Newsblog für Norddeutschland

Corona-Kranke besuchen Trauerfeier für Corona-Tote

| Lesedauer: 23 Minuten

Aktuelle Corona-Zahlen. Ferienpass erscheint digital. Ein Toter nach Corona-Ausbruch bei Restauranteröffnung.

Hamburg. Das Infektionsgeschehen in Norddeutschland bleibt überschaubar: In den vergangenen Tagen sind in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen kaum neue Corona-Fälle hinzugekommen. Die Corona-Krise vorschnell für beendet zu erklären, das könnte augenblicklich die größte Gefahr darstellen.

Kurz vor Beginn der Sommerferien warnt der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin der Unikliniken Schleswig-Holstein davor, am Strand oder in Freibädern die Abstands- und Hygieneregeln zu vernachlässigen, und Weltärztebund-Präsident Frank Ulrich Montgomery wirbt für die Nutzung der Corona-Warn-App. Der Corona-Ausbruch bei einer Restauranteröffnung im Kreis Leer hat inzwischen einen Toten gefordert, in Nordenham haben sich fast 100 Menschen bei einer Trauerfeier versammelt – für eine Corona-Tote.

Der Corona-Newsblog für den Norden am Mittwoch:

Hotelfachschule Hamburg bietet Studenten "Corona-Modell" an

Angesichts des schwierigen Arbeitsmarktes in Gastronomie und Hotellerie in der Corona-Krise bietet die Hotelfachschule Hamburg (HOFA) für die diesjährigen Berufsschulabsolventen der gastgewerblich-touristischen Berufe eine Alternative zum Berufseinstieg an: Sie können direkt nach ihrer Berufsausbildung ein dreijähriges Studium aufnehmen und sich zu Staatlich geprüften Betriebswirten Fachrichtung Hotel- und Gastronomiemanagement weiterbilden.

Im Gegensatz zum klassischen 2-Jahres-Modell müssen die Bewerber bei der dreijährigen Ausbildung nicht mehr ein Jahr Berufserfahrung nachweisen. Nach dem neuen 3-Jahres-Modell studieren die HotelfachschülerInnen im ersten Jahr in Vollzeit, im zweiten und dritten Jahr in Teilzeit. Parallel sammeln sie die notwendigen praktischen Erfahrungen. Außerdem erhalten sie voraussichtlich einen Abschluss mit dem Titel Bachelor Professionell und können im ersten Studienjahr Aufstiegs-BAföG beantragen.

Tschentscher mahnt weiter zu Vorsicht

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat die von Bund und Ländern beschlossene Verlängerung des Verbots von Großveranstaltungen begrüßt. Die nur noch geringe Zahl an Corona-Neuinfektionen „darf uns nicht zu dem Irrtum führen, dass wir die Dinge weniger ernst nehmen“, sagte er am Mittwoch nach Beratungen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin. „Wir bleiben auf einem sehr vorsichtigen Kurs, denn noch haben wir keine Impfung, noch haben wir kein Medikament und keine natürliche Immunität. Wir müssen weiter sehr, sehr vorsichtig durch diese Pandemie steuern.“

Tschentscher lobte das Corona-Konjunkturprogramm der Bundesregierung, an das die Länder nun mit eigenen Programmen anknüpfen könnten. Dabei würden „die wichtigen Zukunftsthemen, die vor Corona wichtig waren, die jetzt noch dringlicher sind, gleich mit vorangebracht.“ Als Beispiele nannte er die E-Mobilität und die Wasserstofftechnologie.

Hamburger Kitas öffnen wieder für alle Kinder

Nach monatelangen Corona-Einschränkungen dürfen in Hamburg am Donnerstag erstmals wieder alle Kinder die Kindertagesstätten besuchen. Zunächst soll laut Senatsbeschluss in einem eingeschränkten Regelbetrieb eine Betreuung von 20 Stunden pro Woche möglichst an drei Wochentagen gewährleistet werden. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) hatte die Lockerung mit dem geringen Neuinfektionen in Hamburg begründet. Ursprünglich war geplant, die Betreuung der Jüngsten erst Mitte Juli wieder aufzunehmen. Seit Anfang des Monats dürfen bereits Viereinhalbjährige und ihre Geschwister wieder in die Kitas. Schon seit dem 18. Mai werden die Fünf- und Sechsjährigen betreut.

Am 20. März waren die Kitas wegen der Corona-Pandemie geschlossen worden, lediglich eine Notbetreuung vor allem für Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Bereichen wie dem Gesundheitswesen oder bei Polizei und Feuerwehr beschäftigt sind, wurde aufrechterhalten. Ende April war die Notbetreuung auf Kinder berufstätiger Alleinerziehender ausgeweitet worden.

Reeperbahnfestival laut Kulturbehörde weiter möglich

Auch nach der von Bund und Ländern am Mittwoch beschlossenen Verlängerung des Verbots von Großveranstaltungen geht die Hamburger Kulturbehörde weiter davon aus, dass Veranstaltungen wie das Reeperbahnfestival im September stattfinden können. Bei den von den Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besprochenen Großveranstaltungen gehe es um andere Formate als die, „über die wir gerade mit dem Reeperbahn-Festival, dem Filmfest, Harbour Front (Literaturfestival) und anderen nachdenken“, sagte Behördensprecher Enno Isermann. „Es ist geplant, dass diese unter den geltenden Corona-Regelungen stattfinden sollen.“

Bund und Länder hatten bei dem Treffen in Berlin beschlossen, Großveranstaltungen grundsätzlich bis mindestens Ende Oktober zu verbieten. Dies gelte für solche Veranstaltungen, bei denen eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregeln nicht möglich sei.

Kultursenator Carsten Brosda (SPD) hatte schon zuvor betont, dass es darum gehen müsse, Kultur unter den gegebenen Bedingungen wieder möglich zu machen. Das Reeperbahnfestival solle dann auch als „Experimentierfeld“ genutzt werden, um zu sehen, „was denn gehen kann und wie fühlt es sich an“.

Wohl Millionenschaden wegen Betrugs mit Corona-Soforthilfen

Betrüger haben mit zu Unrecht in Anspruch genommenen Corona-Soforthilfen in Niedersachsen wohl einen Schaden in Millionenhöhe verursacht. Anfang Juni führten die Staatsanwaltschaften landesweit fast 360 Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Betrugs mit Corona-Soforthilfen, wie das Justizministerium in Hannover mitteilte. Die Schadenssumme beläuft sich nach Ministeriumsangaben vorläufig auf insgesamt rund 2,9 Millionen Euro. Ausgangspunkt der Ermittlungen waren vielfach Verdachtsmeldungen der die Gelder auszahlenden NBank. Die Ermittler wurden informiert, weil sich in den Anträgen Hinweise auf vorsätzliche Falschangaben fanden. Am Mittwoch gab es wegen des Betrugsverdachts Razzien in der Stadt und Region Hannover.

Niedersachsen hatte zwischen März und Juni nach Angaben des Wirtschaftsministeriums in Hannover mehr als 825 Millionen Euro an Corona-Soforthilfen für Unternehmen und Selbstständige ausgezahlt.

Landtag will Familien und Alleinerziehenden mehr helfen

Als Konsequenz aus der Corona-Krise sollen Familien und Alleinerziehende in Schleswig-Holstein besser unterstützt werden. Dafür machten sich am Mittwoch alle Landtagsfraktionen stark. Das Parlament beschloss dazu einen Antrag der Koalitionsfraktionen von CDU, Grünen und FDP.

Danach soll sich die Landesregierung auf Bundesebene für eine Änderung des Teilzeitgesetzes einsetzen, damit Eltern während der Dauer von coronabedingten Maßnahmen leichter in Teilzeit arbeiten und anschließend wieder zu ihrer vorherigen Arbeitszeit zurückkehren können. Außerdem soll die Begrenzung der Krankentage pro Kind für Eltern innerhalb der Corona-Krise aufgehoben werden.

Fast 100 Menschen bei Trauerfeier für Corona-Tote

Im niedersächsischen Nordenham haben sich verbotenerweise beinahe hundert teilweise unter Quarantäne stehende Menschen aus dem In- und Ausland zu einer Trauerfeier für eine an Corona gestorbene 49-Jährige versammelt. Nach einem Hinweis auf die Veranstaltung in einer Schützenhalle rückten Polizei und Gesundheitsamt zu einem großangelegten Einsatz aus, wie der Landkreis Wesermarsch in Brake und die Polizei in Delmenhorst am Mittwoch mitteilten. Beide äußerten sich erschrocken über die nach ihren Angaben dort herrschende völlige Einsichtslosigkeit.

Laut Behörden kamen die rund 80 Besucher aus verschiedenen Teilen Deutschlands sowie aus den Nachbarländern Belgien und der Schweiz, um am Dienstag um eine nachweislich in einem Krankenhaus an Corona gestorbene Verwandte zu trauern. Einige Teilnehmer standen selbst unter Quarantäne und waren teils sogar positiv auf Corona getestet worden. Außerdem wurden Hygiene- sowie Abstandsregeln missachtet.

Die Kontrolle der Gäste und Auflösung der Feier zog sich demnach über Stunden hin, die Beamten legten „volle Schutzausrüstung“ an. Laut Polizei war bei den Besuchern „keinerlei Einsicht über das eigene Fehlverhalten“ bemerkbar, sie reagierten „mit verbaler Gegenwehr und Diskussionen“. Das Gesundheitsamt sprach noch vor Ort gegen alle Teilnehmer eine amtliche Quarantäneanordnung aus. Zudem leiteten die Behörden Verfahren ein und informierten die Gesundheitsämter an den Heimatorten der angetroffenen Besucher.

Hurricane/Southside Festival: 100.000 übertragen Ticket auf 2021

Mehr als 100.000 Besucher der von FKP Scorpio veranstalteten Schwesterfestivals Hurricane und Southside haben laut Veranstalter ihr Ticket auf das kommende Jahr übertragen lassen, statt ihre Karten zurückzugeben. "Diese Zahl überwältigt uns und gibt uns in dieser für die ganze Veranstaltungsbranche nicht leichten Zeit Kraft und ermutigt uns sehr“, sagt Scorpio-Chef Folkert Koopmans.

Die wegen der Corona-Krise abgesagten Festivals werden nun online und im NDR Fernsehen "nachgeholt": Vom 19. bis zum 21. Juni zeigt der NDR im Stream Konzerte der vergangenen Jahre und krönt die "Hurricane Home Edition" mit einer Show vom Eichenring, die am Sonnabend von 23.15 Uhr bis 3 Uhr im NDR Fernsehen übertragen wird. Weitere Informationen will Scorpio über die Social-Media-Kanäle der Festivals bekannt geben.

Tschentscher rechnet mit Verlängerung des Großveranstaltungsverbots

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und mehrere weitere SPD-Regierungschefs rechnen mit einer Verlängerung des Verbots von Großveranstaltungen. „Es ist auf jeden Fall wichtig, dass wir uns verständigen, dass Großveranstaltungen weiterhin entweder gar nicht oder nur unter sehr strengen Auflagen durchgeführt werden sollen“, sagte er am Mittwoch vor Beratungen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise in Berlin. Man habe bei den Auflagen bisher immer einige Monate nach vorne gedacht. „Insofern ist es sinnvoll, dass wir sagen, wir wollen über den August hinaus keine Großveranstaltungen im klassischen Sinne in Deutschland veranstalten.“

In der Bundesliga könne er sich persönlich vorstellen, dass man in den Stadien mit weniger Zuschauern zurechtkomme, sagte Tschentscher. Darüber würden bei den Gesprächen am Mittwoch aber keine konkreten Festlegungen getroffen.

Trennscheiben statt Flatterband: Hamburgs Busse werden aufgerüstet

Wie die Hochbahn am Mittwoch mitteilt, werden ab kommender Woche alle 1500 Busse von Hochbahn und VHH mit Trennscheiben ausgerüstet, die Fahrerin oder Fahrer und Fahrgäste voneinander trennen. Das erhöht nicht nur den Infektionsschutz für die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe, es ermöglicht auch den Einstieg durch die vordere Tür, macht die bisher aus Sicherheitgründen gesperrten Sitze direkt hinter der Fahrerkabine frei. Außerdem können Fahrkarten wieder direkt im Bus gekauft werden.

Laut Hochbahn ist damit zu rechnen, dass bis Mitte August alle Busse entsprechend aufgerüstet sind. Bei noch nicht umgebauten Bussen gilt entsprechend weiter die Regelung, dass der vordere Bereich nicht betreten werden kann. Laut Hochbahn belaufen sich die Kosten für das entspiegelte Sicherheitsglas und den Einbau auf rund 1000 Euro pro Bus.

Maskenpflicht: HVV-Oma macht klare Ansagen

"Ja nee, is' klar." Für Verschwörungsschwurbler und Maskengegner hat Oma Erna nur ein müdes Lächeln übrig. Im neuen Werbevideo des HVV nimmt sich die resolute ältere Dame all diejenigen zur Brust, die bei Facebook, Twitter und Co. gegen die Maskenpflicht Front machen. Von Bill Gates erfunden? Humbug. Durch die Maske atmen ist schädlich fürs Gehirn? Vielleicht schadet dem Denkvermögen eher der Konsum von zu viel Unfug bei YouTube.

Oma Erna redet Klartext: Maskenmuffel aufgepasst

Und wer wissen möchte, welche Antwort Oma Erna für den Spezialisten hat, der meint, die Corona-Toten "waren eh alt und wären bald gestorben", sollte sich das launige Filmchen auf jeden Fall bis zum Ende anschauen, mit dem der Verkehrsverbund für seine neue Kampagne "Eine Sorge weniger" wirbt.

Corona: Hamburger Ferienpass erscheint erstmals digital

Die Corona-Krise treibt die Digitalisierung voran: Der Hamburger Ferienpass erscheint in diesem Jahr erstmals digital: Alle Angebote (und natürlich der Pass selbst) sind auf der Webseite ferienpass-hamburg.de verfügbar. Schulsenator Ties Rabe (SPD) erklärt: "In diesen Sommerferien werden aufgrund der Reisebeschränkungen mehr Kinder und Jugendliche als üblich ihre Ferienzeit in Hamburg verbringen. Deswegen ist es umso wichtiger, eine Übersicht über die zahlreichen Aktivitäten zu haben, die in Hamburg stattfinden."

Der Online-Ferienpass wird regelmäßig aktualisiert, falls kurzfristig weitere Corona-regelkonforme Angebote dazukommen. „Mit der Datenbank können wir ein größtmögliches Maß an Aktualität sicherstellen, damit ausschließlich Angebote präsentiert werden, die unter den gegenwärtigen Auflagen auch durchführbar sind“, sagt Heiko Müller, Leiter des Jugendinformationszentrums.

Wegen der Corona-Krise werde der gedruckte Ferienpass in diesem Jahr nicht erscheinen: „Wir hätten aufgrund des Druckvorlaufs nicht die notwendige Aktualität sicherstellen können, die angesichts der sich ständig ändernden Lage notwendig ist. Deswegen haben wir uns entschlossen, auf eine Druckfassung zu verzichten“, so Müller weiter.

Nur zwei neue Corona-Fälle in Hamburg – einer in Schleswig-Holstein

Die Zahl der nachweislich Corona-Infizierten in Hamburg ist seit Dienstag um 2 Fälle auf 5150 gestiegen. Das teilte die Gesundheitsbehörde am Mittwoch auf ihrer Homepage mit. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) werden rund 4800 der seit Beginn der Pandemie positiv auf das Sars-CoV-2-Virus Getesteten inzwischen als genesen betrachtet.

Corona-Virus: Die Krise in Bildern

Die Zahl der Toten in Hamburg gab das RKI mit 257 an, zwei mehr als am Vortag. Laut Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf sind in Hamburg bislang 228 Menschen an einer Sars-CoV-2-Infektion gestorben. Den Angaben zufolge wurden am Dienstag 26 Corona-Infizierte aus der Stadt und dem Umland stationär in Hamburger Krankenhäusern behandelt, davon 12 auf Intensivstationen.

In Schleswig-Holstein hat sich die Zahl der offiziell bestätigten Infektionen von Montagabend bis Dienstagabend um einen Fall erhöht. Die Landesregierung gab die Gesamtzahl auf ihrer Webseite am Dienstag unter Berufung auf das Robert Koch-Institut zum Stand Dienstagabend mit 3122 an. Die Zahl der Toten im Zusammenhang mit dem Coronavirus stieg im nördlichsten Bundesland um 1 auf 152. Rund 2900 Infizierte gelten als wieder gesund. In Krankenhäusern wurden nach dem jüngsten Stand weiterhin fünf an Covid-19 Erkrankte behandelt.

Die Linke unterstützt Ties Rabes Schulöffnungspläne

Die oppositionelle Linke unterstützt die Pläne des Schulsenators Ties Rabe (SPD) zur Schulöffnung nach den Sommerferien. Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion in der Bürgerschaft: "Ich begrüße es ausdrücklich, dass die Schulen bald wieder für alle Kinder und Jugendlichen geöffnet werden. Die soziale Isolation über Wochen hinweg muss ein Ende haben. Das Recht auf Bildung gilt gerade auch für die jungen Menschen, deren familiäre Lage dieses eher beschneidet."

Auch die von Rabe im Abendblatt angekündigte Attestpflicht für Lehrer findet die Zustimmung der Linken: „Voraussetzung muss aber das verbindliche Recht der Lehrkräfte sein, sich kostenlos testen zu lassen“, so Boeddinghaus. Sie erwarte aber von der Schulbehörde, dass diese nun unter möglichst großer Beteiligung der Schulen Vorbereitung für das neue Schuljahr treffe, die ermöglichen, dass "sowohl das Recht der Schüler_innen auf gute Bildung als auch das Recht des Lehrpersonals auf gesicherten Gesundheitsschutz gewahrt wird".

"Familien in der Krise" ruft zu Demo auf

Die Organisation "Familien in der Krise" ruft für Sonnabend zu einer Demonstration auf dem Gänsemarkt auf: Der von Eltern in Nordrhein-Westfalen gegründete Zusammenschluss fordert unter anderem ein tragfähiges Hygienekonzept für die Zeit nach den Sommerferien und eine umgehende Öffnung von Kitas und Grundschulen für alle Kinder: Die lange Zwangsschließung habe die ohnehin bestehende Chancenungleichheit für Kinder aus bildungsfernen Haushalten nur noch weiter verschärft.

"Familien in der Krise" hat für die Kundgebung das Motto "Ohne Plan? Ohne uns! Strukturierte Konzepte für Kitas und Schulen in Hamburg" ausgerufen.

Corona-Ausbruch in Restaurant: Ein Toter

Nach einem Corona-Ausbruch im Zusammenhang mit einem Restaurantbesuch im Landkreis Leer ist ein Patient gestorben. Es handele sich um einen 73-jährigen Mann aus dem Landkreis, der an den Folgen von Covid-19 starb, teilte eine Sprecherin des Landkreises am Mittwoch mit. Derzeit gebe es noch drei Infizierte nach dem Krankheitsausbruch in dem Restaurant. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.

Mehrere Dutzend Menschen hatten sich im Zusammenhang mit einer Veranstaltung zur Eröffnung der Gaststätte in Moormerland mit dem neuen Coronavirus infiziert, zeitweise waren mehr als 200 Menschen in Quarantäne. Der Betreiber betonte stets, es seien alle Schutzmaßnahmen eingehalten worden.

Im Landkreis Leer gab es bisher 146 bestätigte Fälle, in denen sich Menschen nachweislich angesteckt haben, wie die Sprecherin sagte. Davon seien 135 Menschen genesen, 6 seien aktuell infiziert, fünf gestorben.

Corona-Tests an Schulen: Krankenkassen sollen zahlen

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat gefordert, dass die Krankenkassen die Kosten für eine Ausweitung von Corona-Tests an Schulen übernehmen. Vor den Beratungen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte Schwesig am Mittwoch im ZDF-„Morgenmagazin“, mit der Rückkehr zu Präsenzunterricht an jedem Tag sei mehr Sicherheit durch Testung nötig.

Die Kosten für diese Tests müssten die Krankenkassen übernehmen. „Ich bin dafür, dass da ein klares Signal von 16 Länderchefs und der Kanzlerin ausgeht, und dann glaube ich, können wir uns mit den Kassen auch einigen“, sagte Schwesig. In den Beratungen der Ministerpräsidenten mit Merkel am Mittwochnachmittag müssten Kinder und Familien im Mittelpunkt stehen.

Bei den Beratungen über die weiteren Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sagte Schwesig, für sie gehe eine Einigkeit in grundsätzlichen Fragen wie etwas dem Tragen von Masken mit konkreten regionalen Lösungen zusammen.

Corona-Gefahr: Auch beim Baden Abstand halten

Der Kieler Infektionsmediziner Prof. Helmut Fickenscher hat zum Sommerbeginn an diesem Wochenende auf die Bedeutung der Corona-Abstandsregeln auch beim Baden hingewiesen. Im Wasser selbst gelte das Übertragungsrisiko nach den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zwar als äußerst gering wegen der starken Verdünnung oder wegen der Chlorierung, sagte er. Wie das Umweltbundesamt (UBA) unterstrich aber auch Fickenscher, es sei von zentraler Bedeutung, die Abstands- und Hygieneregeln auch am Strand, auf den Wiesen von Badeanstalten und natürlich auch im Wasser einzuhalten.

Fickenscher ist Direktor des Instituts für Infektionsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten.

„Die Abstandsregeln an Land und im Wasser einhalten, überfüllte Badestellen meiden“, riet Fickenscher als zentrale Verhaltensregel. „Es ist auch weniger riskant, im Freien zu schwimmen als in Hallen, da Aerosole als Übertragungswege im Freien praktisch keine Rolle spielen“, sagte Fickenscher. „Und das größte theoretische Ansteckungsrisiko lauert wegen der Feuchte und den Aerosolen dort, wo Duschen in Sanitärräumen zu eng nebeneinander stehen.“

Weltärztepräsident Montgomery empfiehlt Corona-Warn-App

Auch der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes setzt auf die offizielle Corona-Warn-App der Bundesregierung. „Ich habe die App geladen und bin davon überzeugt, dass sie ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Pandemie ist“, sagte Frank Ulrich Montgomery in einem Interview der „Passauer Neuen Presse“ (Mittwoch). „Wenn sich die große Mehrheit der Bevölkerung die App herunterlädt und den Empfehlungen folgt, dann kann man davon ausgehen, dass sie weiterhilft“, sagte Montgomery weiter.

Wie funktioniert die neue Corona-Warn-App?
Wie funktioniert die neue Corona-Warn-App?

Mit der Anwendung ließen sich „Infektionen frühzeitig erkennen und Infektionsherde eindämmen“, so der Weltärztebund-Vorsitzende. Der Erfolg der App hänge auch davon ab, wie sie genutzt werde. „Das wird die Zukunft zeigen.“ Kritik an der App hält er nach eigener Aussage nicht für gerechtfertigt. „Die App, die jetzt gestartet wurde, ist im Rahmen des Machbaren das richtige Instrument“, sagte Montgomery. Sie sei ein „wichtiger Baustein, um die Pandemie weiter eindämmen zu können“. Denn diese bleibe „weiterhin eine Bedrohung.“

Günther setzt auf koordiniertes Vorgehen der Länder

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie setzt Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther weiter auf ein koordiniertes Vorgehen in Deutschland. Es sei nach wie vor gut, sich miteinander abzustimmen, sagte der CDU-Politiker vor einem weiteren Treffen der Regierungschefs der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch in Berlin. „Ich habe immer die Hoffnung, dass wir uns in einigen Schritten noch auf gemeinsame Wege machen.“

Das werde aber nicht ganz einfach sein, weil das Bild in den Ländern mittlerweile sehr unterschiedlich sei, sagte Günther. So hätten einige Länder gar keine Kontaktbeschränkungen mehr. Beim Thema Veranstaltungen wäre es auch gut, sich auf ein einheitliches Vorgehen zu verständigen.

SPD fordert mehr Corona-Hilfen für Kultur

Schleswig-Holsteins SPD-Chefin Serpil Midyatli hat mehr Corona-Hilfen für die Kulturszene gefordert. „Die Künstlerinnen und Künstler, die Kulturwirtschaft und die öffentlichen wie privaten Kultureinrichtungen stehen vor einer existenziellen Bedrohung“, sagte Midyatli. Infolge der Corona-Krise seien öffentliche Veranstaltungen weitestgehend eingebrochen. Die gesamte Kulturszene brauche „Unterstützung über die Hilfe bei typischen Betriebskosten hinaus, um ihre Existenz zu sichern, akute Liquiditätsengpässe zu überbrücken und ihre Arbeit für die Gesellschaft auch zukünftig zu sichern“.

2000 Euro für jeden Künstler in Hamburg – so geht's

Dass Künstler aus dem Kulturhilfefonds des Landeskulturverbands einmalig 1000 Euro erhalten könnten, reiche nicht aus, sagte Midyatli. Der SPD-Kulturpolitiker Martin Habersaat kritisierte, „über die Unterstützung einer guten Initiative des Kulturverbands hinaus hat das Land für die Unterstützung einzelner Kulturschaffender wenig getan“. Der Kultursektor gehört zu den Branchen, die am längsten von der Corona-Krise betroffen bleiben werden.

„Größere Veranstaltungen bleiben weiter verboten. Museen, Theater, Opern, Konzerthäuser, Ausstellungen, Galerien, Bühnen und ähnliche Einrichtungen und anderweitige Auftrittsorte dürfen nur mit erheblichen Einschränkungen wieder geöffnet werden, die ihre Attraktivität erheblich einschränken“, sagte Habersaat. Selbst wenn Schutzmaßnahmen ergriffen würden, sei eine Rückkehr in ein geregeltes öffentliches Leben mit einem normalen Publikumsbetrieb wohl erst möglich, wenn geeignete medikamentöse Vorbeugung gegen das Virus gewährleistet werden könne.

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( josi/dpa/AFP )

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