Berlin/Hamburg. Hamburg hat sich im “Bildungsmonitor 2020“ vom fünften auf den vierten Platz vorgearbeitet. Lob gibt es etwa für die Ganztagsschulen, den Fremdsprachenunterricht und relativ hohe Investitionen. In einem wichtigen Bereich hapert es jedoch weiterhin.

Hamburg hat sich im bundesweiten Ländervergleich durch die arbeitgebernahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bei der Bildung vom fünften auf den vierten Platz vorgearbeitet. Im "Bildungsmonitor 2020" liegen nur Sachsen, Bayern und Thüringen vor der Hansestadt. Mit Baden-Württemberg und dem Saarland zählen sie damit zu den Ländern mit den aus Sicht der Initiative "leistungsfähigsten Bildungssystemen".

Am Ende der Rangliste steht Sachsen-Anhalt, wo die Schulabbrecherquoten "erschreckend hoch" und die Sicherung der Lehrkräfteversorgung besonders schwierig seien. Im Vorjahr lag Berlin ganz hinten.

Hamburg wird unter anderem dafür gelobt, dass fast alle Grundschüler eine Ganztagseinrichtung besuchen und die Sachausgaben an den Schulen und Hochschulen relativ hoch seien. Hinzu komme, dass fast alle Grundschüler und viele Berufsschüler Fremdsprachenunterricht bekämen und rechnerisch an Grundschulen auf eine Lehrkraft bundesweit die wenigsten Schüler kämen.

Verbesserungspotenzial sieht der "Bildungsmonitor 2020" bei den MINT-Fächern - so seien die durchschnittlichen Kompetenzen der Schüler in den Naturwissenschaften vergleichsweise gering. Viele Schüler erreichten immer noch nicht die Mindeststandards in Mathematik, in den Naturwissenschaften und beim Lesen, wobei in den vergangenen Jahren bereits große Fortschritte gemacht worden seien. Zuletzt sei der MINT-Anteil an allen Hochschulabsolventen vergleichsweise gering gewesen.

"Wir freuen uns darüber, dass der Bildungsmonitor Hamburg an vierter Stelle von allen 16 Bundesländern platziert hat", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Hamburg habe sich auch stark bewegt. So seien die Verbesserungsraten der Hansestadt im Bildungsmonitor die zweitbesten in ganz Deutschland. Es gebe aber auch Schwachstellen, räumte Rabe ein. "Naturwissenschaften und Mathematik sind nicht die Lieblingsfächer der Hamburger Schülerinnen und Schüler." Dort biete der Ganztag aber eine große Chance. "Hier müssen und wollen wir dringend besser werden", erklärte der Senator.

Nach bald zehn Jahren im Amt habe Senator Rabe immer noch keinen Durchbruch im Kampf gegen die Bildungsarmut geschafft, kritisierte die FDP-Abgeordnete in der Hamburgischen Bürgerschaft, Anna von Treuenfels-Frowein. "Schwache bis völlig unzureichende MINT- und Lesekompetenzen werfen die Hamburger Schüler in vielen Bereichen zurück, bei den Neuntklässlern auf den vorletzten Platz aller Bundesländer." Das sei für eine Industrie- und Wissenschaftsmetropole inakzeptabel. Nachsitzen müsse auch Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne), die die Ingenieurwissenschaften offensichtlich nicht ausreichend im Blick habe.

Der Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Nordmetall und AGV Nord, Nico Fickinger, forderte mehr Förderung von Studienabschlüssen in Ingenieurwissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften. "Wie soll das Industrieland Deutschland erfolgreich den digitalen Strukturwandel und den Klimawandel bewältigen, wenn Hochschulen in der Metropole Hamburg dafür so wenige Fachkräfte ausbilden?" Hamburg brauche eine MINT-Hochschuloffensive.

Die Vergleichsstudie bewertet nach Angaben der INSM , "inwieweit ein Bundesland Bildungsarmut reduziert, zur Fachkräftesicherung beiträgt und Wachstum fördert". Neben dem Leistungsstand von Schülern wird unter anderem verglichen, wie viel Geld ein Land pro Schüler ausgibt, wie das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern oder wie hoch der Anteil jüngerer Lehrer ist. Auch die Schul- und Azubi-Abbrecherquoten werden untersucht. Die INSM wird nach eigenen Angaben von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektro-Industrie finanziert.