Lübeck. Mehr als fünf Jahre lang wurde die Lübeck Synagoge saniert. Jetzt ist sie fertig. Doch wann sie wieder eingeweiht wird, steht noch in den Sternen - wegen der Corona-Pandemie.

Die Lübecker Synagoge erstrahlt in neuem Glanz. Am Dienstag haben die jüdische Gemeinde und die Hansestadt Lübeck das Ergebnis der Sanierung vorgestellt, die fast fünf Jahre gedauert und rund 8,4 Millionen Euro gekostet hat. Ein langer Weg sei mit einem wunderbaren Ergebnis zu Ende gegangen, sagte Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). Zum Abschluss der Arbeiten hatten englische Tischler die in Israel gefertigte sakrale Innenausstattung wie den Thoraschrein und das Lesepult eingebaut.

Die Arbeiten an der Synagoge, die als einzige in Schleswig-Holstein in der NS-Zeit nicht zerstört wurde, hatten sich zuletzt durch die Corona-Pandemie verzögert. Auch ein Termin für die offizielle Wiedereinweihung steht noch nicht fest.

"Unsere Synagoge ist nicht nur ein Gebetsraum, sondern auch ein Symbol für die Wiederkehr jüdischen Lebens nach Lübeck und ganz Deutschland", sagte der Rabbiner der Gemeinde, Nathan Grinberg. Alle seien froh, dass die Zeiten der Gottesdienste im Keller des Gemeindehauses nun vorbei seien. Die Gemeinde umfasst aktuell mehr als 600 Menschen, die meisten sind Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion.

Die Sakralmöbel aus israelischer Pinie wurden in einem israelischen Kibbuz gefertigt und per Schiff zunächst in die Hafenstadt Koper in Slowenien gebracht. "Dort trafen sie am 16. März ein, gerade noch rechtzeitig vor dem coronabedingten Lockdown", sagte Architekt Thomas Schröder-Berkentien, der die Sanierung von Anfang an begleitet hatte. Da die ursprünglich für den Aufbau in Lübeck vorgesehenen Tischler aus Israel wegen der Corona-Pandemie nicht anreisen konnten, sprangen drei Handwerker aus Manchester ein, die schon häufig mit dem auf Synagogenausstattungen spezialisierten Kibbuz zusammengearbeitet hatten.

Bereits 2010 hatte der Vorstand der jüdischen Gemeinde die Sanierung des Gebäudes beschlossen, weil die Gemeindearbeit der stark wachsenden Gemeinde an ihre Grenzen stieß. Im Juli 2014 begann die eigentliche Sanierung, die aber 2016 aus Geldmangel ins Stocken geriet. Schließlich bewilligten Bund, Land und verschiedene Stiftungen weitere Mittel, so dass die Sanierung im November 2016 weiter gehen konnte.

Neben der nahezu originalgetreuen Wiederherrichtung des Gebetssaals mit seinen Wand- und Deckenmalereien im Stil der 1880er Jahre - die Synagoge wurde 1880 eröffnet - wurden auch Fußböden, Decken und die gesamte Haustechnik erneuert. Außerdem entstanden Räume für Vorträge und Seminare. Außerdem soll es nach Angaben der Hansestadt Lübeck dort von 2021 an eine Ausstellung zur Synagoge und dem jüdischen Leben in Lübeck geben.

Die ursprüngliche Fassade im maurischen Stil wurde dagegen nicht wiederhergestellt. Die in den Jahren 1939 bis 1941 veränderte Fassade solle auch an die politischen Ereignisse des Jahres 1938 erinnern, teilte die Hansestadt Lübeck mit. In der Pogromnacht am 9. November 1938 wurde die Synagoge mitten in der eng bebauten Altstadt verwüstet, aber nicht in Brand gesteckt. Als Grund vermuten Historiker, dass ein Übergreifen der Flammen auf das nahe St. Annen-Museum mit seinen mittelalterlichen Kunstschätzen verhindert werden sollte. Die Synagoge steht seit 1991 unter Denkmalschutz und ist auch vom Bund als Nationales Kulturdenkmal anerkannt.