Hamburg. In einem Ankunftszentrum für Flüchtlinge sind 70 Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sie und ihre nahen Kontaktpersonen wurden an einen anderen Standort verlegt. Die Linken werfen dem Senat im Hinblick auf die Unterkünfte Ignoranz vor.

In einer Flüchtlingsunterkunft in Hamburg-Rahlstedt sind bei einem Corona-Ausbruch bislang 70 Bewohner positiv getestet worden. Insgesamt seien 277 Bewohner des Ankunftszentrums untersucht worden, teilte die Innenbehörde am Dienstag mit. Die Tests waren den Angaben zufolge veranlasst worden, nachdem mehrere Personen erkrankt waren.

Nach Informationen eines Behördensprechers haben alle Infizierten bisher einen sehr milden Verlauf oder haben gar keine Symptome. Niemand habe im Krankenhaus behandelt werden müssen, erklärte er.

Die Flüchtlinge würden alle vor Aufnahme im Ankunftszentrum auf eine mögliche Covid-19-Erkrankung getestet, hieß es weiter. Daher gehe man davon aus, dass sich eine Vielzahl der Betroffenen außerhalb der Unterkunft in Hamburg infiziert hätten. Zum Schutz sei präventiv eine Quarantäne angeordnet worden.

Bewohner, bei denen eine Infektion festgestellt wurde, wurden laut Behörde umgehend isoliert und zum bereits im Frühjahr eingerichteten Quarantäne-Standort Neuer Höltigbaum verlegt. Dies betreffe auch Kontaktpersonen mit höherem Infektionsrisiko. Es gebe umfangreiche Schutz- und Vorsorgemaßnahmen für die Menschen im Ankunftszentrum, in den Erstaufnahmen und in der öffentlich-rechtlichen Unterbringung, betonte der Behördensprecher.

Kritik kam von Carola Ensslen, flüchtlingspolitischer Sprecherin der Bürgerschaftsfraktion. Der Senat handele daher grob fahrlässig, wenn er sämtliche Forderungen nach einer entzerrten Belegung in den Unterkünften ignoriere. "Der Corona-Ausbruch in Rahlstedt ist das Resultat dieser Ignoranz." Geflüchtete müssten entweder einzeln oder nur in Familien untergebracht werden, forderte sie.

Der Flüchtlingsrat Hamburg monierte, Geflüchtete würden wegen einer verfehlten Unterbringungspraxis fortlaufend gefährdet. Die Maßnahmen zu ihrem Schutz vor einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus seien mangelhaft. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit habe in Hamburg eine Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete wegen Corona-Fällen unter Quarantäne gestellt werden müssen, kritisierte der Flüchtlingsrat weiter. Nach Angaben der Sozialbehörde gab es in der Flüchtlingsunterkunft am Curslacker Neuer Deich im Bezirk Bergedorf neun Fälle. Die am 3. Oktober verhängte Quarantäne sei am 17. Oktober wieder aufgehoben worden.