Großkönigsförde. Oststrecke ist die Engstelle im Nord-Ostsee-Kanal. Eine halbe Milliarde Euro lässt sich der Bund den Ausbau des Teilstücks kosten.

Bei einem Besuch auf der Baustelle hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer das Startsignal für den Ausbau der Oststrecke des Nord-Ostsee-Kanals gegeben. "Damit beseitigen wir ein Nadelöhr der internationalen Schifffahrt", sagte der CSU-Politiker am Montag in Großkönigsförde zwischen Kiel und Rendsburg. 500 Millionen Euro investiere der Bund in den kommenden zehn Jahren in die 20 Kilometer lange Engstelle der künstlichen Wasserstraße zwischen Kiel und Großkönigsförde.

"Alles in allem 2,6 Milliarden Euro steckt der Bund in den nächsten Jahren in den Ausbau und Erhalt des Kanals", sagte Scheuer. Dieser habe in 125 Jahren nichts an Bedeutung verloren. Die Passage sie für die Reeder schneller und billiger als die Fahrt um Skagen. Zudem werde weniger Kohlendioxid ausgestoßen.

Günther lobt klares Bekenntnis zum Nord-Ostsee-Kanal

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) dankte der Bundesregierung für das klare Bekenntnis zum Nord-Ostsee-Kanal. "Vieles ist im Moment noch im Bau, manches noch in Planung", sagte er. Der Ausbau dieser "Lebensader" sei sehr wichtig für die Wirtschaft im Norden.

Der rund 100 Kilometer lange Kanal zwischen Kiel und Brunsbüttel gilt als die weltweit meistbefahrene künstliche Seewasserstraße. Nachdem er lange vernachlässigt wurde, werden jetzt auch die Schleusen in Brunsbüttel und Kiel erneuert und die alte Levensauer Hochbrücke bei Kiel ersetzt. Im Kanal gebe es etwa doppelt so viel Verkehr wie im Suezkanal, sagte Scheuer und sprach von "100 Kilometern nasser Autobahn".

Zuletzt war bekannt geworden, dass der Neubau der neuen Schleusenkammer in Brunsbüttel voraussichtlich nochmals 370 Millionen Euro teurer wird als zuvor geplant. Im Entwurf für das Haushaltsgesetz 2021 wird aktuell mit Gesamtausgaben von 1,2 Milliarden Euro gerechnet. Dies entspricht einer Steigerung um 45 Prozent zum Vorjahr, als noch mit 830 Millionen Euro kalkuliert wurde. Als der Bau 2009 beschlossen wurde, waren noch 273 Millionen Euro veranschlagt worden.

Verkehr auf dem Nord-Ostsee-Kanal zurückgegangen

Bei Bauprojekten gebe es immer wieder unvorhergesehene Dinge, sagte Scheuer. "Die Schleuse in Brunsbüttel ist ja nicht ein einfaches Projekt." Ministerpräsident Günther sprach von einer "exorbitanten Kostensteigerung". Aber Bauvorhaben verteuerten sich bei langen Planungszeiten oft. "Das geht auch gar nicht anders, weil sich die Materialpreise verändern." Nötig seien schnellere Planungsverfahren. Die Dänen zeigten, dass es auch im Rahmen des EU-Rechts deutlich schneller gehen könne.

Der Verkehr auf dem Kanal war schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Die Ladungsmenge der Schiffe betrug 2019 noch 83,5 Millionen Tonnen, nachdem es im Spitzenjahr 2008 rund 105 Millionen Tonnen waren. Im Juli setzte der Bund die Befahrungsabgaben bis Jahresende aus, um den Kanal zu stützen. Nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung nutzten den Kanal im Juli 1905 Schiffe. Ein Jahr zuvor waren es noch 2226 gewesen.

"Der aktuelle Rückgang an Passagen sollte genutzt werden, um bauliche Investitionen vorzuziehen und den Kanal schneller zu ertüchtigen", sagte der Vorsitzende des DGB Nord, Uwe Polkaehn. Die norddeutsche Wirtschaft, die Häfen und mehrere zehntausend Arbeitsplätze seien davon mittelbar oder unmittelbar abhängig.