Hamburg. Mit 50,6 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner in sieben Tagen zählt Hamburg nun zu den Corona-Risikogebieten. Ganz offiziell ist diese Einstufung allerdings noch nicht. Der Senat prüft, ob die gerade verschärften Kontaktbeschränkungen überarbeitet werden müssen.

Bei der Ausbreitung der Corona-Pandemie hat Hamburg am Montag die wichtige Warnstufe von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen erreicht. Die Gesundheitsbehörde gab den Wert für die Hansestadt mit 50,6 an. Er lag damit erstmals seit dem 9. April über dieser Grenze. Bund und Länder hatten am 15. Oktober beschlossen, dass schärfere Regeln in den Regionen greifen müssen, in denen dieser Grenzwert überschritten wird. Darüber muss der Senat aber zunächst beraten. Eine neue Verordnung werde möglicherweise schon zum kommenden Wochenende in Kraft treten, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde.

Zu den Regeln, auf die sich Bund und Länder verständigt haben, gehört, dass sich im öffentlichen Raum nur noch zehn Personen treffen dürfen. Bei Feiern dürfen in der Öffentlichkeit lediglich zehn Menschen zusammenkommen, im privaten Raum maximal zehn Leute aus höchstens zwei Haushalten. Derzeit sind es in Hamburg noch maximal 25 beziehungsweise 15 Personen, egal wie vielen Haushalten sie angehören. Eine Sperrstunde in der Gastronomie gilt in der Hansestadt bereits seit dem vergangenen Samstag.

Veranstaltungen im Freien ohne feste Sitzplätze wurden schon auf 100 Teilnehmer beschränkt. Gibt es feste Sitzplätze, sind im Freien bis zu 1000 Teilnehmer und in geschlossenen Räumen bis zu 650 zulässig. Für Sportveranstaltungen und Demonstrationen können Ausnahmegenehmigungen für eine höhere Teilnehmerzahl erteilt werden.

Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Sieben-Tage-Wert für Hamburg am Montag mit 42,9 an. Diese Angabe ist in rechtlicher Hinsicht maßgeblich, wenn Hamburger in anderen Bundesländern mit Beherbergungseinschränkungen übernachten wollen. Der Behördensprecher erklärte die Differenz der Werte mit zeitlichen Verzögerungen bei der Erfassung der Fälle in Berlin.

Für Hamburg meldete die Gesundheitsbehörde am Montag 93 Neuinfektionen. Allein 27 davon beträfen ein Pflegeheim im Bezirk Harburg, wo sich mindestens 27 Bewohner mit dem Virus infiziert haben. In einer anderen Pflegeeinrichtung in Hamburg-Nord gebe es weiterhin 23 Fälle, in einem Heim in Wandsbek 31. Acht weitere Ansteckungen wurden aus fünf Hamburger Heimen gemeldet, wie der Sprecher weiter sagte.

Seit Beginn der Pandemie steckten sich in Hamburg 10 001 Menschen mit dem Virus Sars-CoV-2 an. Rund 7700 gelten nach Schätzung des RKI als genesen. Bislang starben nach Angaben des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) 241 Menschen an Covid-19. Diese Zahl ist seit dem 2. Oktober unverändert. Das RKI zählte nach seiner weiter gefassten Definition für Hamburg insgesamt 280 Tote, so viele wie am Vortag.

Für Berufs- und Oberstufenschüler gelten seit Montag verschärfte Corona-Regeln. Sie und ihre Lehrer müssen nun auch im Unterricht einen Mund-Nase-Schutz tragen. In allen Klassenräumen soll zudem alle 20 Minuten für mindestens fünf Minuten gelüftet werden - auch bei niedrigen Temperaturen. "Wir sind zuversichtlich, dass das gut funktionieren wird und alle Schulen hier an einem Strang ziehen", sagte der Sprecher der Schulbehörde, Peter Albrecht. Weitergehende Maßnahmen seien zurzeit nicht vorgesehen, da bei den jetzt gültigen Lüftungs- und Maskenregeln bereits das mögliche Überschreiten der 50er-Inzidenz berücksichtigt worden sei.

Auch Kultursenator Carsten Brosda (SPD) hält keine weiteren Einschränkungen für notwendig. "Theater, Museen, Konzertsäle und viele weitere Kulturorte bleiben wie bislang geöffnet", erklärte er. Zusammen mit den Veranstaltern werde die Behörde alles dafür tun, dass diese Orte weiterhin bedenkenlos besucht werden können. "Gerade jetzt brauchen wir künstlerische Intervention und Inspiration", meinte Brosda.