Berlin. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist in Hamburg vergleichsweise gering. Dennoch sieht Bürgermeister Peter Tschentscher allzu mutige Lockerungen der Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie skeptisch.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat vor übereilten Lockerungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie gewarnt. "Wir dürfen unsere Strategie, die erfolgreich ist, jetzt nicht verlassen", sagte er am Donnerstag nach Beratungen der Länderregierungschefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin. "Und die Strategie besteht darin, dass wir schrittweise vorgehen und dass wir kontrolliert vorgehen."

Bevor es weitere Lockerungen gebe, müssten die Auswirkungen der bereits getroffenen Schritte abgewartet werden. Dies sei auch einmütiger Tenor der Videokonferenz gewesen, betonte Tschentscher. In der Runde habe man sich deshalb "beschränkt auf kleinere bereinigende Maßnahmen".

Die geltenden Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Leben sollen vorerst weitgehend bestehen bleiben. Spielplätze sollen aber unter Auflagen wieder öffnen und auch Gottesdienste und Gebetsversammlungen wieder stattfinden dürfen. Auch Museen, Ausstellungen, Gedenkstätten, Zoos und botanische Gärten sollen nach dem Beschluss der Regierungschefs wieder Besucher einlassen dürfen. Wie Hamburg die Beschlüsse umsetzt, soll bei der Senatssitzung am kommenden Dienstag entschieden werden.

Kultursenator Carsten Brosda (SPD) begrüßte die von Bund und Ländern beschlossenen Lockerungen für Museen und Ausstellungen. Hamburg habe ausgesprochen vielfältige Museen, Ausstellungshäuser und Gedenkstätten, sagte er am Donnerstagabend. "Die letzten Wochen haben schmerzhaft gezeigt, was fehlt, wenn diese Orte der Kultur geschlossen sind."

Den nächsten "großen Schritt" zur Lockerung der Corona-Beschränkungen könne es erst nach einer weiteren Schaltkonferenz in der kommenden Woche geben, sagte der Bürgermeister. Dann soll etwa ein einheitliches Konzept zur weiteren schrittweisen Öffnung von Schulen und Kitas kommen.

Bestätigt wurde am Donnerstag die Anordnung der Hamburger Behörden, dass Einzelhandelsgeschäfte vorerst nur mit einer Verkaufsfläche bis zu 800 Quadratmetern öffnen dürfen. Das Oberverwaltungsgericht korrigierte auf Antrag der Stadt eine entgegengesetzte Entscheidung des Verwaltungsgerichts aus der vergangenen Woche. Geklagt hatte die Betreiberin eines großen Sportgeschäfts in der Hamburger Innenstadt.

Tschentscher betonte die Bedeutung wissenschaftlicher Erkenntnisse für politische Entscheidungen in der Krise. "Wissenschaftler sind Wissenschaftler und keine Hellseher." Deshalb sei die einheitliche Auswertung der jetzt bundesweit laufenden Studien zur Pandemie besonders wichtig, um etwa Fragen wie nach der Rolle von Kleinkindern bei der Infektionsübertragung oder dem Risiko einer zweiten Infektion zu klären.

"Und sobald es dort eine Sicherheit gibt, haben wir auch eine sichere Entscheidungsgrundlage für die Politik", sagte der Labormediziner. "Und solange müssen wir mit einer Restunsicherheit leben. Wir können nur aufgrund von Daten entscheiden, die es gibt."

Unterdessen war die Zahl der positiv auf das neue Sars-Cov-2-Virus getesteten Hamburgerinnen und Hamburger seit Donnerstag um 19 auf 4820 gestiegen. Laut Robert Koch-Institut (RKI) könnten davon 3600 inzwischen als genesen angesehen werden, teilte die Gesundheitsbehörde am Freitag mit. Sie gehe aktuell von rund 1050 mit dem Coronavirus infizierten Hamburgern aus.

Die Zahl der an einer Covid-19-Infektion gestorbenen Hamburger stieg nach Berechnungen des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) um neun auf 163. Auch nach RKI-Angaben sind in Hamburg bislang 163 Personen mit einer Covid-19-Infektion gestorben - das sind acht mehr als am Vortag.

Insgesamt befinden sich nach Behördenangaben 164 Hamburger wegen Covid-19 in stationärer Behandlung. Das sind zehn weniger als am Vortag. Die Zahl der Covid-19-Patienten auf einer Intensivstation sank um zwei auf 62.