Wie die Krise den Blick auf die Branche verändert. Ein Gespräch mit dem AWO Pflegeteam Hamburg.

Während viele Menschen im Home Office sitzen, andere in Kurzarbeit gehen müssen und Social Distancing das Wort der Stunde ist, sind Pflegekräfte mehr denn je gefragt. Gleichzeitig erfahren sie jetzt eine völlig neue Wertschätzung in der Öffentlichkeit. Für Latifa Sarwari, Bereichsleitung Pflege des AWO Pflegeteams Hamburg, gehört das zum Alltag.

Frau Sarwari, „Wertschätzung“ ist ja ein großer Begriff. Was bedeutet er für die Pflege?

Latifa Sarwari: Alles! Denn unsere tägliche Arbeit kann ohne Wertschätzung nicht funktionieren. Das gilt sowohl gegenüber unseren Senioren, die wir betreuen, als auch gegenüber unseren Mitarbeitern, die ihrem Beruf mit Leidenschaft nachgehen.

Wie verändert die Corona-Krise die öffentliche Wahrnehmung für die Pflege?

Latifa Sarwari: Wenn man der aktuellen Situation etwas Positives abgewinnen möchte, dann ist es definitiv die Aufmerksamkeit, die unsere Branche erfährt. Auf Social Media und in der Politik wurde der Begriff „systemrelevant“ zum Schlagwort. Jedoch fragen sich auch unsere Fachkräfte: Warum bedarf es erst einer Krise, damit wir für unsere wertvolle Arbeit geschätzt werden, die wir schon vor Corona gemacht haben? Gleichzeitig wird durch Besuchseinschränkungen in den Einrichtungen auf die Pflege geschaut. Wir werden oft gefragt, wie wir unsere Kunden und Bewohner schützen.

Latifa Sarwari, Bereichsleitung Pflege des AWO Pflegeteams Hamburg.
Latifa Sarwari, Bereichsleitung Pflege des AWO Pflegeteams Hamburg. © Eric Langerbeins

Und welche Maßnahmen ergreifen Sie?

Latifa Sarwari: Der Schutz und die Gesundheit der älteren Menschen und unserer Mitarbeiter haben bei uns oberste Priorität. Als klar wurde, dass auch Deutschland von dem Virus betroffen sein wird, haben wir schnell reagiert und unsere Schutzausrüstung entsprechend aufgestockt, damit wir auch während der Pandemie unseren Aufgaben nachgehen können.

Pflegekräfte sind sehr gefragt. Was zeichnet die AWO als Arbeitgeber aus?

Latifa Sarwari: Der Markt ist sehr umkämpft und die Konkurrenz groß. Das hat sich jetzt noch zugespitzt. Was wir aber oft von unseren Mitarbeitern hören, und was uns unglaublich wichtig ist: Alle fühlen sich wohl! Wir haben langjährige Teams, in denen auch Freundschaften entstehen. Wir fördern unsere Fachkräfte durch Weiterbildungen. Auch eine mit den Mitarbeitern individuell abgestimmte Dienstplangestaltung sowie Vereinbarkeit von Beruf und Familie stehen bei uns ganz oben.

Oft wird der Pflegebranche schlechte Bezahlung der Mitarbeiter vorgeworfen. Wie sieht es bei der AWO Hamburg aus?

Latifa Sarwari: Gehalt ist für uns ein sehr wichtiges Thema. Wenn die Arbeit gerecht entlohnt wird, ist das auch eine Form der Wertschätzung. Wir bei der AWO Hamburg bezahlen unsere Mitarbeiter nach Tarif. Dieser beinhaltet vielfältige Zusatzleistungen wie Prämien sowie verlängerte Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Das wird leider oft in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen.

Und wie gehen Ihre Kunden mit der Krise um?

Latifa Sarwari: Unsere Kunden sind natürlich besonders betroffen. Ihnen wird empfohlen, nicht rauszugehen und Kontakte zu vermeiden, da sie zur Risikogruppe gehören. Manche haben Angst, andere sind optimistischer. Aber unsere Mitarbeiter gehen mit viel Einfühlungsvermögen und Verständnis auf sie zu. Wenn man auf Pflege angewiesen ist, sollte man grundsätzlich immer das Gefühl bekommen, nicht nur professionell, sondern auch würdevoll behandelt zu werden. Und das ist die größte Wertschätzung am Menschen.

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Aktuelle Informationen unter www.awo-pflegeteam-hamburg.de.