am Schulterblatt © Dorfmüller Klier

Am Schulterblatt 65 haben LH Architekten Landwehr Henke + Partner inmitten eines Quartiers von Gründerzeitbauten ein Gebäude für die Haspa, Büros und geförderten Wohnungen errichte. „Dort, wo bisher zu jeder Hamburger Krawallnacht die Scheiben klirrten, steht jetzt ein Wohn- und Geschäftshaus, das sowohl den Gründer-Geist seiner baulichen Nachbarschaft wie dessen Struktur aufnimmt, als auch die Lebendigkeit des Schanzenviertels kreativ reflektiert“ lobt die Jury. Ein schlankes „Gerüst“ aus Betonbalken und Stützen, in dem große Fenster, Loggien und im Rücksprung eine Terrasse plastische Tiefe erzeugen, verbinde sich an allen Seiten logisch mit dem Kontext.

Großmarkt Theater Pavillon

Großmarkt Theater Pavillon
Großmarkt Theater Pavillon © Johan Dehlin

An der Banksstraße 28 bei den Großmarkthallen entwarf das Londoner Büro Carmody Groarke den Neubau eines kreisrunden Pavillons, der die Einrichtungen des Mehr Theaters im denkmalgeschützten Großmarkt um ein gastronomisches Angebot ergänzt. Die silberne Flugscheibe „ist ein magischer Ort für sich. Wie ein Gestaltwandler reagiert der Bar-Container auf seine Umgebung, reflektiert mit seiner Verkleidung die Lichtstimmungen am Hafen. Die wellenförmige Alu-Haut nimmt die Schwünge von Bernhard Hermkes ikonischer Architektur auf“, sagt die Jury.

Schulcampus Hanhoopsfeld

Schulcampus Hanhoopsfeld
Schulcampus Hanhoopsfeld © tschinkersten Fotografie

Am Hanhoopsfeld 21 haben die Wiener Architekten AllesWirdGut einen Schulcampus für zwei Harburger Schulen entworfen. „Die räumliche Verbindung von Lessing-Stadtteilschule und Alexander-von-Humboldt-Gymnasium interpretiert Schule als Gartenstadt zeitgenössisch neu“, heißt es in der Jury. Die sechs Baukörper, die das Materialduo Beton und Klinker aufnehmen, „verteilen sich in den Erholungsräumen als Architekturfamilie.“ Die klassischen Klassentrakte gruppierten sich um ein lichtes Zentrum, orientierten sich aber vor allem ins Grün gestalteter Landschaft. Auch die Mehrzweckhalle aus rohem Beton mit Holzelementen nehme den Geist gebauter Nachkriegspädagogik stimmig auf.

Kranbauten Mitte Altona

Kranbauten Mitte Altona
Kranbauten Mitte Altona © Klaus Frahm

In der Neuen Mitte Altona sind in den sogenannten Kranbauten 242 Mietwohnungen, davon acht Maisonettewohnungen und vier Kleingewerbeeinheiten neu entstanden, entworfen von André Poitiers. „Das Neubauquartier sitzt zwischen zwei lebendigen Stadtvierteln wie eine Trabantenstadt. Da fällt der eine prägnante Akzent umso mehr positiv ins Gewicht“, heißt es in der Jury. Die wuchtigen Kranhäuser gäben dem Eingang zum neuen Quartier einen starken Charakter und selbstbewusste Gestalt. „Charmant wie freundliche Riesen lugen sie über die alten Verladehallen.“

Wohnbebauung Pergolenviertel

Pergolenviertel
Pergolenviertel © Hagen Stier

Der Neubau eines Wohnblocks mit 72 Mietwohnungen (Baufeld 2a, Architekt Klaus Theo Brenner, Spine Architects) und 64 Eigentumswohnungen (Baufeld 2b, DFZ Architekten) in direkter Nähe zum Stadtpark bilden eine Einheit. „Die Superblocks, die am Rande der City Nord entstehen, erinnern recht deutlich an die großen Wohnungsbauvorhaben des Roten Wiens oder sowjetische Komplexe der Dreißiger mit ihren majestätischen Torbögen“, sagt die Jury. „Dezent zeichnet sich das unterschiedliche Erbgut einer gemeinsamen Formidee auf die Fassade: mit wechselnden Fensterrastern und Klinkerbändern, die mit jedem Geschoss dichter werden, durch die Wahl zwischen Balkon, Loggia oder Staketengeländer oder den Farbton des Steins.“

Stadthäuser Finkenau

Stadthäuser Finkenau
Stadthäuser Finkenau © Hagen Stier

An der Leo-Leistikow-Allee waren gleich drei Büros (Kraus Schönberg Architekten; DFZ Architekten; Adam Khan Architects) mit dem Neubau von 24 Stadthäusern für eine Baugemeinschaft mit 37 Wohneinheiten befasst. So entstanden zwölf Haustypen. „Ja, ist das denn Neu-Brügge, mag denken, wer in der Finkenau spazieren geht und auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses Eilbek auf diese Zeile stößt“, heißt es bei der Jury. „Im Format mittelalterlicher Stadtbebauung und im Rückgriff auf die handwerkliche Detailkunst von Expressionismus und Backsteinmoderne wird mit spürbarer Freude die unerreichte Qualität der Vormoderne gefeiert, Hauscharakter zu schaffen.“

Waterworks Falkenstein

Waterworks Falkenstein
Waterworks Falkenstein © Jochen Stüber

Am Falkensteiner Ufer haben BIWERMAU Architekten die ehemalige Pumpstation des Wasserwerk Bauerspark zu Wohnzwecken denkmalgerecht saniert und umgebaut. „Es ist eine dankbare Aufgabe, die man trotzdem vermasseln kann, wenn man zu sehr auf den Zeitgeschmack reicher Kunden statt auf die Geschichte hört: Der Umbau einer Wasserpumpstation von 1858 direkt an der Elbe zu einem Ensemble mit sieben Eigentumswohnungen“, sagt die Jury. Nicht nur die Bewahrung der Bausubstanz, wie es der Denkmalschutz verlangt, sondern auch die Liebe zu Rohstoff und Patina sorgten in diesem Fall dafür, „dass die Baucollage am Falkensteiner Ufer durch den Umbau gewinnt, und nicht entstellt ist“.

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