Hamburg. Hamburg geht in den Teil-Lockdown. Von Montag an müssen wegen der Corona-Pandemie unter anderem Gaststätten und Kultureinrichtungen schließen. Außerdem gilt eine Maskenpflicht im Unterricht ab der 5. Klasse. Der Senat setzt den Bund-Länder-Beschluss eins zu eins um.

Das öffentliche Leben in Hamburg wird am Montag zur Eindämmung der Corona-Pandemie bis Ende November teilweise heruntergefahren. Der rot-grüne Senat beschloss am Freitag weitreichende Beschränkungen und setzt damit einen von Bund und Ländern vereinbarten Teil-Lockdown um. Die Zahl der Neuinfektionen in Hamburg stieg unterdessen mit 410 auf einen neuen Höchststand.

"Wir haben soeben eine überarbeitete Corona-Verordnung beschlossen, die die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz in allen einzelnen Punkten übernimmt", sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Und die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) betonte: "Wir haben uns sehr eng an die Vorgaben des Ministerpräsidenten-Beschlusses gehalten, damit es uns auch wirklich gelingt, die Welle zu brechen und die Kontakte eines jedes Einzelnen auf ein Minimum zu reduzieren."

Von Montag an müssen nun bis Ende des Monats alle Restaurants und Kneipen wieder schließen, genauso wie Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo- und Fitnessstudios, Theater, Kinos, Opern, Konzerthäuser und Museen. Veranstaltungen werden gestrichen und Zuschauer in der Bundesliga wieder verboten. Offen bleiben dagegen Schulen, Kindergärten, der Groß- und Einzelhandel, Friseurläden und die Bücherhallen. In den Schulen gilt nun jedoch ab der 5. Klasse eine Maskenpflicht auch im Unterricht.

Das bei einer Videokonferenz von den Ministerpräsidenten der Länder und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch verabredete Kontaktverbot stand in Hamburg nicht mehr zur Debatte. Es gilt in der Hansestadt bereits seit Anfang der Woche. Danach dürfen sich im privaten Bereich, auf der Straße und in der Gastronomie nur noch maximal zehn Menschen aus zwei Haushalten treffen. Ausnahmen bei der Zahl der Haushalte gibt es nur für sogenannte Patchwork-Familien und für Kinder unter zwölf Jahren.

Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) betonte, die Maßnahmen richteten sich nicht gegen eine bestimmte Branche. Es gehe vielmehr darum, Kontakte zu beschränken. "Wir können nicht mehr davon ausgehen, dass wir die Infektionsquellen überall sicher entdecken", sagte Bürgermeister Tschentscher. Das Virus breite sich unentdeckt über mehrere Personen aus und tauche dann durch eine symptomatische Person plötzlich irgendwo auf. "Es gibt keine Sicherheit, dass irgendein Bereich nicht daran beteiligt ist."

Dass die Einschränkungen bitter und für viele "eine echte Zumutung" seien, könne sie nachvollziehen, sagte Fegebank. "Gemeinsamer Halloween-Umzug mit den Kindern oder das Laterne-Laufen mit anderen Erwachsenen oder anderen Kindern - das wird jetzt alles wegfallen müssen, weil wir in einer echt kritischen Lage sind." Tschentscher räumte ein, dass die Gastronomie erneut besonders belastet werde, verwies dabei auch auf das Zehn-Milliarden-Euro-Hilfspaket des Bundes.

Schüler ab der fünften Klasse müssen von Montag an auch im Unterricht einen Mund-Nasen-Schutz tragen. "Die Maskenpflicht (...) wird erweitert", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Somit müssten alle Schüler und Schulbeschäftigte innerhalb und außerhalb des Unterrichts ab Klasse fünf Masken tragen. Ausnahmen gebe es nur auf dem Schulhof, "wenn die entsprechenden Jahrgangsstufen und -gruppen voneinander getrennt sind". Auch bei Klausuren und Prüfungen müsse keine Maske getragen werden, sofern der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werde, erläuterte Rabe. Bisher galt die Maskenpflicht im Unterricht nur für Berufs- und Oberstufenschüler.

Kinder und jüngere Jugendliche sind nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts seltener von Infektionen betroffen als Erwachsene und nicht Treiber der Pandemie. Nach Angaben der Schulbehörde vom Freitag wurden am Donnerstag 71 Neu-Infektionen an 51 Schulen gemeldet. Damit gebe es insgesamt 418 infizierte Menschen an 163 Schulen, davon 328 Schüler sowie 90 Schulbeschäftigte.

41 von rund 9500 Klassen sowie 209 Schulbeschäftigte sind demnach in Quarantäne. Bei rund 256 000 Schülerinnen und Schülern in Hamburg entspricht der Anteil der infizierten Kinder und Jugendlichen laut Schulbehörde 0,13 Prozent. Unter den etwa 34 400 Schulbeschäftigten liege der Anteil der Corona-Infizierten bei 0,26 Prozent.

Die Zahl aller an den Schulen Infizierten entspricht in etwa der Zahl der allein am Freitag gemeldeten Neuinfektionen in Hamburg. Mit 410 Fällen ist es nach Angaben der Gesundheitsbehörde der stärkste Zuwachs innerhalb eines Tages seit Beginn der Pandemie. Der Sieben-Tage-Wert kletterte auf 121,8 pro 100 000 Einwohner. Am Donnerstag waren 390 neue Fälle gemeldet worden, der Sieben-Tage-Wert hatte bei 119,2 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner gelegen.

Seit Ausbruch der Pandemie haben sich in Hamburg 13 356 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Rund 8800 von ihnen gelten nach Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) als genesen, 100 mehr als am Vortag. In Hamburger Kliniken wurden Stand Donnerstag 150 an Covid-19 erkrankte Patienten behandelt, zwei mehr als am Vortag. Auf Intensivstationen lagen 39 Patienten, drei mehr als am Mittwoch.

Gerade mit Blick auf die hohe Zahl an Neuinfektionen kündigte Innensenator Andy Grote (SPD) Polizeikontrollen zur Einhaltung der Regeln an. Die Beamten würden mit Außenmaß und im privaten Bereich sensibel vorgehen. "Die Polizei geht nicht von Tür zu Tür und klopft und überprüft die Einhaltung der Eindämmungsverordnung." Grote warnte aber auch: "Wenn wir einen Anlass haben, einen Hinweis, dass da irgendwo eine wilde Party stattfindet, dann stehen wir da vor der Tür und das wird dann kein so freundlicher Kontakt."