Hamburg. Die Corona-Krise bringt alles durcheinander, auch die internationalen Handelsströme. Der Hamburger Hafen und das größte Unternehmen HHLA werden wohl schwer getroffen - doch es gibt auch Anlass zur Hoffnung.

Der führende Hamburger Hafenkonzern HHLA wird in diesem Jahr kräftig Umschlag und Umsatz verlieren. Eine Prognose für das Gesamtjahr könne sie jedoch nicht abgeben, sagte die Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath am Dienstag bei der Vorstellung der Zwischenergebnisse der ersten drei Monate des Jahres. Es sei nicht absehbar, wie sich die Corona-Krise weiter entwickeln und auf den internationalen Handel auswirken werde. "Wir müssen uns auf eine Situation einstellen, die es in der Firmengeschichte noch nicht gegeben hat und die wir nicht beeinflussen können", sagte Titzrath. "Das Jahr 2020 wird daher zu einem der herausforderndsten in der HHLA-Historie."

Fest steht bislang, dass im ersten Quartal der Umsatz gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 3,4 Prozent auf 336 Millionen Euro und der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) um 38,6 Prozent auf 36,7 Millionen Euro zurückgegangen sind. "Das ist ein moderater Rückgang", sagte Titzrath. Darin sind allerdings die Auswirkungen der Corona-Pandemie kaum enthalten, die sich erst in der zweiten Märzhälfte an den Hamburger Kaikanten bemerkbar machten. Aktuell kommen weniger Schiffe aus Fernost und China, dem wichtigsten Handelspartner der HHLA und des Hamburger Hafens insgesamt. Im ersten Quartal seien dort 23 Prozent weniger Schiffe abgefahren. "Weniger Schiffe bedeuten weniger Ladung", sagte Titzrath.

Dennoch hat der Hafenkonzern bislang noch keine Kurzarbeit angemeldet, sondern erst einmal zu flexiblen Mitteln gegriffen, um das Arbeitsvolumen an die Mitarbeiterzahl anzupassen. China habe die Produktion schon wieder hochgefahren. "Ab Ende Mai, Anfang Juni erwarten wir gut gefüllte Schiffe", sagte Titzrath. Auch das größte Containerschiff der Welt, die "HMM Algeciras" der südkoreanischen Reederei HMM mit einem Fassungsvermögen von knapp 24 000 Standardcontainern (TEU), werde bald den Hamburger Hafen anlaufen.

Titzrath ist auch zuversichtlich, dass die Waren aus den Schiffen und Containern von den europäischen Märkten aufgenommen werden und nicht die Transportkette verstopfen, wie es zeitweise im März der Fall war. "Auch bei einer weiteren Infektionswelle wird die Wirtschaft nicht noch einmal heruntergefahren", meinte die Vorstandschefin. Die Menge der Waren entspreche dem Bedarf. Vorsorglich sucht die HHLA dennoch nach Ausweichflächen, falls einmal zu viele Container auf den Terminals sich ansammeln. "Unsere Terminals sind systemrelevante Schnittstellen in den weltweiten Lieferketten", sagte sie. Die Funktionsfähigkeit stehe an erster Stelle und sei bislang in vollem Umfang gewährleistet.

Die HHLA habe in ihrer 135-jährigen Geschichte viele Krisen überstanden und sei meistens gestärkt daraus hervorgegangen. Auch diese Krise biete die Chance zu beschleunigter Digitalisierung. Einige Investitionen in Zukunftsprojekte würden nun etwas abgespeckt und die Dividende bis zum unteren Rand der versprochenen Bandbreite gekürzt. Die HHLA verfüge jedoch über ausreichend Liquidität um ihre Verpflichtungen jederzeit zu erfüllen und könne die Investitionen wieder hochfahren, wenn das Geschäft wieder anspringe.