Kiel. Das Tempo der Ausbreitung der Corona-Pandemie hat sich in Schleswig-Holstein etwas verlangsamt. Mittlerweile sind 145 Infektionen im Land nachgewiesen. Die Landesregierung berät erneut über das weitere Vorgehen.

Mindestens 145 Menschen haben sich in Schleswig-Holstein mittlerweile nachweislich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Die Zahl der Fälle ist seit Sonntag nach Angaben des Gesundheitsministeriums um 22 Betroffene gestiegen. Dabei wurden allerdings nur die bis Montag einschließlich gemeldeten Fälle erfasst. Damit hat sich das Tempo der Ausbreitung etwas verlangsamt. Von Freitag bis Sonntag hatte sich die Zahl der Infizierten von 60 auf 123 Fälle mehr als verdoppelt.

Nachgewiesen wurde eine Infektion mittlerweile bei sechs Mitarbeitern des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. Sechs Infizierte im nördlichsten Bundesland werden nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Montag aktuell in Krankenhäusern behandelt. Todesfälle von Coronavirus-Infizierten gab es demnach bisher nicht.

Wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie folgt in Kiel seit Tagen eine Sondersitzung der Landesregierung auf die nächste. Am Nachmittag wollten sich die Minister der Regierung von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) erneut beraten. Erneut greifen sie dabei zum Telefonhörer, um das Ansteckungsrisiko zu verringern. Bei dem Treffen sollte die Umsetzung des am Montag zwischen Bund und Ländern verabredeten Vorgehens besprochen werden.

Bereits seit Montag sind im Norden Schulen und Kitas sind zu, öffentliche Veranstaltungen finden vorerst nicht statt. Clubs, Fitnessstudios, Kinos, Theater bleiben bis zum 19. April geschlossen, auf die Inseln an Nord- und Ostsee dürfen keine Touristen mehr. Außerdem sollen auch zwischen Nord- und Ostsee viele Geschäfte geschlossen werden. Nicht von den Plänen betroffen sind aber Supermärkte, Apotheken und Drogerien, Tankstellen, Banken, Lieferdienste, Poststellen, Friseure, Reinigungen und Märkte für Tierbedarf sowie Wochenmärkte.

Für Restaurants soll künftig spätestens um 18.00 Uhr Schluss sein, der Sportbetrieb ist zu schließen, gleiches gilt für Spielplätze. Schleswig-Holstein will über die Vereinbarungen von Bund und Ländern hinaus den Tourismus an Nord- und Ostsee noch weiter beschränken: Urlauber müssen ihre Unterkünfte am Mittwoch verlassen, die Hotels werden geschlossen. Ausnahmen gibt es nur für Geschäftsreisende oder Einsatzkräfte, beispielsweise Polizisten. Gleichzeitig hat Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) aber bereits Hilfen für die Betriebe in Aussicht gestellt.

Bereits am Montagmorgen hatte das Land alle schleswig-holsteinischen Nord- und Ostseeinseln sowie die Halligen in der Nordsee für Touristen gesperrt. Das gilt auch für den Flugverkehr nach Sylt. "Diejenigen, die dort nicht ihren Erstwohnsitz haben, werden nach der Ankunft wieder zurückgeschickt", sagte der Sprecher des Landespolizeiamts, Torge Stelck, am Dienstag. Es gebe allerdings kein Landeverbot auf der Nordseeinsel.

Wegen der Ausbreitung des Virus sind bereits Prozess-Termine am Landgericht Kiel aufgehoben worden. "Die Kammern sind aufgefordert zu prüfen, welche Verhandlungen in welchem Umfang stattfinden müssen oder verschoben werden können", sagte ein Gerichtssprecher der Deutschen Presse-Agentur. Das gelte sowohl in Zivil- als auch in Strafsachen. "Tatsächlich finden einzelne Verhandlungen statt, es sind aber auch zahlreiche Termine aufgehoben oder etwa durch die Verschiebung von Zeugenvernehmungen verkürzt worden."

Nach Angaben der Verbraucherzentrale gibt es bisher keine nachgewiesenen Fälle einer Übertragung des Coronavirus über Lebensmittel oder importierte Produkte. "Wie überall spielen auch bei der Zubereitung von Lebensmitteln die Hygieneregeln eine entscheidende Rolle", betonte die Verbraucherzentrale in einer Pressemitteilung. Diese seien streng einzuhalten, um sich selbst und andere vor einer Ansteckung zu schützen. Nach derzeitigem Wissensstand sei eine Übertragung des Virus über Lebensmittel oder importierte Produkte unwahrscheinlich.

Das gelte laut Umweltbundesamt auch für eine Übertragung durch Trinkwasser. Um sich selbst und andere Menschen vor einer Ansteckung zu schützen, seien die allgemeinen Hygieneregeln wie häufiges, gründliches Händewaschen sowie Husten oder Niesen in die Armbeuge besonders wichtig.