Dresden. Erstmals seit über einem halben Jahr dürfen wieder Fans ins Rudolf-Harbig-Stadion. Und die stimmungsvolle Kulisse sieht einen auch in der Höhe verdienten Pokal-Erfolg von Dynamo Dresden.

Dynamo Dresden hat für die nächste kleine Überraschung im DFB-Pokal gesorgt. Der Fußball-Drittligist bezwang am Montagabend den favorisierten Zweitligisten Hamburger SV deutlich mit 4:1 (2:0) und zieht dank der Tore von Yannick Stark (3.), Robin Becker (16.), Christoph Daferner (53.) und Sebastian Mai (90.+5/Handelfmeter) verdient in die zweite Runde des Wettbewerbs ein. Amadou Onana (89.) traf für den HSV zu spät.

"Von der Art, wie wir aufgetreten sind und Fußball gespielt haben, war das stark", sagte Dynamo-Trainer Markus Kauczinski stolz. Und Kapitän Mai ergänzte: "Es war ein perfekter Abend." Torschütze Stark wollte nicht in Euphorie verfallen: "Gefeiert wird nicht."

HSV-Trainer Thioune nahm es gefasst auf. "Für den Augenblick ist es enttäuschend. Wir haben es in der Konsequenz nicht so angenommen. Wir müssen uns ein bisschen schütteln, sind gestolpert, das wird uns auch in 2. Liga erwarten. Wir dachten nach den letzten Eindrücken, sind wir ein Stück weiter. Aber jetzt haben wir auf die Nase bekommen, das müssen wir abhaken. Am Freitag geht es richtig los."

Erstmals seit dem 9. März durften wieder Zuschauer ins Rudolf-Harbig-Stadion. 10 053 - so viel wie in keinem anderen deutschen Stadion am Pokal-Wochenende - kamen beim Pflichtspielauftakt ihrer Sportgemeinschaft schnell auf ihre Kosten. Denn Dynamo, das bis auf Linksverteidiger Chris Löwe und Torwart Kevin Broll personell runderneuert im Vergleich zur Vorsaison antrat, war von Beginn an auf Betriebstemperatur.

Die Sachsen setzten auf aggressives Gegenpressing und überfallartige Tempogegenstöße – mit messbarem Erfolg. Denn bereits die erste Balleroberung sorgte für das frühe Führungstor der Hausherren. Mittelfeldspieler Stark (3.) schloss letztlich überlegt aus zentraler Position nach einem Konter und auf Flanke von Panagiotis Vlachodimos ab.

Anschließend entwickelte sich so etwas wie ein offener Schlagabtausch. Denn auch Hamburg, das unter Neu-Coach Daniel Thioune mit den vier Neuzugängen Jonas David, Toni Leistner, Klaus Gjasula und Manuel Wintzheimer aufwartete, kam zu ersten Einschussmöglichkeiten. Doch weder Jeremy Dudziak (5.) noch Lukas Hinterseer (8.) konnten den Ball im Dresdner Tor unterbringen.

Dynamo agierte jedoch den Funken leidenschaftlicher und hatte auch die bessere Chancenverwertung auf seiner Seite. Zwar scheiterte zunächst noch Angreifer Daferner (11.) am Pfosten, doch erhöhte nur fünf Minuten später Becker aus spitzem Winkel zum 2:0. Der Schuss des aufgerückten Rechtsverteidigers wurde noch entscheidend von Hamburgs Abwehrspieler David abgefälscht.

Die ersten 15 Minuten hatten es in sich und so mussten auch beide Mannschaften im Anschluss etwas Tempo herausnehmen. Dynamo zog sich zurück, der HSV hatte nun häufiger den Ball und versuchte immer wieder über Außen Angreifer Hinterseer in Szene zu setzen. Doch der Österreicher scheiterte gleich zweimal binnen einer Minute (36./37.) knapp an Innenverteidiger Tim Knipping, der jeweils noch eine Fußspitze dazwischen bekam.

Auch im zweiten Durchgang blieb Hinterseer glücklos. Nachdem Becker in der 51. Minute erneut in letzter Sekunde vor dem Hamburger Torjäger rettete, erlöste ihn Thioune nach einer Stunde und brachte den fünften Neuzugang Simon Terodde. Der ebenfalls eingewechselte Khaled Narey scheiterte nur kurze Zeit später am Pfosten.

Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel aber schon fast entschieden, denn Daferner erhöhte nur sieben Minuten nach dem Wiederanpfiff per Fernschuss auf 3:0. Das 1:3 durch Onana kurz vor dem Abpfiff blieb nur Ergebniskosmetik, zumal Mai in der Nachspielzeit noch einen Elfmeter zum Endstand verwandelte.

Für einen unrühmlichen Aufreger nach dem Spiel sorgte HSV-Profi Leistner. Während eines Interviews wurde er von den Rängen verbal angegriffen. Daraufhin sprang der 30-jährige gebürtige Dresdner auf die Tribüne, griff sich den pöbelnden Fan und schubste ihn zu Boden. "Meine Familie lasse ich nicht beleidigen", sagte der 30-Jährige, nachdem er von der Tribüne wieder herunter gekommen war.