Hamburg. Tausende Airbus-Beschäftigte im Norden bangen um ihre Jobs. Die Gewerkschaft IG Metall mahnt: Der überzogene Personalabbau riskiert die Zukunftsfähigkeit des Flugzeugbauers. In Hamburg zeigt eine ungewöhnliche Aktion die Folgen des geplanten Stellenabbaus.

2000 Klappstühle, beklebt mit Fotos von Mitarbeitern und gemalten Bildern ihrer Kinder: Bei einem bundesweiten Aktionstag hat die IG Metall am Mittwoch gegen den geplanten Stellenabbau bei Airbus in Hamburg-Finkenwerder protestiert. Dies sei ein Symbol für die Arbeitsplätze, die der Flugzeugbauer streichen wolle, teilte die Gewerkschaft mit. Bei einer Kundgebung vor dem Werkstor sprachen Vertreter der IG Metall und Betriebsräte, etwa 100 Beschäftigte demonstrierten am Standort. "Sichere Arbeit für alle" und "Erst Kurzarbeit, dann arbeitslos - nicht mit uns", war auf Plakaten und Bannern zu lesen.

Rund 1500 Menschen demonstrierten nach Gewerkschaftsangaben zudem vor dem Airbus-Hauptgebäude in Bremen gegen einen drohenden Stellenabbau. Der IG Metall zufolge gab es auch im niedersächsischen Nordenham, Stade und Varel Kundgebungen an Airbus-Standorten.

Der geplante Stellenabbau beim Flugzeugbauer Airbus trifft den Norden Deutschlands hart. Am Freitag hatte Airbus bestätigt, dass in Hamburg inklusive Buxtehude und Fuhlsbüttel 2325 Stellen wegfallen sollen. In Bremen geht es demnach um 445, in Stade um 365 und an weiteren Standorten um 40 Stellen. Die IG Metall Küste spricht von höheren Zahlen. Airbus erklärte, dieser Stellenabbau spiegele die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Aktivitäten an den deutschen Standorten wider. Airbus werde sich aber weiterhin regelmäßig mit seinen Sozialpartnern in Deutschland austauschen, um die sozialen Auswirkungen der Krise auf das Unternehmen und seine Beschäftigten so gering wie möglich zu halten.

"Der geplante Personalabbau ist überzogen und riskiert die Zukunftsfähigkeit von Airbus. Wir brauchen keine Abrissbirne, sondern eine Brücke in die Zukunft", kritisierte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, laut Mitteilung. "Wir müssen alles tun, um die Menschen im Betrieb zu halten." Zudem werde das Fachpersonal gebraucht, wenn die Auslastung wieder steige. Es müssten alle staatlichen und tariflichen Instrumente geprüft werden, um Beschäftigung bei Airbus zu sichern. In Hamburg-Finkenwerder und Fuhlsbüttel arbeiten der Gewerkschaft zufolge gut 14 600 Menschen.

Airbus hatte zuletzt Druck auf die Bundesregierung gemacht. Wenn das Kurzarbeitergeld auf zwei Jahre verlängert werde, könne Airbus in Deutschland 1500 der 5100 gefährdeten Jobs in der Verkehrsflugzeugsparte erhalten, hatte Produktionschef Michael Schöllhorn gesagt. Staatliche Forschungsgelder für die Entwicklung umweltfreundlicherer Flugzeuge könnten weitere 500 Stellen sichern.

Weltweit will Airbus wegen der Corona-Krise 15 000 Stellen streichen. Die Pläne sollen bis Sommer 2021 umgesetzt werden. Airbus beschäftigt in Deutschland nach eigenen Angaben rund 46 000 Mitarbeiter an fast 30 Standorten.