Touch and go

Übte Thailands König Landemanöver am Hamburger Flughafen?

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Diese Boeing 737, die zu der königlichen Flotte des Königs von Thailand gehört, berührte im März kurz Hamburger Boden.

Diese Boeing 737, die zu der königlichen Flotte des Königs von Thailand gehört, berührte im März kurz Hamburger Boden.

Foto: Niclas Rebbelmund

Ein Planespotter hatte die Boeing 737 zweimal beobachtet. Stephan Jersch von den Hamburger Linken befragte daraufhin den Senat.

Hamburg. Feste und Feiern fallen in der Corona-Krise aus, in vielen Ländern gelten Sperrstunden und die Arbeit wurde ins Homeoffice verlegt. Die neu gewonnene Zeit könnte man natürlich zum Sporttreiben oder Lesen nutzen – oder aber man fliegt zum Zeitvertreib mit seiner privaten Boeing über Hamburg und trainiert seine Landefähigkeiten.

Diese Idee hatte offenbar ein Mitglied der thailändischen Königsfamilie, möglicherweise sogar Thailands König Maha Vajiralongkorn (Rama X) selbst. Der Hamburger Planespotter Niclas Rebbelmund war vor Ort und hat den kurzen Besuch der Maschine beobachtet und festgehalten.

Planespotter sichten königliches Flugzeug in Hamburg

"In der Regel fliegen der König oder seine Söhne die Maschine selber, um auf die erforderlichen Flugstunden zu kommen", so der 29 Jahre alte Luftfahrtfotograf und Flugzeugfan, "sicher sein könne man sich aber nicht". Den Besuch der königlichen Boeing am 21. März hat er auf der Internetseite eddh-airport.de, die er mit drei weiteren Planespottern betreibt, dokumentiert.

An beiden Tagen habe der Pilot ein sogenanntes "Touch and Go" durchgeführt. Dabei setzt die Maschine kurz mit dem Fahrwerk auf der Landebahn auf, um anschließend ohne Stopp durchzustarten. "Das ganze hat nur wenige Sekunden gedauert", so Rebbelmund.

Knapp drei Monate später beobachtete Rebbelmund die Maschine erneut bei einem "Touch an Go". Das Flugzeug sei wie bereits im März direkt danach wieder nach München geflogen, wo die königliche Flotte derzeit stationiert ist.

Linken-Abgeordneter kritisiert Lärm- und Umweltbelastung

Der Linken-Abgeordneten Stephan Jersch hatte den Artikel auf der Internetseite der Planespotter zum Anlass genommen, eine Anfrage an den Senat zu stellen. Jersch kritisierte die erhöhte Lärm- und Umweltbelastung für die Anwohner. An dem Stadtflughafen werde schon während des "normalen Flugbetriebs" um eine möglichst geringe Belastung gerungen.

Dass der Flughafen nun als Übungspiste genutzt werde, rufe Fragen auf, so Jersch. Der Senat konnte den Trainingsflug nicht betätigen. "Zu einzelnen „Touch and Go“-Manövern liegen der zuständigen Behörde keine Informationen beziehungsweise Dokumentationen vor", hieß es in der Antwort des Senats.

Grundsätzlich stehe der Flughafen als öffentliche Infrastruktureinrichtung jedem zur Verfügung, sofern keine gesetzlichen Vorgaben verletzt würden. Anflüge zu Trainingszwecken seien jedoch durch die örtliche Luftaufsicht genehmigungspflichtig. Der Flughafen Hamburg ist laut Senat im Vergleich zu anderen deutschen Verkehrsflughäfen von „Touch and Go“-Vorgängen jedoch nicht besonders stark betroffen. Der Flughafen Hamburg, die Luftaufsicht und die Deutsche Flugsicherung konnten keine Daten zu durchgeführten Touch-and-Go-Manövern zu Trainingszwecken herausgeben oder nennen.

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Planespotter Niclas Rebbelmund und seine Kollegen freuten sich jedenfalls über den "vielfältigen Flugverkehr" in Corona-Zeiten. "Unser Anspruch ist es unpolitisch und aus Leidenschaft zu Flugzeugen, den zwei Hamburger Flughäfen und der Luftfahrt allgemein über das Geschehen in Hamburg zu berichten", schreibt der Hamburger auf seiner Seite.

Der Monarch selbst wird wohl in nächster Zeit nicht mehr in Hamburg vorbeischauen. Er nimmt derzeit an Zeremonien in seinem Heimatland teil. Dort steht König Rama in der Kritik. So hat es bereits mehrere Großdemonstrationen gegeben, bei denen es auch um die Rolle der Monarchie und um ein Gesetz geht, das bis zu 15 Jahre Haft für Kritik am Königshaus vorsieht.

( cjl )

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