Hamburg. In Hamburg an der Elbe zu wohnen, ist begehrt. Der freie Blick auf dicke Pötte kostet auch ganz schön. Für die Anwohner ist die Nähe zu den Schiffen aber mit einem Gesundheitsrisiko verbunden, meint der Nabu. Denn die großen Schiffe sorgen auch für dicke Luft.

Der Naturschutzbund Nabu warnt vor einer erheblichen Stickoxidbelastungen durch Schiffe im Hamburger Hafen. Zwar werde der gesetzlich in der EU zulässige Jahresmittelwert am Nordufer der Elbe zwischen Teufelsbrück und dem Grasbrook nach Nabu-Messungen nicht überschritten, sagte der Leiter für Umweltpolitik, Malte Siegert, am Dienstag bei der Präsentation der Ergebnisse eines eigenen Luftmessnetzes. Dies sei aber kein Grund für Entwarnung. "Die Belastungen sind punktuell gewaltig und in der Summe unserer Einschätzung nach gesundheitlich für die Anwohner und Anwohnerinnen besorgniserregend."

Der Nabu gehe davon aus, dass die "extrem hohen Einzelbelastungen" fast immer auf Schiffsdurchfahrten zurückzuführen sind. Siegert forderte die Stadt auf, selbst mehr Messdaten zu erheben und die Anwohner über die Belastungen zu informieren. Zwar gebe es in Hamburg Verkehrsmessstationen beispielsweise in der Max-Brauer-Allee und der Stresemannstraße. Für den Schiffsverkehr fehlten diese aber. "Die Stadt weiß eigentlich, was sie tun muss. Aber sie verzögert das seit vielen Jahren."

Seit April vergangenen Jahres betreibt der Nabu am nördlichen Hafenrand acht eigene Messstationen zwischen Teufelsbrück und dem Grasbrook, die zwar von der Messgenauigkeit nicht an die professionellen Stationen heranreichten, wie Projektleiter Sönke Diesener einräumte, "aber die liefern zumindest einen Trend." Der EU-weit vorgeschriebene Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid sei allerdings an keiner Station überschritten worden, auch der von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Grenzwert von 40 Mikrogramm nicht.

In Spitzen seien für kurze Zeit bis zu 1000 Mikrogramm Stickstoffdioxid gemessen worden. "Solche Werte kommen an Straßen fast nie zustande", sagte Diesener. Schiffe, "die extrem große Motoren haben und sehr, sehr große Treibstoffmengen auf einmal verbrennen", könnten aber durchaus für solche Stickoxidwerte sorgen. "Das macht uns große Sorge um die Gesundheit." Gerade in Corona-Zeiten müssten Belastungen der Atemwege vermieden werden.

Saubere Luft koste zwar Geld, sei im vergleich mit den Kosten für gesundheitliche Schäden aber vergleichsweise günstig, sagte Siegert. Neben langfristigen Bestrebungen wie dem Landstromausbau forderte er auch kurzfristige Maßnahmen. So müsse die Stadt bei den eigenen Schiffen von Polizei, Feuerwehr und städtischen Unternehmen für eine Schadstoffreduzierung sorgen. "Da könnte man erst einmal alle dazu verdonnern, sauberen Kraftstoff zu tanken."