Kiel/Hamburg. Der Corona-Countdown läuft: Doch auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität machen die Regierungschefs im Norden wenig Hoffnung. Der Schutz von Leben und Gesundheit bleibt oberste Priorität. Dem hat sich die Rückkehr in den Alltag unterzuordnen.

Vor den Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder über eine Lockerung der Corona-Auflagen zeichnet sich im Norden ein behutsames Vorgehen ab. Beim Wiederanfahren des öffentlichen Lebens muss nach Ansicht von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) die gleiche Sorgfalt herrschen wie beim Runterfahren des Alltags. Hamburg wolle sich im Geleitzug der bundesweiten Regelungen bewegen, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). "Wir werden aber natürlich einen für Hamburg passenden Kurs wählen." Die norddeutschen Industrie- und Handelskammern fordern ein abgestimmtes Vorgehen.

Nach der Telefonkonferenz der Kanzlerin mit den Regierungschefs am Mittwoch will die Kieler Jamaika-Koalition tags darauf ihr Vorgehen beraten. Entscheidungen will das Kabinett am Freitag treffen. Am Nachmittag will Günther dann im Landtag eine Regierungserklärung abgeben. Ihm schwebt ein "Phasenplan" für die Rückkehr zur Normalität vor, um den Menschen klare Perspektiven aufzuzeigen, was wann wieder möglich sein wird. In dem Bundesland und im südlichen Stadtstaat spielen für die Bewertung das Infektionsgeschehen und die Auslastung der Krankenhäuser eine entscheidende Rolle.

Lockerungen sind nach Worten des Hamburger Bürgermeisters frühestens vom kommenden Montag an möglich. Regierungschef Günther geht von bundesweit einheitlichen Regelungen in einigen Bereichen aus, beispielsweise bei Kitas und Schulen.

Der neue Handelskammer-Präses Norbert Aust sprach sich angesichts von überschlägig bis zu 1,6 Milliarden Euro coronabedingter Schließungskosten täglich für die norddeutsche Wirtschaft für schrittweisen Lockerungen aus. In einem Eckpunkte-Papier der elf norddeutschen Kammern machen sie sich für länderübergreifend einheitliche Regelungen stark. Eine länderübergreifende Bewegungsfreiheit sei allein wegen der vielfältigen Pendlerverkehre, Liefer- und Leistungsbeziehungen sowie tagestouristischen Aktivitäten unabdingbar, hieß es. Die Kammern verlangen außerdem "klare und verbindliche Hygienevorschriften, unter denen Betriebe wieder öffnen könnten" - statt pauschaler Betriebsverbote für ganze Branchen.