Hamburg. Nach drei turbulenten Jahren in Rebellenhand bekommt die Hamburger Handelskammer wieder einen Präses. Vor der neuen Führung liegen wichtige Aufgaben - und das wäre selbst ohne Corona-Krise so.

Am Freitag (3. April) kommen in Hamburg erstmals die Mitglieder des neuen Plenums der Handelskammer zusammen, um ein neues Präsidium zu wählen. Was in früheren Jahren kaum eine Notiz in den Lokalmedien wert gewesen wäre, ist in den Zeiten der Corona-Krise gleich doppelt bemerkenswert.

Zum einen sollte die Sitzung nach dem Willen des noch amtierenden alten Präsidiums, das nach den Kammerwahlen vom Januar und Februar keine Mehrheit mehr besitzt, gar nicht stattfinden. Mit Rücksicht auf die Corona-Pandemie wollten die Präsiden die Kammer weiter verwalten, bis wieder Veranstaltungen im regulären Rahmen möglich wären. Das wurde verhindert von zwölf Mitgliedern des Plenums, die sich auf die Satzung beriefen und die Sitzung damit erzwangen. Tatsächlich anwesend sein wird im Börsensaal der Handelskammer wohl nur ein Teil der 58 Plenarier.

Zum zweiten endet mit der Plenumssitzung am Freitag die Herrschaft der so genannten Kammerrebellen in der Hamburger Kammer. Die Liste "Die Kammer sind WIR" hatte bei den Wahlen 2017 fast alle Sitze gewonnen und grundlegende Reformen versprochen. Die Rebellen konnten jedoch ihr zentrales Wahlversprechen nicht einhalten, die Abschaffung der Kammerbeiträge. Der langjährige Hauptgeschäftsführer musste gehen, seine Nachfolgerin hielt auch nur eineinhalb Jahre durch. Tobias Bergmann, der führende Kopf der Kammerrebellen, trat als Präses zurück und die mittlerweile zerstrittene Gruppierung schaffte es nicht, einen Nachfolger zu bestimmen. Wichtige hauptamtliche Mitarbeiter verließen freiwillig oder unfreiwillig die Handelskammer.

Nach dieser schwierigen Phase steht die Kammer vor einem Neuanfang. Sie muss ihre einstmals starke Stellung im politischen Gefüge der Stadt neu gewinnen und zu alter Schlagkraft zurückfinden. Das wird die Aufgabe des Favoriten für die Position des Präses, Norbert Aust. Der Mitbegründer des Schmidt-Theater auf der Reeperbahn und Vorsitzende des Tourismusverbandes Hamburg ist in der Stadt angesehen und gut vernetzt. Er war ein Spitzenkandidat des Bündnisses "Starke Wirtschaft Hamburg", das die Kammerwahlen gewonnen hat und 41 der 58 Plenarier stellt. Seine Co-Spitzenkandidatin Astrid Nissen-Schmidt kann laut Satzung der Kammer keine Doppelspitze mit Aust bilden, doch dürfte sie unter den sechs Vizepräsides eine herausgehobene Rolle einnehmen.