Kiel/Berlin.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält verpflichtende Leistungstest für alle Schüler nach den Sommerferien in Schleswig-Holstein für "verzichtbar". Für solche Tests und bei gravierenden Wissenslücken für Förderunterricht hatte sich der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, in der "Augsburger Allgemeinen" ausgesprochen.

Die schleswig-holsteinische GEW-Vorsitzende Astrid Henke betonte am Freitag, die vergangenen Monate hätten Lücken in die Vermittlung des Unterrichtsstoffs gerissen. "Um diese Lücken auszugleichen, brauchen die Schülerinnen und Schüler nach den Ferien unbedingt zusätzliche Förderstunden - und die Schulen mehr Lehrkräfte."

Die Lehrer wüssten in der Regel am besten, welche konkreten Hilfen ihre Schüler nötig haben. Es gebe auch sinnvolle Einzelverfahren, um individuelle Lernstände zu erheben. "Verbindliche standardisierte Leistungstests für alle Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein nach dem Motto "Nun wollen wir mal sehen, was ihr alle so könnt!" halten wir deshalb für verzichtbar", sagte Henke.

Wichtig sei es außerdem, den Schülern eigenständiges Lernen zu ermöglichen und ihre Methodenkompetenz zu stärken. "Die Einrichtung von Lernbüros ist hier eine geeignete Maßnahme", sagte Henke. Dort unterstützen Lehrkräfte die Schüler beim selbstorganisierten Lernen. "Das könnte entscheidend dazu beitragen, Schülerinnen und Schüler auf erneute Schulschließungen vorzubereiten."

Meidinger kritisierte die Kultusminister der Länder für ihren Beschluss zur Wiederaufnahme des Schulregelbetriebs nach den Sommerferien. Die Kultusministerkonferenz (KMK) habe sich zu schnell und ohne eigenes Konzept dem Druck der Ministerpräsidenten, aber auch der Wirtschaft und "mit zusätzlicher Kinderbetreuung belasteten Eltern" gebeugt. Die Minister hatten am Donnerstag beschlossen, dass alle Schüler nach den Sommerferien wieder wie gewohnt in die Schule gehen sollen und dass dabei auf die Abstandsregel verzichtet werden soll, "sofern es das Infektionsgeschehen zulässt".