Hamburg. Ohne einen Mund-Nasen-Schutz kein Zutritt: An Hamburgs Schulen gilt wegen der Corona-Pandemie mit Beginn des neuen Schuljahrs eine Maskenpflicht. Nur im Unterricht selbst dürfen die Schüler die Masken ablegen.

Wegen der Corona-Pandemie gilt an Hamburgs Schulen abseits des eigentlichen Unterrichts mit Beginn des neuen Schuljahrs eine Maskenpflicht. "Wir haben uns am Wochenende noch einmal mit führenden Verbänden abgestimmt (...), die jetzt doch zu der Einschätzung gekommen sind, dass eine Maskenpflicht sinnvoll ist", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Montag dem Radiosender NDR 90,3. Deswegen gelte mit Beginn des neuen Schuljahrs am Donnerstag für alle - Schüler, Lehrer, Besucher - bei Betreten des Schulgeländes eine Maskenpflicht. Ausgenommen seien nur Grundschüler bis zehn Jahre, "denn die sind noch so klein, dass sie mit den Masken eigentlich nicht fachgerecht umgehen können".

Die Maskenpflicht gelte für das gesamte Schulgelände, nicht aber für den Unterricht selbst. "In dem Moment, wo sich die Schülerinnen und Schüler an ihren Arbeitsplatz hinsetzen in den Klassenräumen oder wenn Lehrerinnen und Lehrer im Lehrerzimmer an ihrem Arbeitsplatz sitzen, dann erlischt die Maskenpflicht", sagte Rabe. Aber sonst "sind die Masken ausnahmslos zu tragen". Nach Angaben der Schulbehörde gilt das für die Flure, in den Pausen, auf Wegen durch das Schulgelände und in der Kantine.

Lehrkräfte können den Angaben zufolge auch im Unterricht Masken tragen, die Schulbehörde empfehle dabei transparente Visiere und stelle für die Beschäftigten ein Kontingent von rund 30 000 Visieren sowie 30 000 FFP-2-Masken kostenlos zur Verfügung. Für Schülerinnen und Schüler, die ihre Masken vergessen haben, stehen den Angaben zufolge zusätzlich 50 000 Mund-Nasen-Bedeckungen bereit.

Senator Rabe betonte, eine Maske im Unterricht selbst störe mehr als sie nütze, "weil man im Unterricht natürlich miteinander reden muss". Die Kommunikation sei das eigentliche Element des Lernens. "Und dazu ist es auch wichtig, dem anderen wirklich in die Augen zu gucken, die Mimik wahrzunehmen, sich sicher zu verständigen." Das behindere die Maske jedoch so sehr, dass auf sie im Unterricht verzichtet werde.

Eine diskutierte zweiwöchige Anlaufphase mit Heimunterricht zur Vermeidung von Ansteckungen durch Rückkehrer aus Risikogebieten lehnte Rabe ab. Zum einen seien die Infektionszahlen in Hamburg so niedrig, dass dies nicht nötig sei. Zum anderen dürfe nicht vergessen werden: "Diese Schulschließungen haben auch viele schlimme Auswirkungen. Viele Schülerinnen und Schüler haben zu Hause nicht lernen können. Und da ist jede Woche wichtig." Rabe kündigte an, möglichst rasch auch wieder Sport-, Kunst- und Musikunterricht einzuführen.

Mit Blick auf Forderungen nach einer noch stärkeren Digitalisierung des Unterrichts sagte der Senator: "Wir sollten nicht leichtfertig den Unterricht in der Schule absagen und glauben, dass das zu Hause alles genauso gut klappen kann." Viele Schüler litten unter beengten Wohnverhältnissen, hätten zu Hause niemanden, der ihnen helfen könne. In einem Viertel der Hamburger Familien werde zudem nicht deutsch gesprochen. "Deswegen wollen wir zunächst einmal alles tun, damit das Lernen an der Schule auch wirklich wieder möglich ist. Sonst würden wir viele, viele Schülerinnen und Schüler (...) ernsthaft einschränken in ihrer geistigen, seelischen und psychischen Entwicklung", sagte Rabe.

Für die Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft sind Rabes Pläne unausgegoren. Sie forderten, sofort einen Runden Tisch mit den Eltern-, Lehrer- und Schülerkammern sowie den schulischen Verbänden einzuberufen. "Die erste Bewährungsprobe in seiner neuen Amtszeit hat der Schulsenator nicht bestanden. Seine Behörde hat den Autopiloten auf "Normal-Unterricht" gestellt und sich sechs Wochen schlafen gelegt", sagte die Linken-Bildungsexpertin Sabine Boeddinghaus. Es gebe kein Konzept für die Schulöffnungen, keine Alternative zum Regelunterricht nach Stundentafel.

Für Hamburgs FDP-Chefin Katja Suding ist ein Schulstart im Regelbetrieb der richtige Weg. "Weiterer Unterrichtsausfall hätte massive Konsequenzen für die Bildungschancen mehrerer Generationen", sagte die Bundestagsabgeordnete.

In Mecklenburg-Vorpommern, wo am Montag die Schule wieder begann, gilt bislang keine Maskenpflicht im Schulalltag. Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) will dies aber am Dienstag dem Kabinett vorschlagen. Mehrere andere Bundesländer wie Berlin, Bayern und Baden-Württemberg haben bereits angekündigt, eine Maskenpflicht in Schulgebäuden einzuführen, in Nordrhein-Westfalen soll sie auch im Unterricht gelten. In Schleswig-Holstein gibt es eine "dringende Empfehlung" zum Tragen von Masken.

Die Bundesregierung begrüßte die Pläne zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. "Eine solche Maskenpflicht klingt nach einer vernünftigen Überlegung", sagte eine Sprecherin in Berlin. Am Wochenende hatte bereits Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) für eine Maskenpflicht plädiert, was für Schulsenator Rabe jedoch nicht ausschlaggebend gewesen sei: "Wir hören auf Experten und da sage ich mal ganz klar, die Bundesbildungsministerin ist deshalb nicht meine erste Adresse."