Hamburg. Der Hamburger Hafen ist offensichtlich bislang ganz gut durch die Corona-Krise gekommen. Sollte die Pandemie jedoch noch lange dauern, drohen Schwierigkeiten.

Der Hamburger Hafen ist nach Ansicht der Hafenwirtschaft bislang recht gut durch die Corona-Krise gekommen, droht aber bei einem Anhalten der Pandemie in Schwierigkeiten zu geraten. "So wie es aussieht, ist nächstes Jahr von einem Wiederanspringen (der Konjunktur) auszugehen, wenn wir die Pandemie in den Griff kriegen", sagte der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg (UVHH), Gunther Bonz, am Dienstag. "Wenn nicht, haben wir in 2021 große, große Herausforderungen im weltweiten Handel." Ein Lockdown, also das Herunterfahren von Wirtschaft und öffentlichem Leben, sei zu verkraften. Ein zweiter werde sicher stärkere Auswirkungen haben "und nicht so schnell zu einer Erholung führen können".

Bislang sei der Hafen recht gut durch die Krise gekommen. Die Corona-Pandemie habe im ersten Halbjahr zwar voll durchgeschlagen und in einigen Betrieben Kurzarbeit nötig gemacht, sagte Bonz. Gleichwohl seien immer noch mehr als 60 Millionen Tonnen Ware und 4,1 Millionen Standardcontainer (TEU) umgeschlagen worden. "Und wir stellen fest, dass seit Juli die Umschlagszahlen wieder anwachsen, sodass wir davon ausgehen, dass wir im Gesamtumschlag dieses Jahres nicht so stark runtergehen." Bonz rechnet mit einem Minus von etwa drei bis vier Prozent, was deutlich unter dem prognostizierten Minus von sechs Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland liege.

Im vergangenen Jahr wurden im Hamburger Hafen nach UVHH-Angaben insgesamt knapp 137 Millionen Tonnen Waren und 9,3 Millionen Standardcontainer umgeschlagen.

Verbandspräsident Bonz wies aber darauf hin, dass die Einbrüche im Hafen ungleich verteilt seien. Der Containerbereich sei erstaunlich stabil. Gleiches gelte für das Massengut. "Probleme sind Projektladung und Stückgut." Grund sei, dass deutsche Industriegüter derzeit weltweit etwas weniger gefragt seien. "Da werden Bestandsgeschäfte abgewickelt, aber coronabedingt können Firmen kaum neue Märkte akquirieren, weil das Reisen nicht möglich ist."

Der Hamburger Hafen, nach Rotterdam und Antwerpen weiter Europas drittgrößter Hafen, sei nach wie vor der größte überregionale Arbeitgeber, sagte Bonz. Pro Woche gebe es mehr als 120 Liniendienste in weltweit mehr als 1000 Seehäfen. Gleichzeitig sei er mit etwa 2100 Containerzugverbindungen pro Woche Europas größter Eisenbahn-Hafen, habe im vergangenen Jahr auf diesem Weg rund 2,1 Millionen Standardcontainer umgeschlagen. Allein zwischen China und der Hansestadt verkehrten wöchentlich 36 Containerzüge.

Damit die Hafenwirtschaft weiter gut arbeiten könne, forderte Bonz erneut einen neuen Hafenentwicklungsplan. Zudem müsse die Elbvertiefung im nächsten Jahr vollendet und die A26-Ost gebaut werden. Hinzu kämen unter anderem eine neue Köhlbrandquerung, ein überregionales Baustellen- und Verkehrsmanagement sowie flächendeckender Breitbandausbau im Hafen und entlang der Elbe. Nötig sei auch eine klare Absicherung des 24-Stunden-Betriebs bei den Hafenunternehmen. "Da müssen wir vor Wohnbebauung geschützt werden", sagte Bonz. Der nächtliche Umschlag dürfe nicht durch neue Wohnungen beeinträchtigt werden.