Hamburg. Krebspatienten sind besonders gefährdet, bei einer Corona-Infektion lebensbedrohlich zu erkranken. Am Universitätsklinikum Eppendorf sind gleich rund 20 Patienten positiv auf Covid-19 getestet worden. Nun hat sich das Klinikum zu den Fällen geäußert.

Nach der Häufung von Covid-19-Fällen im hochsensiblen Bereich des Krebszentrums des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat die Klinikleitung Kritik an der Informationspolitik zurückgewiesen. Die Gesundheitsbehörden seien von Anfang an über jeden Einzelfall informiert worden, sagte der auch für die Onkologie zuständige Klinikdirektor Carsten Brockmeyer am Mittwoch. Das UKE sei sehr professionell mit den Fällen umgegangen und habe die Situation "sehr, sehr gut gemanagt". Falls der Eindruck aufgekommen sei, es sei etwas außer Kontrolle, so stimme dies nicht. "Wir haben es im Griff", sagte der Direktor für Patienten- und Pflegemanagement, Joachim Prölß.

Rückendeckung erhielt die Klinikleitung von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). Das Krankenhaus habe die gesetzlichen Meldeketten durchgängig vollzogen, sagte sie dem Radiosender NDR 90,3. Das UKE sei sehr transparent gewesen und habe das für das Klinikum zuständige Gesundheitsamt sowie die für die Patienten zuständigen Ämter an deren Wohnort informiert. Senatssprecher Marcel Schweitzer kündigte an, dass sowohl die für den Infektionsschutz zuständige Gesundheitsbehörde, als auch die Wissenschaftsbehörde als Fachaufsicht, öffentlich aufgeworfenen Fragen nachgingen.

"Die gehäufte Meldung von Patienten mit Covid-19 und Mitarbeitern im Zentrum für Onkologie hat seinen Start am 5. April, und zwar am späten Abend", sagte Prölß. Damals seien sieben Patienten einer onkologischen Station positiv getestet worden, nachdem zuvor bei einem Mitarbeiter aus dem Pflegebereich eine Infektion festgestellt worden sei. Im Laufe der vergangenen Woche seien dann weitere Patienten positiv getestet worden, "ungefähr 20 waren es", sagte Prölß. Auch bei rund 20 Beschäftigten aus dem Pflege- und Ärztebereich, dem Reinigungsdienst und der Physiotherapie sei das Virus festgestellt worden.

Es seien alle betroffenen Krebspatienten zur Sicherheit auf die Intensivstation verlegt worden, weil gerade Menschen mit Leukämie oder Lymphdrüsenkrebs besonderes anfällig für schwere Verläufe einer Covid-19-Infektion seien, sagte Brockmeyer. Inzwischen seien aber 15 wieder auf einer Normalstation, die im Krebszentrum speziell für Corona-Fälle eingerichtet worden sei. Drei Patienten würden noch intensivmedizinisch betreut, davon werde einer beatmet. Mit Blick auf die anderen Patienten sagte Brockemeyer: "Wir haben im Rahmen dieses Ausbruchsgeschehens (...) alle Patienten innerhalb des onkologischen Zentrums komplett getestet."

Dem zuständigen Gesundheitsamt seien am Morgen des 6. April die Covid-19-Erkrankungen gemeldet worden, "mit dem Hinweis, dass es sich hier um eine Häufung handelt", sagte der Leiter der Krankenhaushygiene, Johannes K.-M. Knobloch. Wie es überhaupt zu einer solchen Häufung der Fälle kommen konnte, sei noch nicht bekannt. Es laufe derzeit eine "ganz, ganz intensive Analyse".

"Wir haben insgesamt weit über 300 Personen identifiziert, die in irgendeiner Weise Kontakt haben", sagte Knobloch. Sie alle würden entweder auf freiwilliger Basis oder obligatorisch getestet. Brockmeyer betonte, es sei jedoch unmöglich, das Personal jeden Tag aufs neue zu testen. "Das ist nicht umzusetzen." Gleiches gelte für die Patienten. "Das würde alle Testkapazitäten und auch die Psyche aller Patienten komplett überfordern."

Das UKE war in Hamburg vom ersten Corona-Fall überhaupt betroffen. Ein Arzt auf der Kinderstation hatte sich im Urlaub angesteckt. Dieser Bereich arbeite nach Maßnahmen wie Prüfung der Infektionsketten, Feststellung der Kontaktpersonen und Quarantäne-Anordnungen heute wieder normal, sagte Fegebank. So sei auch auf anderen Stationen vorgegangen worden, wo es einzelne positiv getestete Fälle gegeben habe.