Kiel. Niederländische Verhältnisse auf Schleswig-Holsteins Straßen? Verkehrsminister Buchholz will mit Investitionen eine Verdopplung des Anteils der Fahrräder am Verkehrsaufkommen erreichen. Das soll auch mehr Touristen in den Norden locken.

Mit Investitionen in Millionenhöhe will die Landesregierung dem Radverkehr in Schleswig-Holstein bessere Grundlagen verschaffen. Ziel ist ein Anstieg des Radverkehr-Anteils am gesamten Verkehrsaufkommen von derzeit 13 auf 30 Prozent im Jahr 2030, wie Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) am Dienstag sagte. Außerdem soll der Norden wieder unter die Top Ten der Rad-Regionen in Deutschland zurückkehren.

Für den Ausbau der Radwege, das Aufstellen von 10 000 Fahrrad-Bügeln an öffentlichen Einrichtungen und Bushaltestellen sowie 100 Selbst-Service-Stationen an vielbefahrenen Strecken stehen bis 2022 zehn Millionen Euro bereit.

Die vom Kabinett beschlossene Radstrategie unterstützt auch der Fahrradclub ADFC. "30 Prozent Radanteil sind im Grunde niederländische Verhältnisse", sagte der Landesvorsitzende Thomas Möller. Das Ziel sei ambitioniert, aber machbar. Die von der Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP zunächst bis Legislatur-Ende bereitgestellten Mittel seien aber "nur ein Tropfen auf den heißen Stein". Nötig seien 30 Millionen Euro pro Jahr.

Zwar verlaufen in Schleswig-Holstein derzeit 5200 Kilometer Radwege an Straßen. Damit liegen nach Ministeriumsangaben Radwege an 77 Prozent aller Bundes-, 64 Prozent der Landes- und 41 Prozent der Kreisstraßen. Davon sei aktuell aber nur gut die Hälfte "in eigentlich ganz gutem Zustand", räumte Buchholz ein. Bei Straßensanierungen packe man Radwege jedoch bereits mit an.

Buchholz Ziel ist es, Schleswig-Holstein in zehn Jahren zu "Deutschlands Rad-Land Nummer 1" unter den Flächenländern zu machen und damit den Tourismus auszubauen. Aktuell seien 13 touristische Radfernwege mit 3000 Kilometern Länge im Land ausgewiesen. "Dieses Netz wird von vielen attraktiven Themenrouten ergänzt", sagte Buchholz.

Die Koalition will außerdem bis 2030 die Zahl der Unfälle, in die Fahrradfahrer verwickelt sind, halbieren. Im vergangenen Jahr gab es laut Ministerium fast 4600 solcher Unfälle. Bereits beschlossen sind der Ausbau des Radwegs an der Landesstraße 57 zwischen Schönwalde und Lensahn (Kreis Ostholstein) und an der L231 zwischen Grube und Rüting bei Scharbeutz an der Lübecker Bucht.

Die Opposition forderte, dass den Ankündigungen Taten folgen müssten. "Wer Schleswig-Holstein zum Fahrradland Nr. 1 entwickeln möchte, sollte sich allerdings nicht mit einer Sanierung ganz weniger Radwege brüsten", sagte der SPD-Verkehrspolitiker Kai Vogel. Zwei Radwege an zwei Landesstraßen seien ein Armutszeugnis. "Es ist keine Wertschätzung, wenn Fahrradfahrer weiterhin über Baumwurzeln auf dem Radweg hoppeln und dabei auf eine frisch sanierte Straße blicken."