Hamburg. „Gegen rechts hilft nur Haltung“, erklärte Holger Artus und griff am Montag zu einem Schwamm und Reinigungsmittel, um den mit roter Farbe beschmierten Stolperstein für die Hamburger Jüdin Renata Rahel Drehmel (1903–1943) wieder glänzen zu lassen. Die vor dem Haus an der Gärtnerstraße 117 im Boden eingelassene Messingplatte war zum zweiten Mal nach 2019 von Unbekannten attackiert worden. Das wollten auch weitere Anwohner um Artus nicht unbeantwortet lassen und legten Blumen an dem Gedenkstein nieder.
Renata Rahel Drehmel war die Tante der Hamburger Journalistin und Schauspielerin Peggy Parnass (85). Drehmel war zunächst durch ihre Ehe mit dem nicht jüdischen kaufmännischen Angestellten Fritz Drehmel, mit dem sie einen Sohn hatte, vergleichsweise wenig gefährdet, von den Nazis deportiert zu werden.
Peggy Parnass war außer sich vor Wut
Doch nach dem Tod ihres Mannes 1942 lebte sie im „Judenhaus“ an der Rutschbahn 25 A. Im darauffolgenden Jahr hätten Drehmel und ihr Sohn nach Theresienstadt deportiert werden sollen – doch sie starb nach mehreren Selbstmordversuchen im Krankenhaus.
Peggy Parnass sagte am Montag, sie sei außer sich gewesen vor Wut, als sie von der erneuten Attacke hörte. „Das hat mir sehr wehgetan. Es kommt mir vor, als würde man meine Tante ein zweites und drittes Mal umbringen.“
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