Hamburg/Kiel. Die norddeutschen Unternehmen stehen wegen des Coronavirus vor einer schweren Krise. Wenn der Staat nicht stärker hilft, könnte das Gerüst der Wirtschaft ernsthaften Schaden nehmen, befürchtet der Unternehmensverband Nord.

Die norddeutsche Wirtschaft blickt in den Abgrund. "Im Mittelstand haben zwei Drittel der Unternehmen durch die Corona-Krise hohe Umsatzverluste erlitten und ein Drittel bereits Kurzarbeit angemeldet", sagte Uli Wachholtz, Präsident der Unternehmensverbände Nord, der Deutschen Presse-Agentur. "Wir laufen in eine schwere Krise der kleinen und mittleren Unternehmen." Die bislang beschlossenen Hilfen für die Unternehmen seien treffend und wichtig, aber bei weitem nicht ausreichend. Der Staat müsse in letzter Instanz die Unternehmen mit direkten Zuschüssen unterstützen.

"Das größte Problem ist die Liquidität", sagte Wachholtz. "Die Banken wollen helfen, kommen aber über die Vorgaben nicht hinweg." Wie in den Zeiten vor der Pandemie müssten die Banken die Bonität des Kreditnehmers prüfen - und die habe sich durch die Krise meistens verschlechtert, so dass die Banken Kreditanträge ablehnen müssten. Zudem könnten viele Unternehmen nach einem tilgungsfreien Jahr die Kreditlast nicht schultern.

Wachholtz erwartet, dass sich die Krise auch dann fortsetzt, wenn Handel, Dienstleister, Gastronomie und Industrie wieder arbeiten. Durch die Einnahmeausfälle der Kurzarbeiter würde weiterhin Nachfrage ausfallen. Wer zeitweise nur 60 oder 67 Prozent seines Einkommens erhalte, könne danach nicht konsumieren wie zuvor. "Es geht um das Überleben weiter Teile der Wirtschaft", betonte der Verbandspräsident. Sollte es nicht gelingen, die Unternehmen mit ausreichend Liquidität zu versorgen und so durch die Krise zu bringen, drohe Massenarbeitslosigkeit mit all ihren Folgen. "Wir sind normalerweise die letzten, die nach dem Staat rufen", sagte er. "Aber nun müssen wir nur noch pragmatisch vorgehen."