Jil Becker schreibt über ihre Angst und über Sorgen, die auch jene haben, die nicht zu einer Risikogruppe gehören.

#Wir bleiben zu Hause. Ich auch. Denn ich erwarte ein Baby und habe große Angst, keine passenden Medikamente nehmen zu dürfen. Ja, ich weiß, ich gehöre eigentlich nicht zur Risikogruppe. Trotzdem. Angst ist Angst.

Ich arbeite also schon länger als andere im kompletten Homeoffice. Der Supermarkt ist der einzige Ort, den ich außerhalb meiner Wohnung ansteuere.

Treffe ich andere Menschen? Ja, einen. Der sitzt neben mir und arbeitet nun auch im Homeoffice.

Kolleginnen und Kollegen? Nur über den Videochat oder am Telefon erreichbar.

Reale Treffen mit Abstand? Na ja, anscheinend kann man auch einen guten digitalen Abend mit Freunden haben. Mit den Bildschirmen beamen wir uns derzeit nach Rügen, zum Griechen in sein Restaurant, an den Strand.

Jetzt kommt für mich noch erschwerend hinzu, dass ich aus Westfalen stamme. Ja, man sagt uns Sturheit und Kargheit an Worten nach, aber meine Heimatstadt ist anders. Eins können wir da: miteinander quatschen! Oh, wat können wir quatschen:

auf dem Markt, in der Warteschlange, in der Fußgängerzone, im Aufzug,

bei Festen in der Stadt, an der Tankstelle, vor dem Haus, auf dem Friedhof, beim Sport ... Die Liste füllt diese Seite locker. Wir quatschen manchmal lang, manchmal nur kurz, aber immer herzlich und von Angesicht zu Angesicht.

Trotz aller richtigen Maßnahmen muss ich mir daher diesen Satz erlauben: Ich vermisse euch. Sehr. Und das Quatschen auch. Ich vermisse euch Menschen da draußen, die mit mir gemeinsam Kirche sind, die meine wilden Ideen auf den Boden der Realitäten holen, die mich trösten, die mir widersprechen, die sich mit mir kaputtlachen, die mir schlechte Witze erzählen, die mich zur Begrüßung umarmen. Ich vermisse euch! Das gemeinsame Essen an einem Tisch, einen Abend mit Fremden vor der Kinoleinwand, den Bummel durch die Stadt neben vielen Touristen. Das Digitale reicht mir nicht.

Übertrieben, das nach gerade mal ein paar Tagen zu sagen? Ja, kann gut sein. Dennoch ist es für mich die eine, wenn nicht wichtigste Erkenntnis dieser Tage: Ich kann nicht ohne euch leben. Ich brauche Menschen um mich wie die Luft zum Atmen. In meinem Beruf, den ich so liebe, in meinem privaten Umfeld. Ohne euch ist die Welt nur halb so schön.

Und doch: #Wir bleiben zu Hause. Ich auch. Für euch. Weil ihr mir wichtig seid!

Jil.Becker@nachwuchs.nordkirche.de