Kiel. Die Flammen schlugen meterhoch in den Nachthimmel. Die Flüchtlingsunterkunft brannte vollständig aus. Die Anklage beschuldigt einen Asylbewerber. Der bestreitet die Tat.

Ein 22-jähriger Asylbewerber soll aus Verärgerung darüber, dass er noch keine Wohnung in Deutschland zugewiesen bekam, eine Flüchtlingsunterkunft in Brand gesteckt haben. Drei Mitbewohner erlitten bei dem Großfeuer in Högersdorf bei Bad Segeberg Rauchgasvergiftungen, sagte Staatsanwältin Gesine Ohst am Freitag vor dem Kieler Landgericht. Sie legte dem 22-Jährigen schwere Brandstiftung und gefährliche Körperverletzung zur Last.

Demnach zündete der aus Afghanistan stammende Flüchtling am 24. April mitten in der Nacht im Gemeinschaftsraum im Innern des Gebäudes Möbelstücke an. Das Feuer habe sich von dort aus ausgebreitet und die zum Wohnhaus umgebaute Scheune vernichtet. Sachschaden: 500 000 Euro. Rund 130 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Sie verhinderten nach Zeugenaussagen, dass die Flammen auf ein nahe gelegenes Jugendheim übergreifen konnten. Dass nicht mehr Personen zu Schaden kamen, sei der Anklage zufolge einem Mitbewohner zu verdanken. Er sei aufgewacht, habe das Feuer bemerkt und alle anderen gewarnt, sagte die Staatsanwältin.

Der Angeklagte bestreite die Tat seit Beginn der Ermittlungen gegen ihn, sagte Strafverteidiger Carsten Kerschies. Das hatte auch die Staatsanwaltschaft bestätigt. Der Verteidiger kündigte dem Gericht für den nächsten Verhandlungstag eine entsprechende schriftliche Erklärung des 22-Jährigen an. Darin werde auch die Verwertbarkeit früherer Angaben sowie der von der Anklage angenommene Ort des Brandausbruchs bestritten, sagte er am Rande des Verfahrens.

Kerschies verwies darauf, dass der Brand womöglich nicht im Innern des Gebäudes ausbrach, wie die Anklage meint, sondern im angebauten Wintergarten. Das legten auch die vom Vorsitzenden Richter Stephan Worpenberg zu Prozessbeginn gezeigten Polizeifotos nahe sowie Angaben eines Zeugen bei Eintreffen der Polizei am Brandort.

Der Anklage zufolge brach das Feuer nachts gegen 3 Uhr aus. Nachdem der 22-Jährige im Gemeinschaftsraum Möbelstücke angezündet habe, sei er in sein Zimmer zurückgekehrt, sagte die Staatsanwältin. Als Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte eintrafen, schlugen die Flammen über die gesamte Länge des Gebäudes bereits meterhoch in den Nachthimmel.