Hamburg. Derzeit sprechen alle über die Lockerungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Doch ab welchem Punkt muss man gegensteuern, wenn die Infektionen wieder zunehmen?

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat den von Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) ins Spiel gebrachten Vorschlag für eine Obergrenze der Corona-Neuinfektionen, ab der Lockerungen rückgängig gemacht werden müssten, infrage gestellt. Wichtig sei vor allem: "Wir dürfen nicht wieder in einen Trend der Beschleunigung der Infektionen kommen", sagte er am Dienstag in Hamburg. "Herr Brauns Vorschlag ist der Versuch, das in eine Zahl zu fassen. Ob 35 (Infektionen) auf 100 000 Einwohner die richtige Zahl ist, muss man mal erörtern."

Laut "Bild"-Zeitung hatte Braun am Montag bei einer Telefon-Schalte mit den Chefs der Staats- und Senatskanzleien der Länder gefordert, dass, wenn binnen einer Woche in einem Landkreis die Obergrenze von 35 Neu-Infektionen auf 100 000 Einwohner erreicht ist, dort zu den Beschränkungen vom 20. April zurückgekehrt werden müsse. Am Dienstag habe Braun den Bundesländern nach "Bild"-Informationen dann mitgeteilt, dass die Obergrenze sogar bei 50 Neu-Infektionen auf 100 000 Einwohner liegen solle. Zudem sollten Großstädte eigene Konzepte erstellen, die bereits vor dem Erreichen der Obergrenze erste Schließungen vorsehen.

Schon bei einer Obergrenze von 35 auf 100 000 müsste es in Hamburg mehr als 600 Neuinfektionen binnen einer Woche geben, bevor Lockerungen wieder zurückgenommen werden müssten, sagte Tschentscher. "Da sind wir jetzt weit von entfernt. Und deswegen, würde ich sagen, ist das eine Größenordnung, die man diskutieren kann. Aber ob es nützlich ist, das muss man sehen." Legte man 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner zugrunde, wäre man bei in Hamburg sogar bei einer Grenze von gut 900 Neuinfektionen pro Woche. In der vergangenen Woche wurden in Hamburg aber lediglich 173 Corona-Neuinfektionen nachgewiesen.

Auf jeden Fall werde man in Hamburg "alle Schritte so unternehmen, dass wir nicht wieder in so eine dynamische Entwicklung des Infektionsgeschehens kommen", sagte Tschentscher. Wichtig sei dabei vor allem, die Kapazitäten des Gesundheitswesens im Blick zu behalten. Laut Gesundheitsbehörde befanden sich am Dienstag 144 Hamburger wegen Covid-19 in stationärer Behandlung, davon 52 auf Intensivstationen. In Hamburger Krankenhäusern gibt es den Angaben zufolge 940 Betten mit Beatmungsfunktionen.