Flensburg/Kiel. Wie kommen die Hochschulen in Schleswig-Holstein sicher durchs Wintersemester? Um die Corona-bedingten notwendigen Anpassungen in Lehre, Forschung und Verwaltung umsetzen zu können, fordert die Landesrektorenkonferenz mehr Geld. Auch Präsenzangebote sind geplant.

In der Corona-Krise dringen Schleswig-Holsteins Hochschulen auf mehr Geld für das kommende Wintersemester. "Neben den ad hoc vom Land zur Verfügung gestellten fünf Millionen Euro für die Hochschulen benötigen wir weitere finanzielle Unterstützung seitens des Landes, um auf die Corona-bedingten notwendigen Anpassungen in Lehre, Forschung und Verwaltung reagieren zu können", sagte der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz (LRK) und Präsident der Hochschule Flensburg, Christoph Jansen, der Deutschen Presse-Agentur. Im Sommersemester erprobte digitale Lehr- und Lernformate müssten weiter entwickelt werden, es solle aber auch wieder Präsenzangebote geben.

Zusätzliches Geld sei vor allem zum Auf- und Ausbau der digitalen Infrastruktur an den Hochschulen des Landes notwendig, sagte Jansen. Dies beginne bei einer adäquaten Anzahl an Steckdosen für den computerbasierten Lehrbetrieb und reiche bis hin zu cloudbasierten Videokonferenzsystemen für Hörsäle. Es gehe darum, etwa Vorlesungen zu streamen, Lehrvideos zu produzieren, aber auch die Anforderungen für die Präsenz-Lehre in den Laboren zu schaffen. "Hier befinden wir uns in den Beschaffungsprozessen. Weiterbildungsangebote für Lehrende mit einem Schwerpunkt auf digitale Lehre werden ebenfalls angeboten", sagte Jansen.

"Damit ermöglichen wir nicht nur die Aufrechterhaltung des Lehr- und Wissenschaftsbetriebes, sondern wollen diesen auch über die Corona-Krise hinaus zukunftsfest aufstellen", betonte der LRK-Vorsitzende. "Hierfür arbeiten die Hochschulen derzeit gemeinsam an ihrer strategischen Positionierung im Bildungssystem von morgen."

Die Hochschulen des Landes hatten bereits Anfang August das Konzept für ein Hybridsemester vorgestellt. Die Hochschulen seien im ständigen Austausch, wie digitale Angebote eng mit Präsenzveranstaltungen organisatorisch und auch didaktisch umgesetzt werden könnten, sagte Jansen. "Die Präsenzangebote sollen vorrangig den Erstsemesterstudierenden zugutekommen und dort eingesetzt werden, wo digitale Formate nicht ausreichend sind, wie etwa bei der Extraktion einer DNA in der Biotechnologie oder im künstlerischen Bereich."

Organisatorische Herausforderungen, wie etwa die Bildung von festen Lerngruppen, sogenannten Kohorten, würden frühzeitig mit dem Ministerium angesprochen, und es würden gemeinsam Lösungen erarbeitet. Mit dem Start des Wintersemesters und einem damit verbundenen höheren Aufkommen an Studierenden in den Hochschulen biete die neue Landesverordnung einen soliden rechtlichen Rahmen für jeweils angemessene Hygienekonzepte.

Mit der Landesverordnung gibt es nach Ansicht der Kieler Universität, der größten des Landes, eine sehr gute Grundlage für das kommende Wintersemester, das auch dort als Hybridsemester geplant wird. Viele der in der Verordnung geregelten Vorgaben wie das Abstandsgebot und die Erstellung von Hygienekonzepten für Lehrveranstaltungen und Prüfungen seien bereits seit längerer Zeit erprobt und eingeübt, sagte ein Uni-Sprecherin. "Neu ist die Einführung der Maskenpflicht auf allen innenliegenden Verkehrsflächen, die im Vorgriff auf die neue Landesverordnung bereits am 14. September auf dem gesamten Campus eingeführt wurde."

Die Lehrveranstaltungen sollen in Kiel am 2. November starten. "Vor der Durchführung von Präsenzveranstaltungen steht weiterhin an erster Stelle der Gesundheitsschutz", betonte die Uni-Sprecherin. "Aus diesem Grund werden Präsenzlehrkonzepte ausschließlich für Lehrveranstaltungen mit praktischem Anteil wie Laborpraktika und für Erstsemesterveranstaltungen zum Einsatz kommen." So solle die Lehrqualität gewährleistet werden, zum anderen sollen Erstsemester die Möglichkeit erhalten, ihre Mitstudierenden und den Campus kennenzulernen. "Für alle Lehrveranstaltungen in Präsenz müssen weiterhin Hygienekonzepte erstellt werden", sagte die Uni-Sprecherin.

Digitale Lehre allein ergebe aus Sicht der Universitäten und Hochschulen kein Studium, das den Ansprüchen und Erwartungen der Lehrenden und Studierenden entspreche. "Die geeignete Kombination aus digitaler Lehre und Präsenz ist aber sehr vielversprechend für die Zukunft der Hochschullehre."