Hamburg/Kiel. Schleswig-Holstein überlegt, wie es seine Tourismuswirtschaft wiederbeleben kann, trotz Corona-Krise. Der Wirtschaftsrat der CDU kritisiert die Maßnahmen gegen Tagestouristen. Doch in Kiel gibt es eine neue Idee: Online-Einreiseerlaubnisse für Hamburger.

Schleswig-Holsteins Einreiseverbot für Tagestouristen aus Hamburg und anderen Bundesländern im Zusammenhang mit der Corona-Krise stößt weiter auf Kritik. "Kiel und Schwerin überspannen den föderalistischen Bogen gewaltig. Diese Kontrollposse ist willkürlich, unverhältnismäßig und sehr wahrscheinlich nicht verfassungskonform", erklärte der Hamburger Landesvorsitzende des CDU-Wirtschaftsrats, Henneke Lütgerath, am Freitag. Die CDU-Vereinigung befürchte, "dass dieses Vorgehen das eigentlich so gute Verhältnis, insbesondere zwischen Hamburgern und Schleswig-Holsteinern, nachhaltig vergiftet".

Der Landesvorsitzende des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein, Christian von Boetticher, beklagte einen Rückfall in eine Zeit vor 1834, als es das letzte Mal Zollgrenzkontrollen zwischen den Ländern gegeben habe. Er könne nicht erkennen, wie das einen Virus an der Ausbreitung hindern solle. "Ob ein Wedeler zum Spaziergang an der Elbe nach Rissen geht, was erlaubt ist, oder ein Bergedorfer in den Sachsenwald fährt, was verboten ist, macht virologisch keinen Unterschied."

Die Landesregierung in Kiel will den Tourismus stufenweise wieder erlauben. Allerdings sollen Tagestouristen erst im letzten Schritt wieder ins Land gelassen werden. Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) sprach am Freitag mit 16 Spitzenvertretern der Tourismusbranche über den Stufenplan. "Bis auf ein paar kleine Details, wo es sicherlich abweichende Auffassungen gibt, sind wir total einig, dass das die richtigen Phasen in der richtigen Reihenfolge sind", sagte Buchholz anschließend.

Dem Stufenplan zufolge sollen zunächst ab 4. Mai Zweitwohnungsbesitzer nach Schleswig-Holstein zurückkehren dürfen. Möglicherweise soll das auch Dauercampern erlaubt werden. "Das werden wir sehen, ob das virologisch-infektionsmäßig geht", sagte Buchholz. In einem zweiten Schritt sollen Ferienwohnungen wieder vermietet werden, aber nur an Gäste, die sich selbst versorgen. Ob auch schon einige Gaststätten unter Auflagen öffnen können, ist noch nicht entschieden. Als dritte Stufe ist die Öffnung der Hotels vorgesehen.

In einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit" hatte Buchholz gesagt: "Das Thema Tagestourismus steht in dieser Abfolge weiter hinten, weil der am schwersten steuerbar ist. Man könnte für bestimmte Regionen aber Anmeldeverfahren über das Internet schaffen oder Ticketkonzepte, sodass man die Identität der Gäste auch hier kennt." Ein Sprecher des Ministers bezeichnete diesen Vorschlag aber nur als Beispiel für ein mögliches Modell. Tagestouristen bedeuteten ein höheres Infektionsrisiko, weil sie etwa durch Tanken, Autopannen und Einkaufen mehr Sozialkontakte hätten.

Unterdessen teilte ein Golfclub in Tangstedt (Kreis Segeberg) nach einem Bericht des "Hamburger Abendblatts" seinen Mitgliedern in der benachbarten Hansestadt mit, auch nach der Wiedereröffnung am 4. Mai dürften sie die Anlage nicht nutzen. Es sei mit verstärkten Kontrollen der Behörden zu rechnen, wobei hohe Bußgelder drohten.