Hamburg. Fast 100 Jahre alt ist die Sternbrücke in Hamburg-Altona. Rund 900 Züge fahren täglich darüber, 50 000 Autos drunter durch. Nun soll ein Neubau her. Im der Stadt sorgen die Pläne für Unmut.

Der Hamburger Senat ist mit seiner Entscheidung zum Ersatz der in die Jahre gekommenen Sternbrücke in Altona auf heftige Kritik gestoßen. Die Umsetzung der von der Deutschen Bahn favorisierten Variante einer 100 Meter langen, stützenfreien Stabbogenbrücke sei überdimensioniert und "mit Blick auf Kultur, Städtebau, Stadtentwicklung und urbanes Leben ein Desaster", teilte die Initiative Sternbrücke am Mittwoch mit. Klagen gegen die Pläne seien in Vorbereitung. Kritik kam auch von der Opposition und der Architektenkammer.

Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) hatte die Entscheidung des Senats für die Bogenbrücke am Dienstag mit verkehrlichen Notwendigkeiten begründet. Die aktuelle Sternbrücke sei "ein Hemmschuh für die Mobilitätswende", sagt er. "Der Platz unter der Brücke ist sehr stark begrenzt, was dazu führt, dass es keinen Radweg an der Stresemannstraße gibt, die Fußwege äußerst bescheiden und die Wartebereiche für die Kunden des 3er Busses inakzeptabel sind." Täglich fahren rund 50 000 Fahrzeuge unter der Brücke hindurch.

Die Initiative Sternbrücke wies die Argumente des Senators zurück: "Jedes Kind sieht sofort, dass 20 Meter vor und hinter der Brücke die Stresemannstraße enger bleibt als die Kreuzung unter der neuen Brücke." Fachleute hätten noch vor wenigen Wochen bestätigt, "dass die Sanierung für die Stadt die kostengünstigste Lösung wäre".

Die CDU warf Rot-Grün vor, mit dem Neubau sehenden Auges ein Stadtquartier zu ruinieren. Die Kollateralschäden beim Bau seien enorm, sagte die Stadtentwicklungsexpertin der Fraktion, Anke Frieling. "Eine Reihe von Häusern muss abgerissen werden, Menschen müssen umziehen, Clubs, Restaurants und Geschäfte brauchen neue Räume." Die verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heike Sudmann, sprach von einer "Monsterbrücke". "Sie widerspricht allen Ideen für eine autoarme Innenstadt." Zudem werde sie zum Symbol für die "Nicht-Bürgerbeteiligung" in Hamburg.

Bei einem Projekt dieser Bedeutung sei maximale Transparenz unerlässlich, sagte auch die Präsidentin der Hamburger Architektenkammer, Karin Loosen. "Entscheidungsgrundlage dürfen dabei nicht nur verkehrliche, sondern müssen auch städtebauliche, freiräumliche und architektonische Kriterien sein."

Die Deutsche Bahn zeigte sich hingegen erfreut von der Senatsentscheidung. Die Sternbrücke sei für die Mobilität in Hamburg und weit darüber hinaus wichtig, sagte Manuela Herbort, DB-Konzernbevollmächtigte für Hamburg und Schleswig-Holstein. "Rund 900 Züge fahren auf der Verbindungsbahn täglich über diese Brücke, die bereits seit 1926 ihren Auftrag erfüllt. Nun muss sie dringend auf die aktuellen und zukünftigen Verkehre ausgerichtet werden."

Ende des Monats würden die Planunterlagen im Rahmen des Anhörungsverfahrens öffentlich ausgelegt, kündigte Herbort an. "Um dabei allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, mehr über unser Vorhaben und die öffentliche Beteiligung zu erfahren, planen wir darüber hinaus für den 26. November 2020 eine digitale Informationsveranstaltung."