Kiel. Teure Häuser werden noch teurer: Die Immobilienpreise in guten Lagen ziehen im Norden weiter an. Spitzenreiter bleibt Kampen auf Sylt. Am Aufwärtstrend ändert die Corona-Pandemie nichts. Nicht nur das Hamburger Umland offenbart vielmehr das Gegenteil.

Häuser und Eigentumswohnungen in Schleswig-Holstein haben sich in den vergangenen zwei Jahren fast überall weiter verteuert. Dies geht aus dem Immobilienatlas 2020 hervor, den die Landesbausparkasse am Dienstag vorgestellt hat. Demnach sind die regionalen Schwankungen sehr groß. So kann ein gebrauchtes Haus mit einer Wohnfläche von 100 Quadratmetern zwischen 143 000 und 2,3 Millionen Euro kosten.

"Die Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Wohnimmobilien und auch Ferienimmobilien nochmals gesteigert", sagte der Geschäftsführer der LBS Immobilien Schleswig-Holstein, Wolfgang Ullrich, der Deutschen Presse-Agentur. Und eine steigende Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot führe immer zu höheren Preisen. Die Nachfrage übersteige das Angebot bei weitem. Insofern gebe es überhaupt keine Gefahr einer Immobilienblase, auch nicht im Hamburger Umland, sagte Ullrich.

Am teuersten ist es weiterhin mit Abstand auf Sylt. Dort stiegen die Preise für bestehende Häuser seit 2018 um 25 Prozent auf den jetzigen Inseldurchschnitt von knapp 13 300 Euro je Quadratmeter. Wer in Kampen ein Haus mit 100 Quadratmetern Wohnfläche kaufen will, muss 2,3 Millionen Euro zahlen. In Hörnum reichen dafür 700 000 Euro.

Die Untersuchung basiert auf gut 11 000 öffentlich zugänglichen Immobilienangeboten an Küsten, auf Inseln sowie in Orten und Siedlungsräumen mit mindestens 20 000 Einwohnern. Im Hamburger Umland zogen die Preise auch unter Corona-Bedingungen weiter an. Dort verteuerten sich in zehn von elf untersuchten Orten in Schleswig- Holstein Bestandsimmobilien zwischen Januar und Juli dieses Jahres um bis zu 9,1 Prozent. Dieser Wert betrifft Eigentumswohnungen in Elmshorn mit einem Quadratmeterpreis von nunmehr gut 2100 Euro. Am teuersten sind Immobilien im Hamburger "Speckgürtel" in Ahrensburg mit gut 3200 Euro je Quadratmeter für Wohnungen und fast 3800 Euro für Ein- oder Zwei-Familien-Häuser. Auch Norderstedt, Wedel und Reinbek gehören zu den besonders teuren Wohnorten in der Region.

An der Nordsee zählen auch Amrum, Föhr und St. Peter-Ording zu den Hochpreisgebieten. An der Ostsee gilt das besonders für Timmendorfer Strand und Travemünde. Hohe Preise werden auch in einigen Stadtteilen in Kiel und Lübeck verlangt. In der Landeshauptstadt sind für eine bestehende Wohnung in Ravensberg/Brunswik/Düsternbrook im Schnitt rund 3500 Euro je Quadratmeter zu zahlen und damit 14 Prozent mehr als vor zwei Jahren. Auffällig sind Steigerungen um bis zu 40 Prozent in Stadtteilen mit bisher eher niedrigen Preisen. Diesen Trend gibt es auch in Lübeck. Dort erhöhte sich der Quadratmeterpreis bei Wohnungen in der teuren Altstadt um fast 30 Prozent auf 3550 Euro, in Travemünde ebenso kräftig auf gut 4100 Euro.

Das Angebot an Wohnimmobilien mit Quadratmeterpreisen unter 2000 Euro ist im gesamten Untersuchungsgebiet gesunken. Nur noch gut ein Fünftel aller Bestandshäuser bewegt sich in diesem Segment. Am günstigsten waren zuletzt Häuser in Rendsburg mit gut 1400 Euro je Quadratmeter. LBS-Immobileinexperte Ullrich erwartet, dass der Norden ein gefragtes Wohn- und Urlaubsland bleibt. Das Angebot gerade an preiswerten Wohnimmobilien werde die Nachfrage nicht decken. "Daher erwarte ich, dass die Preise in den jetzt noch günstigeren Lagen weiter anziehen werden."