Hamburg.

Wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus wollen mehr Schwangere in Hamburg ihr Kind lieber in einem Geburtshaus oder daheim bekommen als in einem Krankenhaus. "Die Anfragen nehmen zu", sagte Andrea Sturm, 1. Vorsitzende des Hebammenverbandes Hamburg, der Deutschen Presse-Agentur. Viele Frauen seien wegen der Corona-Krise verunsichert, weil die Begleitung während der Geburt durch eine Vertrauensperson und in den Kliniken auch das Besuchsrecht im Anschluss eingeschränkt sind. Dennoch sei es nicht möglich, mehr Hausgeburten als sonst üblich zu übernehmen, "weil wir gar nicht mehr Hausgeburtshebammen haben". In der Hansestadt arbeiten Sturm zufolge etwa 300 Hebammen. Von den jährlich rund 21 000 Geburten in Hamburg sind etwa 210 Hausgeburten.

Grundsätzlich könnten natürlich alle Hebammen auch Kinder entbinden, aber dazu brauche man die entsprechende Ausrüstung, meist auch eine Tandemhebamme und müsse zusätzlich versichert sein. Zudem würden Hebammen bei spontan anberaumten Hausgeburten auf Frauen treffen, die sie nicht gut genug kennen. "Das halte ich auch für fachlich nicht richtig. Hebammen müssen ein umfassendes Bild haben von der Frau, auch um zu sehen, ob sie aus medizinischer Sicht die Voraussetzungen für eine Hausgeburt erfüllt", so Sturm.

Um die Corona-Zeit auch in den Kliniken gut meistern zu können, wünscht sich Sturm, dass in Hamburg ein klinikübergreifender Krisenstab "Geburtshilfe" eingerichtet wird. "So etwas gibt es nicht einmal in den einzelnen Kliniken. Auch dort sind die Krisenstäbe nicht interdisziplinär besetzt." Das sei aber wichtig, um gemeinsam gut durch die Krise zu kommen. "Wir brauchen das! Wir müssen mit dieser Krise gemeinsam umgehen!"