Hamburg. Es sieht nicht gut aus. Wegen der Corona-Pandemie ist der Tourismus in Hamburg im April um 95 Prozent eingebrochen. Die Branche fühlt sich vernachlässigt. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin zeigt Verständnis und macht Vorschläge, was sich “komplett“ ändern sollte.

Hamburgs Tourismusverband hat angesichts der Corona-Pandemie vom Senat ein weit reichendes Konzept für Wege aus der Branchenkrise gefordert. "Wir brauchen einen touristischen Masterplan, der für die nächsten drei, vier, fünf Jahre festsetzt, wen wollen wir, was wollen wir und in welche Richtung soll es gehen", sagte der Verbandsvorsitzende Wolfgang Raike am Donnerstag in Hamburg. Es gebe einen Masterplan für den Hafen, es gebe Cluster für Gesundheit und die Luftfahrt. Der Tourismus sei da immer etwas zu kurz gekommen. Der Plan müsse sehr weit reichen, da der Tourismus als Querschnittsbranche die Stadtplanung, den Verkehr und viele andere Bereiche betreffe.

Nach Angaben des Statistikamts Nord sind die Gäste- und Übernachtungszahlen in Hamburg nach Ausbruch der Corona-Pandemie im April eingebrochen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank die Zahl der Gäste um 96,8 Prozent auf nur noch 21 000. Die Zahl der Übernachtungen ging um 94,1 Prozent auf 80 000 zurück. In die Statistik gingen 261 geöffnete Beherbergungsstätten mit 37 600 Betten ein. Die durchschnittliche Bettenbelegung lag bei knapp 8 Prozent. "Und auch heute ist die Krise nicht überwunden", sagte Raike mit Blick auf die Gastronomie, die Bars und die Veranstaltungen.

Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) zeigte großes Verständnis für die Branche. Die Pandemie sei für den Tourismus ein "Schlag in die Magengrube" gewesen, sagte sie und kündigte in den nächsten Wochen "einen sehr viel intensiveren Dialog" an. Zu sprechen sei etwa über den deutlichen und wohl auch noch lange anhaltenden Rückgang der Geschäftsreisen. Aus ihrer Sicht muss die Branche künftig schneller reagieren und sich viel stärker auf Tagestouristen einstellen.

Das bedinge aber auch, dass sich die Innenstadt verändere, sagte Fegebank. Die üblichen Mode- und Drogerie-Ketten gebe es in fast jeder Stadt. "Warum soll ich dafür nach Hamburg kommen", sagte die Zweite Bürgermeisterin. Auch für Familien mit kleinen Kindern sei die Innenstadt nicht wirklich attraktiv, so gebe es nicht einmal einen Spielplatz. "Ich bin der ganz, ganz festen Auffassung, dass wir unsere Innenstadt (...) komplett umkrempeln müssen, dass wir überlegen müssen, wie beleben wir sie am Abend, was können wir tun, um am Wochenende die Attraktivität zu steigern."

Problematisch sei auch die Konkurrenz durch das Umland und die Küste, die wegen der Corona-Pandemie bei Touristen zum Nachteil Hamburgs deutlich an Beliebtheit zugelegt hätten. Sorge mache sie sich auch um die Gastronomie. Zuletzt sei es zwar mit der vergrößerten Außengastronomie wieder besser gelaufen. "Aber ich bin da schon etwas sorgenvoll, wenn ich jetzt auf den Herbst und den Winter gucke." Noch schlimmer sei es jedoch bei den vielen ausgefallenen Veranstaltungen. Das sei eine "ganz bittere Kiste". "Da weiß man gar nicht, was man da sagen soll. Das ist einfach dramatisch", sagte Fegebank.