Kiel.

Schleswig-Holsteins Datenschutzbeauftragte Marit Hansen rechnet durch die Corona-Pandemie mit einem Schub für die Digitalisierung. "Allerdings dominieren weiterhin globale Player auf dem Markt, die es mit Datenschutz nicht so genau nehmen", sagte die Leiterin des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz (ULD) am Freitag. "Hier rächt sich, dass man zu wenig auf sichere und datenschutzfreundliche Alternativen gesetzt hat." Gerichtliche Auseinandersetzungen könnten sich über lange Zeiträume erstrecken, wie das seit 2011 laufende Verfahren um einen ULD-Bescheid zur Deaktivierung einer Facebook-Fanpage zeige.

Die hohe Geschwindigkeit im Krisenmodus wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus hält die Expertin für nachvollziehbar. Die Verhältnismäßigkeit der geplanten Datenverarbeitungen müsse aber geprüft und ausreichende Garantien für die Rechte und Freiheiten der Menschen müssten gegeben werden. "Fast täglich melden sich Menschen bei uns, die Angst um ihre Daten haben", sagte Hansen. "Sie fühlen sich nicht gut genug informiert, um verstehen zu können, wie der Staat, Firmen oder ihr Arbeitgeber mit den Daten umgehen, die dort mit der Begründung "Corona" gesammelt und ausgewertet werden."

Laut dem am Freitag vorgestellten Tätigkeitsbericht für 2019 hatten die Datenschützer 2019 nach Beschwerden 915 Verfahren eingeleitet. Außerdem wurden 349 Datenpannen gemeldet, fast dreimal so viele wie 2018 (123 Datenpannen). Dabei ging es um fehladressierte Schreiben, offene E-Mail-Verteiler, verlorene USB-Sticks oder Rechner-Infektionen mit Schadsoftware.