Kiel.

Eine schleswig-holsteinische Lehrerin, die unter Multipler Sklerose und einem geschwächten Immunsystem leidet, muss nach Angaben der Bildungsgewerkschaft GEW nun doch keinen Präsenzunterricht in der Corona-Pandemie erteilen. Das Ministerium habe seine frühere Haltung nach einer entsprechenden betriebsärztlichen Empfehlung geändert, teilte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft am Mittwoch mit. Die Lehrerin von der Westküste werde bis zu den Osterferien 2021 vom Präsenzunterricht freigestellt. Ein Sprecher des Ministeriums war zunächst nicht erreichbar.

Damit habe sich auch ohne Gerichtsentscheidung für die Lehrerin der Gang vor das Oberverwaltungsgericht gelohnt, teilte die GEW mit. Mit Unterstützung der Bildungsgewerkschaft hatte sie Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht gegen einen Beschluss des Verwaltungsgerichts eingereicht, um wegen einer schweren Vorerkrankung vom Präsenzunterricht in der Corona-Zeit freigestellt zu werden. Ohne gerichtliche Klärung habe das Ministerium nun ihrem Begehren entsprochen.

"Es ist gut, dass das Bildungsministerium in diesem Einzelfall von seiner hartherzigen Linie abgerückt ist", sagte die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke. Es gebe aber leider sehr viele Einzelfälle. "Das Bildungsministerium muss generell seinen Kurs ändern, um Gefährdungen für Leben und Gesundheit seiner Beschäftigten möglichst gering zu halten, und zwar besonders Lehrkräften mit schweren Vorerkrankungen. Dies umso mehr, weil die Infektionszahlen auch in Schleswig-Holstein steigen."

Im Sommer hatte die GEW mitgeteilt, es seien nur 32 der 1600 Lehrer, die Corona-Risiko-Atteste vorgelegt haben, vom direkten Unterrichten von Schülern befreit worden. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hat wiederholt betont, sie halte sich an Recht und Gesetz. Sie könne Lehrkräfte nicht anders behandeln als Polizeibeamte oder Busfahrer.