Flensburg. Weiterer Schritt für den Neustart der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft: Rund 300 Mitarbeiter verlassen die Werft und wechseln in eine Transfergesellschaft. Dies hatte Investor Windhorst für eine Übernahme der Werft zur Bedingung gemacht.

Eine wichtige Hürde für den Neustart der angeschlagenen Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) ist mit dem Wechsel von etwa 300 Mitarbeitern in eine Transfergesellschaft genommen. Das bestätigte am Donnerstag in Hamburg der vom Amtsgericht Flensburg für das Insolvenzverfahren bestellte Sachwalter, Fachanwalt Christoph Morgen, der Deutschen Presse-Agentur. Ein Sprecher des Investors Lars Windhorst sprach am Donnerstag von einem wichtigen Zeichen, dass die Belegschaft der FSK den Umstrukturierungsprozess voll unterstützt. Windhorst habe bei seinem kürzlichen Werftbesuch betont, es sei notwendig, dass alle an einem Strang zögen.

Geschäftsführung, Betriebsrat und die IG Metall Flensburg hatten am Vortag in einer gemeinsamen Pressemitteilung berichtet, dass 98,7 Prozent der betroffenen FSG-Mitarbeiter von der Werft in die Transfergesellschaft gewechselt sind. Windhorst hatte am Freitag in Flensburg auf der Werft angekündigt, mehrere zu seiner Tennor Holding gehörende Gesellschaften würden die Werft und rund 350 der 650 Mitarbeiter zum 1. September übernehmen - falls die verbliebenen rund 300 Mitarbeiter freiwillig in die Transfergesellschaft wechseln. Wie Morgen erläuterte, sieht der unterschriebene Kaufvertrag vor, dass ein Quorum von mindestens 95 Prozent der rund 300 Mitarbeiter erreicht werden müsse.

Die in die Transfergesellschaft gewechselten Mitarbeiter erhalten dort für maximal sechs Monate - also bis Ende Januar - 80 Prozent ihres bisherigen Nettolohns. Sie sollen dort für einen neuen Job fit gemacht werden. Im besten Fall könnten auch Neueinstellungen bei der neuen FSG erfolgen, falls diese schnell und genügend neue Aufträge erhalten sollte.

Die Werft war bereits 2019 von Windhorst zum ersten Mal übernommen worden. Durch den erneuten Erwerb kann die Werft ohne die bisherigen Schulden neu starten. Für die alte FSG wurde am 1. August das Insolvenzverfahren am Flensburger Amtsgericht eröffnet.

Windhorst hat zwei Schiffbauaufträge kurzfristig zugesagt. Es handelt sich um zwei RoRo-Fähren im Wert von mehr als 100 Millionen Euro. "In diesen schwierigen Zeiten, in denen vieles im Umbruch ist, ist es für mich wichtig, zur FSG und zu den Mitarbeitern zu stehen", sagte Windhorst. Leider sei es nicht möglich, alle Arbeitsplätze zu erhalten. "Ich glaube aber grundsätzlich an eine Zukunft des Unternehmens, deshalb setze ich mich mit Tennor erneut dafür ein." Vor der Werft liege aber ein schwieriger Weg der Umstrukturierung.

Der Betriebsratsvorsitzende Thomas Jansen forderte den norwegischen Ex-Eigentümer Siem auf, dass die Großfähre "Honfleur", die zurzeit in Flensburg halb fertig an der Pier liegt, auf der Werft zu Ende gebaut wird. "Dann können sofort weitere Kolleginnen und Kollegen aus der notwendigen Transfergesellschaft in die FSG geholt werden."