Hamburg/Kiel. Nach siebenwöchiger Durststrecke haben die Christen im Norden ihren Sonntagsgottesdienst wieder in einer Kirche feiern dürfen. Wie vor der Corona-Pandemie waren die Zusammenkünfte aber noch lange nicht.

Nach Lockerung der Corona-Auflagen haben Gläubige im Norden ihren Sonntagsgottesdienst erstmals seit Mitte März wieder in einer Kirche feiern können - wenn auch unter Auflagen. Im Hamburger Michel etwa konnten wegen des gebotenen Mindestabstands von zwei Metern zwischen den Besuchern - abgesehen von Paaren oder Familien, die in einem Haushalt leben - nur bis zu 150 Personen am Gottesdienst von Hauptpastor Alexander Röder teilnehmen.

Noch strenger waren die Auflagen in Schleswig-Holstein. So durfte wegen der Corona-Pandemie nur ein Gläubiger je zehn Quadratmeter Kirchenfläche im Gotteshaus sein. Erst voraussichtlich zum 18. Mai gilt dann nur noch ein Abstand von 1,5 Metern zum nächsten Besucher. In Hamburg will der Senat am Dienstag eine neue Rechtsverordnung beschließen, die weitere Lockerungen der Corona-Auflagen beinhalten könnte.

Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), predigte am Sonntag unter anderem in der Hamburger Kulturkirche Altona (St. Johannis). Aus Infektionsschutzgründen verzichteten die rund 75 Gläubigen beim ersten Gottesdienst seit sieben Wochen den Angaben zufolge auf das Singen und summten die Lieder nur. Außerdem trugen sie entsprechend einer Handlungsempfehlung der Nordkirche vom 1. Mai einen Mund-Nase-Schutz.

"Ich bin dankbar, wie glaube ich sehr viele, dass wir wieder Gottesdienst feiern können. Kleiner zwar, anders auch, aber: wir feiern", predigte Fehrs laut einer Mitteilung. Ein ganz neues Gefühl nach Wochen digitaler Gottesdienste. "Wir freuen uns heute über einen kleinen Teil an zurückgewonnener Gestaltungsfreiheit."

Bischöfin Fehrs betonte: "Mir ist, als würden Angst und Bestürzung über die Schrecken der Pandemie in dem Maße weichen, wie der Ton Gottes Raum gewinnt." Musik sei die Stimme der Versöhnung. "Die Verzagten herzhaft machen und den Neid und Hass mindern - das ist die christliche Botschaft dieser Tage." Am Nachmittag wollte Fehrs noch den Jubiläumsgottesdienst zum 100. Geburtstag der Auferstehungskirche in Hamburg-Barmbek besuchen.