Hamburg/Kiel. Für die Studenten im Norden wird das Sommersemester anders als alle Semester zuvor. Die Hochschulen setzen auf Digitales. Müssen sie auch. Denn Präsenzvorlesungen sind wegen der Corona-Pandemie kaum möglich.

Computer statt Hörsaal: Tausende Studierende sind am Montag coronabedingt mit fast dreiwöchiger Verspätung in Hamburg in das Sommersemester 2020 gestartet. Beinahe alle Vorlesungen an der Universität werden digital gehalten, erstmals in der mehr als 100-jährigen Geschichte der Hochschule. "Mit einem menschenleeren Campus in ein neues Semester zu starten, ist für uns alle an der Universität Hamburg eine neue und merkwürdige Erfahrung", sagte Universitätspräsident Prof. Dieter Lenzen. Das, was eine Hochschule ausmache - der lebendige und direkte Austausch untereinander -, fehle dieser Tage schmerzlich.

Er sei dennoch optimistisch, dass die Universität "mit allen Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, auch diese besondere Aufgabe meistern und unseren Studierenden ein adäquates Sommersemester 2020 bieten" könne. An einigen Stellen werde es haken, "an anderen werden wir Ideen entwickeln, die in die künftige Lehre mit eingehen werden". An der Uni seien rund 5000 Lehrveranstaltungen angesetzt. Je nach Fach werden 80 bis 100 Prozent dieser Veranstaltungen in digitaler Form angeboten. Vorlesungen in Hörsälen gibt es derzeit nicht. Auch schriftliche Prüfungen finden aktuell nicht statt. Sie sollen eventuell auch digital möglich gemacht werden.

An der Universität gibt es mehr als 170 Studiengänge. Sie gehört mit etwa 42 000 Studierenden und gut 12 000 Beschäftigten, darunter rund 700 Professoren, zu den größten Hochschulen Deutschlands. Seit 2019 darf sie sich Exzellenzuniversität nennen.

Die Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) Hamburg versucht indes, den Studierenden per Mail Zugang zu den Büchern zu ermöglichen, die nicht digital zur Verfügung stehen. Zudem beschafft die SUB derzeit für das digitale Sommersemester nötige Bücher in elektronischer Form. Vom 27. April an sollen Ausleihe und Rückgabe schrittweise und zunächst eingeschränkt wieder möglich sein.

An der Universität in Lübeck war das Semester bereits am 6. April gestartet. Dort arbeiten die Mitarbeiter den Angaben der Uni zufolge weitgehend im Homeoffice, Lehrveranstaltungen werden digital angeboten, schriftliche Prüfungen wurden verschoben oder können in eine mündliche Prüfung umgewandelt werden. Mündliche Prüfungen werden über Videokonferenz abgenommen.

Auch an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel war das Sommersemester vor knapp zwei Wochen gestartet. "Wir haben viel an den technischen Infrastrukturen gedreht und ein Zwei-Millionen-Programm für die digitale Lehre aufgelegt", sagte ein Sprecher. So habe das Semester mit rund 2000 Online-Modulen von etwa 2000 Lehrenden regulär starten können. An der Uni Kiel gibt es acht Fakultäten mit 195 Studiengängen und 25 300 Studierenden, gut 600 davon haben im Sommersemester 2020 begonnen.