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Liebe in der Corona-Krise – wie Partnerbörsen profitieren

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Virtuell können sich Singles noch immer ohne Probleme kennenlernen. Für persönliche Treffen sieht es gerade aber nicht gut aus.

Virtuell können sich Singles noch immer ohne Probleme kennenlernen. Für persönliche Treffen sieht es gerade aber nicht gut aus.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Parship verzeichnet in der Corona-Pandemie Zuwachs. Videochats als Ersatz für Nähe taugen jedoch nur bedingt.

Hamburg. Keine durchgetanzten Nächte, keine privaten Feiern, keine Festivals: Viele der Orte und Möglichkeiten, einen Partner kennenzulernen, fallen seit Corona aus. Das Bedürfnis danach, einen festen Partner zu finden, ist aber gleichzeitig bei vielen Singles offenbar gestiegen. Große Online-Partnervermittlungen wie Parship mit Sitz in Hamburg verzeichnen jedenfalls deutlich steigende Anmeldezahlen.

Dabei kann sehr genau abgelesen werden, ab wann das Interesse gestiegen ist: Demnach war es die Kalenderwoche 13 und damit Mitte März, als die erweiterten Kontaktbeschränkungen in Kraft getreten sind. Seitdem wurden über Parship rund ein Viertel mehr Nachrichten verschickt als im Vorjahr, und auch die Zahl der Neuanmeldungen sei merklich gestiegen. Laut Sprecherin Jana Bogatz lag die Zahl der Neuregistrierungen von Mitte März bis Anfang Juni knapp ein Zehntel über dem Niveau des Vorjahres.

Kennenlernen ist offline schwerer geworden

Der Grund liegt auf der Hand: „Wir gehen davon aus, dass Singles unsere Services verstärkt nutzen, weil das Kennenlernen offline nur noch schwer möglich ist – aber auch, weil die aktuelle Krise noch mehr Bewusstsein für den Wert einer langfristigen und glücklichen Partnerschaft schafft“, so Bogatz. Um das direkte Treffen in Zeiten von „Social Distancing“ zumindest in der ersten Phase zu vermeiden, setzt Parship verstärkt auf „Video-Dates“.

Um mehr Informationen über die Bedürfnisse von Singles in dieser speziellen Zeit zu erhalten, hat das Unternehmen Ende März mehrere Umfragen durchgeführt. Demnach gab jeder dritte deutsche Single an, sich vor Einsamkeit während der Corona-Pandemie zu fürchten. Dies betreffe vor allen Dingen die Jüngeren zwischen 18 und 29 Jahren. Das Gefühl der Einsamkeit entstehe auch dadurch, dass nun mehr Zeit zu Hause verbracht werde.

Masken stören Singles bei Dates

Im Sommer wurden zwar echte Treffen wieder möglich, ein Aspekt aber stört viele Singles offenbar: das Tragen der Maske. Das geht aus einer weiteren Umfrage hervor, bei der das Unternehmen nicht nur Parship-Nutzer gefragt hat. Demnach empfinden die meisten Singles den Mund-Nasen-Schutz bei Dates als störend. 69 Prozent der befragten Singles gaben an, dass sie sich lieber ohne Masken treffen würden. 49 Prozent sagten, dass sie sich durch die allgemeinen Beschränkungen auch ohne den Schutz sicher genug fühlen würden.

Coronavirus – die Fotos zur Krise

Auch Psychologen haben sich mit dem Thema der Paarfindung während Corona beschäftigt. So auch der Hamburger TV-Psychologe Michael Thiel. „Wir befinden uns gerade ohnehin in einer schwierigen Phase, in der die dunkle Jahreszeit beginnt und die Feiertage näher rücken. Das können auch unter normalen Umständen schwierige Wochen für Alleinstehende sein. Durch Corona aber wird das Gefühl noch verstärkt“, so Thiel. Das liege auch daran, dass „gleichzeitig der Kontakt zu Freunden und Bekannten eingeschränkt war und ist.“ Zudem würden die aktuellen Beschränkungen zu einem Phänomen führen, das sich „Reaktanz“ nennt. „Damit ist gemeint, dass das Verlangen nach dem, was verboten ist, größer wird, weil es verboten ist. Also etwa die Lust auf ein ausschweifendes Fest oder andere intensive gemeinsame Erlebnisse.“

Online-Bar-Hopping als Alternative

Seit 2013 veranstaltet „Face2Face“ organisierte Dating-Kneipentouren mit mehr als 100 Teilnehmern – bis der Lockdown kam. Um die Zeit zu überbrücken, stellte das Unternehmen auf Online-Bar-Hopping um. Dabei wurden die Teilnehmer in Vierer-Gruppen zusammengeschaltet, konnten aus dem heimischen Wohnzimmer ein Getränk zusammen nehmen, nach 15 Minuten wurden die Gruppen neu gemischt. „Das lief zunächst ganz gut. Aber es zeigte sich auch, dass das Interesse sofort weg war, als die Beschränkungen im Sommer weitestgehend aufgehoben wurden“, so Geschäftsführer Rico Hetzschold. Angesichts der aktuellen Entwicklungen werde er das Video-Dating nun aber wieder einführen.

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Auch die Hamburger Dating-Plattform Hamburgersingles.de mit rund 20.000 aktiven Mitgliedern hatte während des Lockdowns die Videochat-Funktion eingeführt. Allerdings mit eher mäßigem Erfolg. „Der Videochat konnte sich nicht durchsetzen“, sagt Sprecherin Veronika Link. „Ein echtes Treffen kann so eben nicht ersetzt werden, und wenn man sich sympathisch ist und sich kennenlernen möchte, dann möchte man sich eben sehen. Das hat sich auch in Corona nicht geändert“, so Link.

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