Kiel. Das hohe Tempo der Corona-Verbreitung in Schleswig-Holstein hält an: Mit 280 Neuinfektionen innerhalb eines Tages wird erneut ein Höchstwert seit dem Ausbruch der Pandemie verzeichnet. Landesweit steigt der 7-Tage-Inzidenzwert auf 46 - ebenfalls ein Rekord.

Die schnelle Ausbreitung des Coronavirus in Schleswig-Holstein geht weiter: Innerhalb eines Tages wurden 280 Corona-Neuinfektionen gemeldet - so viele wie noch nie. Seit Beginn der Pandemie haben sich somit 7499 Menschen nachweislich mit Sars-CoV-2 angesteckt, teilte die Regierung am Mittwochabend im Internet mit. Auch der Inzidenzwert - die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen - nahm weiter zu und kletterte mit 46,0 im nördlichsten Bundesland auf einen neuen Höchststand. Bundesweit betrug der Inzidenzwert 99,0, wie das Robert Koch-Institut Stand Donnerstag 8.00 Uhr mitteilte.

Erst am Mittwochmorgen hatte die Landesregierung mit 278 registrierten Fällen innerhalb von 24 Stunden vom Vortag einen Höchstwert bekanntgegeben.

Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg um 3 auf 170. Im Krankenhaus werden derzeit 76 Covid-19-Patienten behandelt, am Montag waren es noch 58 Patienten gewesen. Rund 5400 Menschen in Schleswig-Holstein gelten nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) als genesen.

"Die Situation ist dramatisch", sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Donnerstag im Landtag in einer Regierungserklärung. Er bekannte sich aus staatspolitischer Verantwortung erneut vollständig zu den Beschlüssen von Bund und Ländern, die ab 2. November für vier Wochen zu einem befristeten Teil-Lockdown in ganz Deutschland führen. Es gehe darum, die Wirtschaft am Laufen und Schulen wie Kitas offen zu halten.

Der befristete Teil-Lockdown sieht vor, dass Restaurants und Kneipen wieder schließen, genauso wie Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo- und Fitnessstudios sowie Kinos. Auch touristische Übernachtungsangebote im Inland werden im November verboten. In der Öffentlichkeit sollen sich nur noch maximal zehn Menschen aus dem eigenen und einem zweiten Hausstand gemeinsam aufhalten dürfen. Veranstaltungen werden gestrichen und Zuschauer in der Bundesliga erneut verboten. Offen bleiben sollen Schulen, Kindergärten, der Groß- und Einzelhandel und Friseurläden.

Die neuen Corona-Regeln für Schleswig-Holstein, in die auch bereits vor den Bund-Länder-Beschlüssen beschlossene Maßnahmen der Landesregierung einfließen, sollen in einer Landesverordnung festgelegt werden. Diese Verordnung werde zurzeit erarbeitet, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Donnerstag in Kiel. Der Entwurf gehe dann an Ministerien und kommunale Spitzenverbände zur Anhörung. Danach entscheide das Kabinett über den endgültigen Entwurf. Die Landesverordnung werde voraussichtlich am Sonntag veröffentlicht, so dass die Maßnahmen am Montag in Kraft treten.

Unklar war am Donnerstag noch, ob und unter welchen Bedingungen an den Hochschulen Präsenzveranstaltungen stattfinden können. "Wir müssen die genauen Vorgaben der Landesverordnung abwarten", sagte ein Sprecherin der Kieler Universität, der größten Hochschule des Landes. Die Hochschulen haben das Wintersemester als Hybridsemester geplant, also als Mischung von digitalen Lehrveranstaltungen und Präsenzveranstaltungen - gerade für Erstsemester. Die Einführungsveranstaltung für Erstsemester an der Kieler Uni wurde am vergangenen Montag bereits digital durchgeführt.