Kiel. Schleswig-Holstein beklagt das erste deutsche Todesopfer des neuen Coronavirus. SPD und FDP stellen ihre Landesparteitage auf den Prüfstand. Die Sozialdemokraten fordern mehr Landesgeld zur Stützung der Wirtschaft.

Das neuartige Coronavirus trifft zunehmend auch Schleswig-Holstein. So kommt der erste deutsche Covid-19-Tote aus dem nördlichsten Bundesland. Wie am Montag in Kiel bekannt wurde, lebte der im Ägyptenurlaub an einer Infektion mit dem Virus gestorbene Hamburger Feuerwehrmann im Kreis Herzogtum Lauenburg. Am Montagmorgen informierten laut Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) zwei Beamte der Polizeistation Lauenburg die vorzeitig zurückgekehrte Frau über den Tod ihres Mannes. Die Zahl der mit dem neuen Virus angesteckten Schleswig-Holsteiner stieg mit diesem Fall auf 10. In Hamburg wurden es am Montag 22.

Die Witwe und die beiden Lauenburger Polizisten wurden Grote zufolge vorsorglich zu Hause isoliert. Die Polizeistation Lauenburg blieb vorläufig geschlossen. Sie werde das aber nicht etwa 14 Tage sein, sagte Grote. Nach Informationen des "Hamburger Abendblatts" hatte der 60 Jahre alte Feuerwehrmann eine Nilkreuzfahrt mit seiner Frau gemacht. Er sei in dem Ferienort Hurghada gestorben.

Von Infektionen betroffen sind in Schleswig-Holstein bisher Lübeck sowie die Kreise Segeberg, Herzogtum Lauenburg, Stormarn, Pinneberg und Dithmarschen. Aus den nördlicher gelegenen Kreisen und kreisfreien Städten wurden noch keine Fälle gemeldet. Der Kreis Rendsburg-Eckernförde untersagte dennoch am Montag als bisher einziger per Allgemeinverfügung Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen in geschlossenen Räumen. Darüber berichtete zunächst der NDR. Der Kreis folgte damit einer Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

Wegen der Ausbreitung des Coronavirus erwägt die schleswig- holsteinische SPD eine mögliche Absage ihres Landesparteitags am 21. März in Lübeck. "Wir prüfen das intensiv und beobachten die Entwicklung", sagte Pressesprecher Frederik Digulla der Deutschen Presse-Agentur. Endgültig müsse der Landesvorstand am Montag nächster Woche entscheiden. Die Nord-SPD hatte für den Sonnabend nächster Woche einen Sonderparteitag zum Thema Arbeit einberufen.

Die FDP prüft ebenfalls eine eventuelle Absage ihres Parteitags, der für den 28. März in Büdelsdorf angesetzt ist. Am Montag teilte die FDP auch mit, als präventive Maßnahme werde der Frühlingsempfang von Fraktion und Landesverband am Montag nächster Woche ausfallen. Die AfD hatte bereits in der vorigen Woche ihren für den 29. März geplanten Landesparteitag abgesagt. Die Landtagssitzung von Mittwoch bis Freitag nächster Woche soll indes nach bisherigem Stand wie geplant stattfinden. Öffentliche Veranstaltungen über den Parlamentsbetrieb hinaus hatte der Landtag gestrichen, ebenso wie Gruppenbesuche.

Die Coronavirus-Krise wirkt sich auch auf die Zusammenarbeit Schleswig-Holsteins mit seiner chinesischen Partnerprovinz Zhejiang aus. Eine für den 13. bis 18. April geplante Reise von Mitgliedern der gemeinsamen Förderkommission nach Zhejiang findet laut Staatskanzlei nicht statt, weil die Lufthansa-Gruppe bis zum 24. April alle Flüge auf das chinesische Festland gestrichen habe.

Die Kommission bringt gemeinsame Projekte auf den Weg. Staatskanzleichef Dirk Schrödter hätte die Delegation geleitet. Bei dem Besuch sollte es um Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, erneuerbare Energien und künstliche Intelligenz gehen.

Die SPD verlangte vom Land ein Maßnahmenpaket gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise. Dafür müsse die Landesregierung "das aktuell reichlich vorhandene Geld" verwenden, erklärte die Landesvorsitzende Serpil Midyatli. Besonders betroffene Branchen wie Tourismus, Gastronomie und Veranstaltungsgewerbe bräuchten schnelle Zusagen. "Nur so können sie sicher durch die Krise kommen und ihre Arbeitsplätze erhalten." Auch die vielen mittelständischen Zulieferunternehmen benötigten Hilfe.

Ohne schnelle und entschlossene Finanzhilfen drohe eine schwere Rezession, äußerte Midyatli, die auch Bundesvize der SPD ist. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus würden immer gravierender. In Schleswig-Holstein gingen die Hotel-Buchungen zurück. Es gebe mehr und mehr Stornierungen. "Unternehmer aus dem Veranstaltungsbereich sagen mir, dass sie aufgrund von Absagen kurz vor der Insolvenz stehen", sagte Midyatli. "Für uns als Tourismusland kommen die größten Auswirkungen erst im Sommer." Die große Koalition in Berlin handle entschlossen, aber das reiche nicht aus. "Kein Unternehmen in Schleswig-Holstein darf wegen dem Corona-Virus pleitegehen."