Hamburg. Bewohner von Pflegeheimen und Klinikpatienten sollen in Hamburg bald besser vor dem Coronavirus geschützt werden. Der Einsatz von Schnelltests könnte in wenigen Wochen beginnen. Auch eine Initiative im Vergnügungsviertel St. Pauli setzt auf die neue Methode.

Infektionen mit dem Coronavirus könnten in Hamburg ab Mitte November sehr viel schneller erkannt werden. Die Stadt habe in dieser Woche einen Auftrag zur Beschaffung von Antigen-Schnelltests vergeben, teilte die Sozialbehörde mit. "Ich rechne damit, dass 50 000 solcher Tests frühestens ab der zweiten Novemberwoche zur Verfügung stehen werden", sagte Behördensprecher Martin Helfrich. Zunächst sollen die Gesundheitsämter mit den Schnelltests versorgt werden. Sinnvoll könne der Einsatz dort sein, wo ganze Einrichtungen oder Gruppen nur vorsichtshalber getestet werden sollen. Derzeit gibt es größere Corona-Ausbrüche in drei Hamburger Pflegeheimen.

Die Antigen-Tests sind nicht ganz so zuverlässig wie die bislang verwendeten PCR-Tests. Sie bieten nach Angaben des Sprechers aber zusätzliche Erkenntnismöglichkeiten und Sicherheit für zu testende Personen. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) hatte am Dienstag die neue Testverordnung des Bundesgesundheitsministeriums begrüßt. Nach ihren Angaben könnten die Ergebnisse von Schnelltests innerhalb von 20 bis 30 Minuten vorliegen. Beim PCR-Verfahren (Polymerase-Kettenreaktion) wird das Erbgut des Virus vervielfacht und analysiert. Bei Antigen-Tests werden in Abstrichproben charakteristische Viren-Proteine erkannt. Ein Labor ist dafür nicht notwendig.

In Hamburg gibt es bereits ein kommerzielles Pilotprojekt, das den Einsatz von Schnelltests vorsieht. Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin unterstützt nach einem Bericht des "Hamburger Abendblatts" eine Initiative des Unternehmers Axel Strehlitz, der unter anderem das Udo-Lindenberg-Museum Panik-City auf St. Pauli betreibt. Mit einer Kombination aus Antigen- und PCR-Tests sollen sich Menschen für die Teilnahme an einer Veranstaltung freitesten können. "Wir können gerade den jungen Leuten nicht sagen: Ihr verzichtet jetzt bitte über viele Monate auf jede Party. Das wird nicht funktionieren", sagte Schmidt-Chanasit zur Begründung seines Engagements.